Rezension zu "Die Dunkelheit heller Sterne" von Thomas Christen
Mit „Die Dunkelheit heller Sterne“ verarbeitet der Autor Thomas Christen das Thema Trennung. Seine Hauptfigur lässt zwar viele Einblicke in ihre Gedankenwelt zu, bietet jedoch kaum Identifikationspotenzial und erschwert den Zugang zu ihr durch teils wirre Gedankentouren und enorm großzügig eingestreute Zitate und Referenzen, die auf eine aufdringliche Art bildungsbürgerlich wirken.
Bereits der Einstieg ins Buch fällt schwer: Der verlassene Ehemann reflektiert im Garten sitzend über sein Unglück, jedoch auf eine solch verworrene Weise, dass es schwerfällt, überhaupt einen Zugang zu ihm zu finden. Das wird leichter, als die eigentliche Handlung einsetzt: Der Protagonist begibt sich impulsiv auf eine Fahrradtour, um die eigene Vergangenheit zu erforschen und auf andere Gedanken zu kommen. Sobald seine Gedanken und Erinnerungen an konkretere Ereignisse geknüpft sind und hier und da auch ein wenig Handlung dazukommt, fällt es leichter, ihm zu folgen und Interesse für seine Situation aufzubringen. Nach und nach reflektiert er die gemeinsamen Ehejahre und das, was zur Trennung geführt hat. Darin verstecken sich zwar keine Überraschungen, nichtsdestotrotz lässt diese allmählich aufdeckende Erzählweise ein wenig Spannung aufkommen.
An anderen Stellen, die Selbstreflexion (und viel ‑mitleid) enthalten, schweifen die Gedankengänge oft ins Verworrene ab. Dann reihen sich oftmals auch Zitate an Zitate, meist dem Anschein nach unmotiviert, als wolle der Protagonist bloß seine Bildung zur Schau stellen. Bei einem so kurzen Buch stehen diese Passagen in einem deutlichen Missverhältnis zum eigentlich Inhalt. Es kommen Eindrücke aus der Umgebung hinzu (die Tour führt am Rhein entlang), sodass das Buch insgesamt eher behäbig dahinplätschert und den Tonfall eines Tagebuchs hat, in dem ohne roten Faden eine Mischung aus Erlebnissen, Eindrücken, Erinnerungen und Zitaten aufgezeichnet ist. Nicht völlig uninteressant, aber da der Protagonist einem emotional so fern bleibt, auch nicht packend.
„Die Dunkelheit heller Sterne“ hat definitiv hier und da seine hellen Momente und trifft bei Menschen in einer ähnlichen Situation wie der Protagonist womöglich genau ins Schwarze, wirkt jedoch insgesamt eher beliebig und ohne rechte Zielsetzung erzählt.