Cover des Buches Was soll ich hier?: Eine Begründung der Welt (ISBN: 9783038480969)
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Rezension zu Was soll ich hier?: Eine Begründung der Welt von Thomas Christian Kotulla

Eine Begründung der Welt?

von Windflug vor 7 Jahren

Rezension

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Windflugvor 7 Jahren
Ein Buch, das im Untertitel angibt, „eine Begründung der Welt“ zu liefern, lehnt sich sehr weit aus dem Fenster - und macht damit auch gleich klar, dass es sich hier um ein Buch handeln muss, das anders als es der Klappentext angibt, eine deutliche Richtung hat, nämlich die hin zum Christentum als die Antwort auf die behandelten großen Fragen der Menschheit.
Dass das nicht von vornherein klar ist, könnte Nichtchristen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen wollen, etwas ärgern, weil sie eben in eine bestimmte Richtung gedrängt werden. Andererseits muss man allerdings auch sagen, dass ein Buch, dass Antworten auf solche Fragen verspricht, notwendigerweise eine bestimmte Richtung gehen muss, denn diese Fragen zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie eben keine allgemeingültige, rational für alle erfassbare Antworten haben.

Von daher sollte man das Buch als das lesen, was es ist: die gedankliche Reise eines Menschen, der sich auf philosophischem Wege dem christlichen Glauben angenähert und hier Antworten gefunden hat. Dann kann es meiner Meinung nach auch für Nichtchristen gewinnbringend gelesen werden, wenn man eben nur den Gedanken des Autors folgt und für sich zu anderen Schlüssen kommt. Zumal diese Schlüsse in der Regel durchaus offen formuliert werden und zu eigenen Gedanken anregen wollen.

Für mich war diese gedankliche Reise außerordentlich spannend und gut nachvollziehbar zu lesen. Natürlich war es für mich einfacher, da ich selbst Christin bin. Aber auch für Christen bietet das Buch viel Stoff zum Nachdenken und dazu, sich seinem Glauben von anderen Gesichtspunkten aus zu nähern.

Die Kürze des Buches (gerade einmal 184 Seiten) führt natürlich zu einer etwas vereinfachten Darstellung, bei der viele Dinge nur angerissen werden. Schön fand ich dabei die vielen Anmerkungen und Literaturhinweise, die zum einen die Möglichkeit zur Vertiefung bieten, zum anderen aber auch deutlich machen, dass man kene unausgegorenen Gedankenkonstrukte liest, sondern auf Literatur und Quellen fundiert aufgebaute Thesen, die nicht nur vom Autor stammen, sondern eben auch wissenschaftlichen Thesen anderer aufgreifen.
Andererseits waren mir manche Fußnoten auch zu viel - oft wiederholt sich eine Anmerkung bei jeder Erwähnung eines Problems wieder und wieder, und da es sich tatsächlich eigentlich nicht um Fuß-, sondern um Endnoten handelt, unterbrach das oftmals unnötigerweise den Lesefluss.

Insgesamt war es für mich ein flüssig zu lesendes, regelrecht spannendes Buch, das viele gute Ideen bietet, zu eigenen Gedanken anregt und sich dem Christentum einmal weniger dogmatisch oder gefühlsmäßig, sondern auf logischem Wege zu nähern versucht. Aber es war mir letztlich doch zu viel in einen zu kurzen Text gepackt, so dass ich mit einem leicht unbefriedigenden Gefühl zurückblieb, dass mir da jemand zu schnell zu viele einfache Antworten bieten wollte, wenig verschiedene Richtungen auslotete, sondern gleich die Antworten besprach, die er selbst gefunden hatte, und viele Fragen einfach gar nicht erst stellte.
Und dafür fand ich den Titel dann doch etwas zu hochgestochen.
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