Rezension zu "Die Gedankenpolizei" von Thomas Dobrokovsky
Thomas Dobrokowsky hat dieses düsteres Überwachungsszenario 2017 herausgebracht, also in einer Zeit, als die derzeitige Welle an Anhängern der abgefahrensten Verschwörungstheorien höchstens verdeckt am Anrollen war. Heute würden Anhänger der „Aluhut-Religion“ in diesem Thriller wohl eine Bestätigung einiger ihrer schlimmsten Befürchtungen wiederfinden und in Thomas einen „in die Machenschaften im Hintergrund Eingeweihten“ sehen. Und die Idee, wie die Überwachung mittels modernster Technik in seinem Roman funktioniert, ist tatsächlich sehr efferktiv, theoretisch auch machbar und konsequent auf alle Hirarchiestufen seiner Kontrollinstitution durchgezogen.
Ich habe „Die Gedankenpolizei“ in einem Ritt durchgelesen, was an dem spannenden Plot lag (keine Längen, verschiedene Handlungsstränge mit überzeugenden Charakteren in in Konflikten schwelenden Situationen, kurze Sätze – insgesamt handwerklich saubere Arbeit).
Speziell sind allerdings die Sexszenen. In anderen Thrilllern kommt vielleicht mal eine einzige vor, wenn überhaupt. Hier sind es fünf oder sechs. Auch eine gleichgeschlechtliche Szene darf dann im Rahmen der Gleichbehandlung natürlich nicht fehlen. Mich haben die erotischen Ausführungen anfangs etwas überrascht, aber dadurch baut der Leser auch eine enge emotionale Bindung zu den jeweiligen Partnern auf und bangt mit, ob sie denn heil durch diese Geschichte durchkommen – und dafür war der Sex ein gut geeignetes dramaturgisches Mittel.
Am Ende sind zwar ein paar Fragen offen, aber so, dass der Leser sich das ganze Ausmaß des Schreckens in düsteren Farben und Variationen selbst ausmalen kann.
Ich habe den Autor gefragt, ob er eine Fortsetzung plane, aber er verneinte das erstmal, könne aber für die Zukunft nicht ausschließen, dass die Gedankenpolizei – Idee nicht wenigstens ansatzweise in einem anderen Roman mit einem anderen Schwerpunkt mal auftauche.
Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich mich schon jetzt auf einen neuen Roman des Autors freue, der gerade entsteht bzw. schon im Lektorat ist.