Mit "Bunny Man" von Thomas Ehrenberger bekommt man als Leser einen düsteren Horrorthriller serviert, der wahrlich die moralischen Grenzen der Menschen hinterfragt.
Aber worum geht es denn hierbei eigentlich?! Eine brutale Mordserie versetzt die Bevölkerung Wiens in Angst und Schrecken. Der mysteriöse Bunny Man, wie er sich selbst nennt, geht äußerst brutal vor, filmt seine Taten und stellt die Videos ins Internet. Ausgerechnet Gerhard Kapeller, der bei seinen Vorgesetzten in Ungnade gefallen ist, wird auf den Fall angesetzt. Hals über Kopf stürzt er sich in die Ermittlungen, denn ihm ist klar, dass nicht nur sein Job auf dem Spiel steht, sondern auch zahlreiche Menschenleben.
Vorab die übliche Warnung! Dieses Buch enthält extremen Horror mit expliziter Darstellung von Sex und Gewalt, wer darauf also empfindlich reagiert, bitte nicht mehr weiterlesen! Auch für Schwangere und Eltern ist dies eine Lektüre, die sicherlich schwer wiegt.
Der allgemeine Schreibstil der Geschichte, hat sich für mich persönlich leider etwas zäh gestaltet. Während der Einstieg in ebendiese durchaus gelungen ist und einen neugierig macht, verliert die Story ab der Mitte deutlich an Spannung. Mich hat die wabernde und immer dunkler werdende Substanz des Bunny Man nach und nach in seine Welt gezogen, doch im Verlauf der Handlung zog sich die Erzählweise stellenweise so hin, dass ich mich letztlich (unbewusst) wieder von dieser Welt distanziert habe.
Der Bunny Man selbst ist für mich persönlich zweifellos die stärkste Figur innerhalb der Geschichte. Irgendwie mag ich seine Persönlichkeit und seine moralisch ambivalente Rolle. Als Rächer, der es auf die "wirklich bösen Menschen" dieser Gesellschaft abgesehen hat, stellt er jeden von uns vor eine spannende moralische Frage: Ist er ein Held, der für Gerechtigkeit kämpft, oder ein Täter, der sich nicht mal ansatzweise von den Menschen unterscheidet, die er jagt? Besonders eindringlich ist hierbei die Stimme der kleinen Lily, die ihn durchweg begleitet... Ihre Präsenz erinnert einen stetig daran, wie ein schwerer Schicksalsschlag das Leben eines Menschen für immer verändern kann. Die Perspektive des Ermittlers blieb für mich dahingegen eher blass, ich habe einfach keinen Draht zu ihm gefunden.
Was mir schlussendlich gut gefallen hat, ist die moralische Grauzone, in der die Story sich abspielt. Der Bunny Man wirft die Frage auf, was richtig und falsch ist, und lässt dem Leser Raum, über Gerechtigkeit und Rache nachzudenken. Ich mag es zudem, auch mal zwischen den Zeilen zu lesen.