Rezension
Ex-FBI-Agent William LaRouche aus New York kommt zurück nach Bangkok, um als Trauzeuge zu fungieren bei der Hochzeit seiner Freundin Penelope mit Chalor, dem Geschäftsführer der zweitreichsten Familie Thailands. Da sämtliche Polizeikräfte im Einsatz gebunden sind wegen dramatischer Überschwemmungen in der Monsunzeit und eines verheerenden Wirbelsturms, bittet der Polizeichef Vittikorn William um Unterstützung, als kurz nacheinander zwei abgetrennte Körperteile in unmittelbarer des Luxushotels gefunden werden, in dem die Hochzeit stattfinden soll. Nahezu zeitgleich wird der erfolgreiche thailändische plastische Chirurg Somram Wattana entführt und der deutsche Bernhard von Osterlow führt Verhandlungen in Bangkok, um den Verkauf der maroden AGRONO aus Mecklenburg-Vorpommern abzuschließen. Vereinen Macht, Gewalt und Gier diese so unterschiedlichen Taten?
Thomas Einsingbach, ein Kenner der Kultur Thailands, legt mit „Siam Affairs“ bereits seinen dritten Bangkok-Thriller vor und sein profundes Wissen um Land und Kultur dieses Landes und seiner Bewohner bietet einen interessanten Hintergrund für diesen hochspannenden Thriller. Wenn der Autor die drückende Schwüle kurz vor dem ersehnten Monsun beschreibt, fühlt man als Leser fast selbst den Schweiß aus den Poren schießen…
Quasi nebenbei greift Einsingbach das globale Problem des „Landgrabbing“ auf, was lehrreich ist und dem Leser weiteres Verständnis der Weltwirtschaftsprobleme vermittelt.
Eine Kenntnis der vorhergehenden Bücher ist für das Verständnis nicht nötig, ist zur Abrundung des Bildes der Charakter jedoch schön.
Obwohl der Thriller aus zahlreichen verschiedenen Handlungssträngen und einer großen Anzahl unterschiedlichster Protagonisten aus verschiedenen Ländern mit komplizierten Namen besteht, hatte ich überhaupt keine Probleme, in das Geschehen einzutauchen und ich habe mich völlig dem Autor und seiner Erzählung anvertraut und leiten lassen. Dabei war die Spannungskurve sehr hoch, so dass ich das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand gelegt hätte.
Bemerkenswert empfinde ich, wie mehrdimensional die einzelnen Charaktere gezeichnet sind; keine Person ist einfach nur schwarz-weiß zuzuteilen und ist in sich spannend und sehr realistisch. Manches Mal hätte ich mir noch mehr Informationen der interessanten Protagonisten gewünscht, doch so blieb das rasante Tempo der Erzählung gewahrt. Unterstützt wird dies auch durch kurze Kapitel, die ebenfalls den Eindruck der Geschwindigkeit unterstreichen.
Das Ende ist durchaus überraschend und vor allen Dingen absolut logisch und nachvollziehbar und auch befriedigend: das Böse wird bestraft und (fast) alle Stränge sind abgeschlossen. Dass ich mit dem durchaus korrupten Polizeichef Vittikorn hadere und über manches gern mehr gelesen hätte, ist Kritik auf hohem Niveau.
Für mich ist „Siam Affairs“ ein absolut lesenswerter Thriller in einem exotischen Umfeld, den ich gerne weiterempfehle.