Rezension zu "Blutige Reben" von Thomas Eppensteiner
Dieser Krimi ist nach „Sünden“ der zweite Fall für Chefinspektor Harald Schirmer, der im Bezirkspolizeikommando Mödling, einer Kleinstadt im Süden Wiens, seinen Dienst tut. Schirmer ist noch nicht ganz fünfzig, frisch geschieden und trockener Alkoholiker. Seine Aufklärungsquote ist vor allem wegen seines Instinktes und seiner unkonventionellen Ermittlungen sehr hoch, weshalb man seitens der Vorgesetzten über seinen Mangel an Fingerspitzengefühl hinwegsieht. Dafür hat er seinen Kollegen Arno Hasler, der ihm kalmierend zur Seite steht und nicht nur einmal die brennende Lunte des Harald Schirmer löscht.
Diesmal muss sich Schirmer mit dem Tod von sieben jungen Männern ausländischer Herkunft, die augenscheinlich erstickt und wie Abfall in der Nähe des Bahnhofs entsorgt worden sind, beschäftigen. Doch damit nicht genug, eskaliert die Ausländerfeindlichkeit und eine Welle der Gewalt überzieht Mödling.
„Er benötigte dreimal so viel Personal, mehr technische Mittel und Geld für bezahlte Überstunden. Was er definitiv nicht brauchte, war ein Spitzel in Uniform, der Plasch über alles informierte, was im Kriminaldienst vor sich ging- Schirmer selbst war ein Kriminalbeamter der alten Sorte. Uniform und Zivil, Streifen- und Kriminaldienst waren getrennt und sollten dies seiner Meinung nach auch bleiben. Und von Müller wollte er sich schon gar nicht in die Arbeit reinreden lassen.“ (S. 50)
Der Personalmangel führt dazu, dass personelle Verstärkung aus den Reihen der Uniformierten in Person von Heinrich Müller kommt, der Schirmer ständig Alkohol anbietet, obwohl er weiß, dass Schirmer dem Alkohol abgeschworen hat, sowie einem jungen Polizisten, Erwin Wenzel, der mit den Ansichten der Patriotischen Option, einer ausländerfeindlichen Partei, liebäugelt.
Recht bald wird Schirmer klar, dass zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang besteht. Doch statt strategisch vorgehen zu können, muss er entdecken, dass in den Reihen der Polizei ein Maulwurf sein Unwesen treibt, der die geplante Razzia in einem Bordell, dass er, Schirmer, im Verdacht hat, nicht nur mit Rauschgift sondern auch mit Menschen zu handeln.
Doch wer ist der Verräter? Und welche Rolle spielt der Besitzer des Weingutes Schornitz?
Meine Meinung:
Dieser Krimi ist vor zehn Jahren erschienen und die Probleme bei den Polizeidienststellen sind ziemlich gleich geblieben: zu wenig Personal, dafür zu viele Überstunden, die kaum abgearbeitet werden können sowie Kompetenzgerangel. Gequalmt darf in den Dienststellen nicht mehr werden, aber ob das Rauchverbot auch wirklich eingehalten wird?
Schmunzeln musste ich wieder über Erhard, den Scheidungshund, für den sich Schirmer und seine Ex-Frau das Sorgerecht teilen.
Autor Thomas Eppensteiner ist selbst Kriminalbeamter, daher weiß er, worüber er schreibt. Geschickt flicht er den oft zermürbenden realen Alltag der Polizisten in diesen fiktiven Fall ein.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem zweiten Fall für Harald Schirmer 4 Sterne.