Rezension zu "Loks in Tschechien und der Slowakei" von Thomas Estler
Wer sich mit der Ost-Reichsbahn auskennt, trifft auf allerhand alte Bekannte: Varianten der DR-Baureihen 52, V60, V100, V200 und 230 fanden ihren Weg auf unterschiedlichste Weise bis in die Tschechoslowakei, zum Teil auch darüber hinaus. Aber auch zeitgenössische Fahrzeuge wie FLIRT, Vectron, Regio Shuttle und EuroRunner gehören mittlerweile zum Alltag auf den Gleisen unserer (süd)östlichen Nachbarn.
Den eigentlichen Charme machen allerdings die vielen Fahrzeuge aus einheimischer Produktion bzw. aus der unmittelbaren Nachbarschaft aus. Schon das erste Kapitel über Dampflokomotiven ermöglicht anhand der Fotos und einschlägiger Spitznamen wie "Papagei" oder "Laubfrosch" einen guten Einblick in die wahrhaft bunte Fahrzeugwelt beider Länder. Da hier allerdings nur Loks behandelt werden, die ab 1946 im Einsatz waren, fällt dieses Kapitel sehr knapp aus und macht eine eigene Monografie zu diesem Thema umso wünschenswerter.
Doch auch Diesel- und Elektrotraktion bieten ein buntes Bild, nicht nur im Hinblick auf die zahlreichen unterschiedlichen Lackierungsvarianten sondern auch hinsichtlich von Bauformen und Typen. Aus nahezu allen Nachbarländern und natürlich (obligatorisch) aus der Sowjetunion wanderten die unterschiedlichsten Triebfahrzeuge in die Tschechoslowakei und ihre Nachfolgestaaten ein. Heute präsentiert sich das Bild einheitlicher und an mitteleuropäische Baureihen und Maßstäbe angepasster, wenn auch auf Nebenstrecken und im Rangierbetrieb manches Unikat überlebt hat.
Die Zäsur war bereits Thema: Auch auf 128 Seiten ist kein Platz für sämtliche Lokomotiven, die je in einem der drei Länder eingesetzt wurden. Einen ersten Überblick ermöglicht das Buch dennoch und bricht einmal mehr eine Lanze für Loktypenbücher jenseits bekannter Fahrzeuge aus dem deutschsprachigen Raum. Schön auch, dass deren zahlreiche Spitznamen aufgenommen wurden, auch wenn sie leider nicht immer übersetzt oder erklärt werden.