Rezension zu "Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers" von Thomas Fang
Ich habe das Buch als ebook aus meiner Bücherei entliehen und bin durch das Cover erstmal davon ausgegangen, dass es sich um einen Graphic Novel handelt. In der Tat ist es aber eine Erzählung von ca. 170 Seiten.
Alle detaillierten Informationen zum Inhalt des Buches, die ich in meiner Rezension geben werde, entstammen den ersten 10-15 Seiten des Buches und werden daher von mir nicht als Spoiler angesehen.
Die oben in der Beschreibung erwähnten Informationen (Zur Vorgeschichte von Sunyata Neko und zur Welt im allgmeinen) sind dem Buch so eigentlich nicht zu entnehmen, sondern ergeben sich erst aus dem Zusammenhang während des Lesens. In der Tat hätte ich diese Info sinnvoll gefunden, vielleicht hätte mir das den Einstieg in das Buch erleichtert. Diese Info sollte in der Geschichte selbst zu finden sein und nicht nur im Klappentext. Aber hierzu gleich noch.
Es geht also um den gealterten Samurai-Kater Sunyata Neko, der nach langen Reisen durch ganz Japan in das Dorf seiner Kindheit zurückkehrt und dort alte Freunde und neue Dorfbewohner kennenlernt. Innerhalb kürzester Zeit muss er allerdings feststellen, dass er nicht nur einen Bruder hat, sondern dieser auch noch gänzlich dem Bösen verschrieben ist und das Dorf seit langem mit seinen Dämonen terrorisiert. Sunyata will natürlich helfen und so entfaltet sich die weitere Geschichte.
Ich bin etwas unschlüssig wie viele Sterne ich dem Buch nun geben soll. Um ehrlich zu sein habe ich mich letztlich etwas durchgequält, weil ich eine Rezension schreiben wollte. Dabei ist es nicht so, dass ich es grottenschlecht fand. Es basiert insgesamt auf einer netten Idee. Nur die Ausführung hat mir leider gar nicht zugesagt. Es gab zu viele Punkte, die mich gestört haben. Auf diese möchte ich im Folgenden näher eingehen.
Zielpublikum
Oben heißt es, die Geschichte sei für Kinder ab 10 Jahren bis junggebliebene Erwachsene gedacht. In der Tat habe ich mir beim Lesen öfters die Frage gestellt für welche Altersgruppe der Text wohl geschrieben wurde. Sprache und Storyline sind recht einfach gehalten, weshalb es wohl schon eher in Richtung Jugendbuch geht. Ich kann mir vorstellen, dass es mich mit 13 vielleicht mehr angesprochen hätte.
Dann wiederum werden aber so viele japanische Begriffe benutzt und nicht weiter erklärt, dass ich mir schwerlich vorstellen kann, dass ein Kind in dem Alter damit zurechtkommt. Darüber hinaus geht es doch recht blutrünstig zu, weshalb man sich durchaus fragen kann, ob es wirklich schon für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist.
Einstieg in die Geschichte
Schon der Einstieg in die Geschichte fiel mir recht schwer. Dass in der Welt von Sunyata Neko beispielsweise neben den intelligenten und antropomorphen Tieren auch Menschen und normale Tiere leben, war mir zuerst nicht klar und hat für etwas Verwirrung gesorgt.
Zu Beginn erklimmt Sunyata Neko den Berg zum Dorf (später liegt es am Meer?) und trifft dort direkt auf die Dorfbewohner (von denen es wohl nur ca. 5 gibt). Kaum ist er angekommen erfolgt auch schon ein Angriff durch die Dämonen seines Bruders.
Irritiert hat mich, dass Sunyata Neko nicht nur nichts von seinem Bruder weiß, sondern wohl auch seine Eltern nicht kennengelernt hat. Dabei hat er wohl schon eine Weile in dem Dorf gelebt (schließlich wurde er dort ausgebildet), hierzu wird aber keine weitere Erklärung geliefert.
Erzählstil und Sprache
Die Sprache ist recht einfach gehalten, was der Erzählung etwas märchenhaftes gibt, was wohl wiederum auch intendiert war. Dies passt aber nicht immer zu der erzählten Handlung, gerade bei langen dialoglastigen Passagen.
Hin und wieder hat mich auch die Wortwahl etwas stutzig gemacht. Beispielsweise wird ein Dämon (direkt am Anfang) durch einen Biss in sein "Gemächt" vertrieben - erst später stellt sich heraus, dass der Autor den Hintern meinte. Ein andermal "erstarrt" ein Charakter als er plötzlich aus dem Schlaf erwacht (statt zu zucken oder aufzuspringen).
Das Erzähltempo ist für meinen Geschmack viel zu schnell gewählt. Ausschweifende Kämpfe werden innerhalb weniger Seiten abgehandelt, die Figuren reisen in Windeseile von A nach B, Lösungen fallen geradezu vom Himmel. Immer wieder kommt es zu deus ex machina-Momenten.
Welt
Leider wird viel zu wenig von der fantastischen Welt beschrieben, in der die Geschichte spielt. Das ist zum einen an sich schon schade, zum anderen machen es die wenigen Erklärungen manchmal aber auch schwer richtig in die Geschichte einzutauchen. Leider nutzt der Autor selten die Gelegenheit durch Beschreibungen Atmosphäre aufzubauen und die Geschichte mit Leben zu füllen. Insgesamt fühlt sich hierdurch oft das Gelesene irgendwie "platt" an. Auch die Kämpfe, von denen die Geschichte ja zu einem gewissen Maße lebt, werden nur in Ansätzen beschrieben und bestehen größtenteils aus "Beißattacken", die meist nicht weiter detailliert werden.
Teilweise wird auch einfach überhaupt nicht erklärt, wie eine Situation gelöst wurde. An einer Stelle beispielsweise stürzt etwas auf die Gruppe und alles, was der Leser erfährt, ist, dass "dank Sunyatas blitzschneller Reaktion [...] die Gruppe vor dem Schlimmsten bewahr[t]" blieb. Man erfährt nicht, was Sunyata genau getan hat, der Moment wird nicht weiter erläutert.
Charaktere
Auch die Figuren waren für meinen Geschmack zu simpel gestrickt. Vor allem wird wenig bis nichts an Erklärungen dazu gegeben, warum die Charaktere so handeln. Die Motive, die sich aus der Geschichte ergeben, sind zudem ziemlich flach (Sunyata ist einfach gut, sein Bruder einfach durch und durch böse). Auch das war wohl gewollt und ist vielleicht auch ironisch aufzufassen, dann hätte man das ganze aber meiner Meinung nach noch stärker überzeichnen müssen.
Was mich auch wirklich gestört hat, ist, dass die Figuren manchmal so plötzliche Geistesblitze haben und ihnen derart aus heiterem Himmel Lösungen einfallen oder Zusammenhänge klar werden, dass es einfach vollkommen unglaubwürdig ist. Beispielsweise hören die Charaktere draußen Steine rollen und sofort ist ihnen klar, dass die Dämonen zurück sind.
Ich habe auch bis zuletzt nicht ganz verstanden was es mit den "Dämonen" eigentlich genau auf sich hatte. Es handelt sich bei Ihnen (wie man direkt zu Beginn erfährt) um ehemalige Dorfbewohner, die von Sunyatas Bruder entführt und zu Dämonen gemacht wurden. Zunächst dachte ich, dass sie so eine Art zombieartige Sklaven sind, aber letzlich haben sie doch noch einen eigenen Willen, sind nur plötzlich böse und ihrem Meister treu ergeben. Auch hierzu werden keine weiteren Erklärungen geliefert.
Fazit
Insgesamt hat die Geschichte nette Ansätze und die Grundidee ist schön. Die Ausführung kann aber nicht überzeugen und bleibt für mich weit hinter den Erwartungen zurück.
Diese Rezension spiegelt aber natürlich nur meine persönliche Meinung wieder. Lesen ist eine subjektive Erfahrung. Ich möchte niemanden davon abhalten dieses Buch zu lesen, wenn es ihn/sie anspricht. Möglicherweise kann ein anderer Leser die Geschichte auf eine ganz andere Weise zu schätzen wissen als ich. Ich war vielleicht einfach nur nicht der richtige Leser für dieses Buch.