Nüchterne, überzeugende Analyse und konstruktive Ausblicke
„Der Abend könnte auch am Genfer See stattfinden, würde die Sonne nicht hinter Mangroven untergehen“.
Vor allem, da das Ambiente das Empfangs „opulent“ und in Unmengen europäische Köstlichkeiten auffährt.
Einerseits also eine Konferenz über die Armut der Welt und ein lautes „Leave no none behind“ und „Zero Hunger“, andererseits ein persönliches Wohlergehen, bei dem, etwas ironisch ausgedrückt, die Reste des Festbanketts über eine lokale Organisation an Bedürftige verteilt werden.
Schon aufgrund dieser etwas mokanten Geschichte dürfte klar sein, dass das Grundannahme der Autoren Hand und Fuß besitzt: „dass es zu einer nachhaltigen Bekämpfung des Hungers auch grundsätzlicher Eingriffe in bestehende Ungleichheiten und Machtverhältnisse bedarf“.
Also wäre die nötige Abfolge der Schritt etwas anders zu setzen als das aktuell „direkt anpacken“ von motivierten Helfern. Nicht aus den Augen verlieren sollte man nachhaltig, was vor Jahrzehnten noch im Vordergrund stand und langsam durch konkrete und direkte Hilfe weniger im Blick ist: Die Hilfe zur Selbsthilfe. Notleidende sind einfach mehr als „Objekte einer möglichst effizienten Versorgung“.
Auch wenn „Wohltätigkeit der kleinste gemeinsame Nenner sozialen Engagements ist“ und natürlich auch von den Autoren nicht geringgeschätzt, ebenso wenig wie die verschiedenen Projekte der Entwicklungshilfe. Dennoch aber ist jedem rational denkenden Menschen bewusst und wird im Buch noch einmal klar aufgezeigt, dass all diese Projekte und persönlichen Aufwendungen in den letzten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg es eben nicht gelungen ist, den Hunger zu beseitigen und die extreme Armut in manchen Gegenden der Welt zu überwinden. Im Gegenteil, auch in den Zentren der „Hochkulturen“ nimmt Armut seitdem erkennbarere und breite Formen an, denn eine Einrichtung wie die „Tafel“ ist ja erst in den letzten Jahren in der aktuell bekannten (und bedauerlicherweise auch benötigten) Form nicht nur in Deutschland entstanden.
Ist das Naturgesetz? War das immer so? Oder ginge das auch anders?
Nach vielfachen Einblicken in Krisensituationen auf der Welt in verschiedenen Ländern mit je eigener Problematik bleiben die Autoren nicht allein bei der Klage und der Analyse stehen, sondern legen im letzten Kapitel Ihres Buches 8 klare Instrumente vor, aus denen heraus ein „Neues Narrativ“ entstehen könnte. So dass, bei aller Ohnmacht des Einzelnen dem „System“ gegenüber dem Leser deutlich vermittelt wird, dass es eine Frage des Willens einerseits und der Reflexion eigener Egozentrik und Anspruchshaltung andererseits ist, Hunger und Armut effektiver auszumerzen.
Sei es dabei die Anleitung zur Selbstorganisation, die Erarbeitung grundlegender, sozialer globaler Rechte, die Reflexion und Umsetzung „sozialen Eigentums“ oder gar eine „globale Bürgerversicherung“, all dies hat Hand und Fuß und wird im Buch überzeugt belegt.
Ein Werk, dass man mit Verstand lesen sollte und nicht einfach dann zur Seite räumt, sondern in dem man Schritte findet, die gangbar (und notwendig) sind.
Nüchterne, überzeugende Analyse und konstruktive Ausblicke