Thomas Gillen

 3,5 Sterne bei 2 Bewertungen

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der allwissende Ich-Erzähler hat mich durcheinander gebracht

„Was soll das alles hier sein, Ace? Ist das so etwas wie eine Versammlung von Herr-der-Ringe-Groupies, die zu einer Convention wollen?“ (S. 150)


Die Mischung aus Phantasie und Science Fiction, gepaart mit dem Begriff Pfadwandler fand ich sehr ansprechend, weswegen ich dieses Buch vom Verlag angefragt habe. Schon beim Auspacken ist mir wieder die Schwere des Buches aufgefallen, genau wie bei Mankuren aus demselben Verlag. Dies ist also eher eine Geschichte für elektronische Ausgaben oder Leser, die ihre Bücher abstützen oder hinlegen.


Nikita ist eine Orkin und Pfadwandlerin, die für den Hüter von Crescent City freiberuflich Aufträge annimmt. So lernt sie Jane kennen, ein Mensch ohne Gedächtnis aber mit der Fähigkeit, ebenfalls das Nebellabyrinth zu durchwandern. Nur hat sie keinerlei Erfahrungen, sodaß Nikita sie „Frischling“ nennt. Der Ton der Orkfrau ist eher rau, paßt aber zum Wesen dieser Spezies. Sie erzählt die Geschichte aus ihre Perspektive (Ich-Erzähler).

Zu dem Auftrag gehören außerdem ein wortkarger, dunkler Elf namens Yanos und ein menschlicher Hacker namens Spydr. Soweit, so gut.

Auf Seite 19 dann ein Perspektivwechsel, den ich nicht nur nicht erwartet habe, der mich auch noch komplett aus dem Lesefluß gerissen hat. Ich nenne es Allwissender Ich-Erzähler. „»Achte nicht auf die Nebelphantome, schau auf den Pfad vor dir, Frischling. Du weißt, welcher Weg nach Khtonios führt«, hört sie mich vom Anfang der Kette zu ihr rufen.“ (S. 19)

Erstmal habe ich mir nicht viel dabei gedacht, doch dann spaltete sich die Gruppe auf und Nikita hat selbst den Teil der Geschichte erzählt, bei dem sie nicht direkt dabei war. Inklusive Gefühle oder Gedanken, eben allwissend. Doch mein persönlicher Knaller war ein Warnschild, das sie nicht gesehen hat. Woher weiß sie dann, daß es da war? „So gebannt bin ich von der Schönheit dieser einmaligen Landschaft, dass ich die rote, geschwungene Glyphe, die auf einen großen Felsen gezeichnet wurde, völlig übersehe.“ (S. 91)


Im vierten Kapitel (Ab S. 139) war ich mir nicht sicher, ob es in der Vergangenheit spielt, eine Erinnerung von Jane ist, oder die Gegenwart. Jane wird häufig von alten Erinnerungen überrascht, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnen. Mit Hilfe dieser versucht sie zu ergründen, woher sie kommt und wieso sie nichts von ihrem früheren Leben weiß. Sie weiß nur, sie wird vom Pharmariesen AC-Tech verfolgt.


Bei ihrem ersten Abenteuer werden Nikita, Jane, Spydr und Yanos sowas wie Freunde, oder zumindest Kameraden. So ist es nicht verwunderlich, daß sie zusammen weitere Aufträge annehmen. Ihre Abenteuer führen sie auf verschiedene Welten, in unterschiedliche Umgebungen, immer auch auf der Suche nach Janes Gedächtnis.

Die Beschreibungen der Umgebung sind ausführlich und bildhaft; die Charaktere individuell und so abwechslungsreich wie ihre Spezies. Doch natürlich entsprechen sie auch den Klischees: wunderschöne Elfen, aufmüpfige Orks, grummelige Zwerge.

Und trotzdem konnte mich die Geschichte nicht packen. Der Allwissende Ich-Erzähler hat mich zuweilen fertig gemacht und ich konnte nicht so recht eintauchen in das Geschehen. Jane war mir egal, Nikita zu orkisch (ich mag Orks, wirklich!) und der einzige sympathische war Yanos, weil er nur das nötigste gesagt hat und ansonsten in den Schatten verschwunden ist.

Bei Seite 335 habe ich das Buch abgebrochen, denn es hat mir keinen Spaß gemacht, es zu lesen. Es fühlte sich an wie Arbeit, und davon habe ich schon genug.

Chroniken der Pfadwandler

Jane ist als Pfadwandlerin eine der wenigen, die in der Lage sind durch das graue Labyrinth zu anderen Welten zu reisen und sie ist auf der Flucht. Unterschlupf findet sie bei einer bunt zusammengewürfelten Truppe, der Orkin Nikikita, dem Hacker Spydr und dem etwas undurchsichtigen Elfen Yanos, sie alle bekommen von Patricio Dracone dem Hüter von Crecent City den Auftrag in der Zwergenstadt Khtonios Daten eines Pharmaunternehmens zu stehlen. Im Gegenzug soll sie Informationen erhalten, die Licht in die Dunkelheit bringen, in der ihre Vergangenheit verborgen liegt.


Das Autoren-Duo Julia Weber und Thomas Gillen entführt ihre Leserinnen und Leser in eine Welt, die sowohl klassische Fantasyelemente enthält als auch Errungenschaften aus unserer, wie Strom und Fahrstühle, allerdings treffen wir nicht nur auf die positiven Dinge einer modernen Welt, auch Themen wie Umweltverschmutzungen kommen zur Sprache. Ein Aspekt, den ich sehr mochte, vor allem weil die Autoren es schafften diese Problematik mit leichter Hand in das Setting einzubauen.

Die Autoren beherrschen die Kunst, eine anhaltende Spannung aufzubauen und die Leser kontinuierlich mit neuen Enthüllungen zu überraschen. Die Charaktere werden äußerst lebendig und glaubwürdig dargestellt, jeder von ihnen mit eigenen Motivationen, Zweifeln und Geheimnissen. Besonders beeindruckend ist Janes innere Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit, die der Geschichte eine emotionale Tiefe verleiht, die weit über die Abenteuer hinausgeht. Meine Lieblingsfigur allerdings war Nikita, die Orkin, um die ich schon recht früh in der Geschichte bangen musste.

Die Handlung selbst ähnelt einem komplexen Netz von Intrigen, Geheimnissen und Wendungen, das auf kunstvolle Weise miteinander verwoben sind. Die Offenlegung düsterer Ereignisse in Janes Erinnerungen schafft eine unheimliche Atmosphäre und fesselt den Leser, während die Charaktere nach und nach die Rätsel entschlüsseln. Das Rätsel um das »Nexttech«-Projekt und die Verflechtung zwischen Janes Schicksal und der Mondstadt verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension, die den Leser dazu anregt, mitzurätseln und eigene Vermutungen anzustellen.

In »Chroniken der Pfadwandler« verstehen es die Autoren, verschiedene Elemente der Fantasie zu einer mitreißenden Geschichte zu vereinen. Die Verschmelzung eines einzigartigen Schreibstils, einer fesselnden Handlung und sorgfältig ausgearbeiteter Charaktere macht dieses Buch zu einer wahren Freude für Liebhaber von Fantasy-Literatur.

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