Dieses Buch hat mich angesprochen: Historiker aller Schwerpunkte haben sich mit den zählebigsten Mythen der DDR-Geschichte beschäftigt und sind zu sehr interessanten Ergebnissen gekommen. Wer aus der DDR stammt, wird beispielsweise die Einschätzung, die DDR habe hochwertige Produkte produziert, die im Vergleich zu den heutigen um Längen besser waren, häufiger hören. Dies mag in manchen Bereichen stimmen, in der Mehrzahl der als Beispiele herangezogenen Produktionsgüter jedoch nicht. Denn bereits der erste Artikel entlarvt die DDR als Wirtschaftsstandort und konstatiert, dass die DDR einerseits infolge ihrer Produktionsmittelknappheit und andererseits aufgrund ihrer 'unfreiwilligen' (ideologischen) Autarkie alles hat alleine stämmen, entwickeln und produzieren müssen schlichtweg überfordert war. Das Ende der DDR - so das Resümee des Bandes - war nicht nur ein rein finanzielles bzw. politisches, sondern vor allem ein gesellschaftliches, denn der DDR war es nicht gelungen, die gestiegenen Konsumwünsche ihrer Bevölkerung gerecht zu werden, ohne dass man infolge der noch in den 1980er Jahren vorherrschenden Knappheit massiv an Lebensstandard verloren hätte. Und das wäre - unter der Zielvorgabe, der Sozialismus müsse als 'besseres' Wirtschafts- und Sozialsystem gegenüber dem Westen standhalten - das faktische Aus der DDR gewesen. Zusammenfassend lässt sich jedoch feststellen, dass die Infrastruktur in vielen Bereichen besser ausgebildet war als in Westdeutschland, Finanz- und Materialnot fraßen jedoch einen Gutteil des 'Vorteils' wieder auf und führten faktisch eher zu Frust und Ärmlichkeit, als zu 'glücklichem Sozialismus'. Sehr erhellende Lektüre.
Mit den Stereotypen der DDR wissenschaftlich aufgeräumt