Rezension zu "Der kleinste Zoo der Welt" von Thomas Gunzig
Thomas Gunzig „Der kleinste Zoo der Welt“
„Der kleinste Zoo der Welt“ ist nichts für Weicheier oder zart besaitete Seelchen. Auf 136 Seiten tummelt sich neben allerlei Getier auch einiges an Menschlichem.
Doch der harmlose Titel täuscht: das Tiermotiv ist das einzig Verknüpfende zwischen den rabenschwarzen Geschichten.
Der Brüsseler Thomas Gunzig geht an die Grenzen des Ertragbaren, und das mit Eleganz und Eloquenz.
Der Leser erlebt unter anderem, wie eine tote Giraffe im Vorgarten das Ende einer Beziehung besiegelt oder ein Koalabär auf dem Schrank einen Touristen in den Wahnsinn treibt.
Sieben Geschichten werden erzählt, zynisch, abgründig und manchmal sehr brutal.
Ohne Gnade zeigt Gunzig, wie kleinlich, verroht und schwach der Mensch ist. Aber das tut er gekonnt in teils aberwitzigen Geschichten, was das Ganze erträglich und amüsant macht.
Auch menschliche Beziehungen kommen nicht zu kurz. Diese fangen bei der Ehefrau an und gehen bis zur Bäckerei-Fachverkäuferin, die man jeden Tag sieht. Von den guten Sitten bleibt ebenfalls nicht mehr viel übrig, wenn sich Thomas Gunzig ihrer annimmt.
Es bleibt nicht aus, dass man sich manchmal selbst in den Geschichten wieder erkennt. Und das ist dann der wirklich gruselige Teil der Geschichten.
Wenn ihr es wagen wollt: „Der kleinste Zoo der Welt“ ist bei dtv erschienen und in allen Buchhandlungen erhältlich, der Eintritt kostet 14 Euro 90. Den Anweisungen des Personals ist Folge zu leisten.
K.B. für Radio Aktiv