Tom Harris "Hannibal" ist der vierte Teil der berühmten Reihe um Hannibal Lecter. Der berühmteste Teil ist wahrscheinlich "Das Schweigen der Lämmer". Allerdings kenne ich keines der anderen Hannibal Bücher und kann daher auch kein Urteil darüber abgeben, ob dies der beste oder schwächste Teil der Reihe ist. Eines steht jedenfalls fest: Die anderen Teile müssen auch noch dran glauben.

Aber worum geht es eigentlich?
Sieben Jahre ist es her, seitdem Hannibal die Flucht gelungen ist. Nachdem Clarice Sterling bei einer Drogenrazzia in Ungnade des FBI und der Medien gefallen ist, meldet sich Lecter wieder bei ihr. Sofort wird Sterling wieder auf den Fall Lecter angesetzt und versucht, den gesuchten Kannibalen wieder hinter Schloß und Riegel zu bringen. Doch nicht nur sie ist hinter einem der meistgesuchtesten Verbrecher der Vereinigten Staaten hinterher. Auch Mason Verger, Sohn eines Reichen Fleischbarons, ist hinter ihm her. Dieser will sich auf seine Art dafür Rächen, was Lecter ihm Jahre zuvor angetan hat. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in der Starling versucht, die Selbstjustiz Vergers zu verhindern und Lecter einen fairen Prozess zu machen.

Wahrscheinlich drängt sich als erstes die Frage auf, mit was für einer Art von Buch wir es hier überhaupt zu tun haben? Serienmörder faszinieren einerseits, andererseits läuft es einem aber auch eiskalt den Rücken runter, wenn man über Beweggründe und ähnliche Dinge nachdenkt. Ich denke daher, dass dieses Buch eine Mischung aus Thriller und Horror ist. Und man braucht oft starke Nerven und eine ziemlich guten Magen dafür. Einige Stellen sind nämlich echt nicht ohne. Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was teilweise ein wenig verwirrend ist. Man muss Harris aber zu gute halten, dass die Verwirrung nicht lange anhält und es wieder sehr schnell klar ist, wo bzw. mit wem man gerade zusammen ist. Das Buch ist in 102 kleine Kapitel aufgeteilt. Manche haben nur eine Seite, andere knapp 20 oder mehr. Perfekt für Leute, die gerne bis zum nächsten Kapitel lesen möchten und sehr nett, um mal eben Zwischendurch ein Kapitel zu lesen.

Eines hat mich allerdings ein wenig gestört. Leider bin ich mir nicht sicher, ob es an der Übersetzung liegt, oder ob es so gewollt ist. Nämlich der Schreibstil. Es ist nicht so, dass er zum Haare raufen ist, allerdings gibt es einige Dinge, die mich ziemlich gestört haben. Zum einen ist es der Wechsel im Erzählstil. Ungefähr 95% der Zeit erleben wir die Geschichte aus der Sicht des fast allwissenden Erzählers. Dann wird man auf einmal als Leser angesprochen und ist auf einmal in einer "Wir"-Geschichte. Versteht mich bitte nicht falsch, ich finde es irgendwo sympathisch, wenn man als Leser angesprochen wird, aber bei diesem Buch fand ich es einfach nur merkwürdig und um ehrlich zu sein auch etwas deplaziert.
Die zweite Sache, die mich gestört hat, war die Wortwahl von einigen kleineren Hauptpersonen. So benutzt beispielsweise ein autodidaktischer Krankenpfleger mit philosophischen Ambitionen gerne mal "Yeah". Auch ein ranghöherer Politiker "Yeah"-t gerne mal rum und kann mit normalen Redewendungen wie "sich zu etwas herablassen" nichts anfangen. Letzteres gebe ich zwar der Übersetzung die Schuld, macht es aber für mich nicht sehr viel glaubwürdiger. Und sein wir doch mal ehrlich, wer sagt hier schon groß "Yeah"? Das mag in der Orginalsausgabe zum gesprochenen passen, als deutsche Übersetzung finde ich es dann allerdings doch etwas daneben.

Man muss die Vorgänger übrigens nicht kennen, um mit dem Buch zurecht zu kommen. Es wird zwar mehrmals auf "Das Schweigen der Lämmer" angespielt, es ist aber nicht relevant für die Geschichte und mit ein bisschen Fantasie kann man sich seinen Teil auch einfach denken.

Dennoch hat mir das Buch einige spannende Lesestunden bereitet, obwohl es die ein oder andere Stelle gab, bei der ich am liebsten nicht weitergelesen hätte.