Für mich das beste Buch der Hannibal Lecter Reihe. Die Spannung wird gut aufgebaut und die zu anfangs zusammenhanglos wirkenden Erzählstränge fügen sich nahtlos ineinander je näher man dem Ende des Romans kommt. Leider empfand ich einige angeschnittene Passagen als unbeantwortet, zum Beispiel ob Clarice Starling nach langen therapeutischen Sitzungen, Hypnose und Nagotika ihre Persönlichkeitsstruktur geändert hat, oder ob sie zum Ende immernoch nicht Herr ihrer selbst war. Die Position von Protagonist und Antagonist ändern sich in dem dritten Band dieser Reihe. Zuvor war Starling die Hauptfigur des Geschehens. Man fieberte mit ihr und gönnte ihr einen Aufstieg in ihrer Karriere. Bereits zu Beginn des Romans "Hannibal" werden die Hoffnungen dies bezüglich des Lesers zerstreut durch den Zerfall der Karriere Starlings. Dadurch verlässt diese den Hauptfokus des Lesers. Zur gleichen Zeit erlebt der Leser den freien und intelligenten Charakter Lecters, der nach seiner jahrelangen Inhaftierung nun seine Freiheit in vollen Zügen genießt. Durch eine gewisse Überlegenheit und Charm wird er zum Sympathisanten. Durch das fürsorgliche Verhalten gegenüber Starling wird dies bestärkt. Diese starken positiven Attribute lassen die begangenen Morde sowie die verfolgte Intention verblassen. In Erinnerung bleibt ein Hannibal Lecter mit Geschmack und Klasse. Dies Buch liest sich gut und flüßig, ist dennoch für den Leser, der auf Unterhaltung mit viel Blut und wenig Handlung aus ist, eher nicht das richtige. Wer hingegen von der Hässlichkeit der menschlichen Natur interessiert ist, dem würde ich dieses Buch empfehlen.