Rezension zu "Sinkende Sterne" von Thomas Hettche
Ein Bergsturz hat das Oberwalis von der Außenwelt abgeschnitten, die tiefergelegenen Landstriche sind von der aufgestauten Rhone unter Wasser gesetzt und bilden einen riesigen, neuen See. Die alten Herrschaftsfamilien sind wieder an der Macht, streben nach Unabhängigkeit und wollen alle Fremden ausweisen/enteignen. Zu denen gehört auch der Autor/Erzähler, der nach dem Tod seiner Eltern in deren dortiges Haus zurückkehrt, in dem er als Kind/Jugendlicher seine Sommer verbracht hat. Vor dem Hintergrund der walisischen Sagenwelt und seiner eigenen beruflichen Auseinandersetzung mit der Odysee und Sindbad reflektiert der Autor über die Ursprünge und Kraft des Erzählens und Schreibens.
Soweit, sogut.
Aber irgendwann wurde es mir persönlich zu viel mit den überaus detaillierten Beschreibungen, sehr klugen historischen Verweisen, obskuren Wendungen (die Bischöfin von Sion), bis hin zu Cancel Culture, und Männlichkeit in unserer Zeit. Ich habe schlicht den Faden verloren und war von dem irgendwie immer mitschwingenden Selbstmitleid des Protagonisten/Autors bald ziemlich genervt.