Sehr interessante Geschichte über die Entstehungsgeschichte der weltbekannten Augsburger Puppenkiste. Der Krieg und die damaligen Unannehmlichkeiten sind großes Thema, sowie wie man nach dem Krieg größere Aufmerksamkeit gewann. Es war mal wieder ein schönes Buch, eine Abwechslung in meiner Leseroutine und ich kann das Buch sehr empfehlen.
Thomas Hettche
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Herzfaden: Roman der Augsburger Puppenkiste
Herzfaden
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"Herzfaden" spielt auf zwei Zeitebenen - zum einen begleiten wir Hannelore Oehmichen (Hatü) während dem Aufwachsen und erwachsen werden, zum anderen gibt es immer wieder kurze Sequenzen in der Gegenwart, in der Hatü einem jungen Mädchen, ihre Lebensgeschichte erzählt. Dicht verwoben mit ihrer Kindheit, Jugend und dem jungen erwachsenen Alter ist der zweite Weltkrieg bzw. die Nachkriegsjahre und damit die Entstehung der Augsburger Puppenkiste.
Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste fängt bereits weit vor der eigentlichen "Augsburger Puppenkiste" mit einem einfachen Marionettentheater an, erst zuhause und im kleinen wandelt es sich zu einem angesehenen Theater. Durch den Krieg kommt es immer wieder zu Rückschlägen, aber Hatüs Vater und sie selbst halten weiter an ihrer Vision fest. Mit Erfolg, bis hin zu einer TV Show. Anfangs als reine Familiensache kommen mit der Zeit neue Leute und Ansprüche dazu - und andere gehen. Dabei zeigt sich, wie wichtig das Puppentheater für Hatü ist und wie schwer es ihr fällt, als verschiedene Leute einen anderen Weg gehen.
Bei der Gegenwartserzählung war ich zwischendurch wirklich gespannt, wie es weitergeht - die Erzählung hat sich anders entwickelt, als erwartet, gefiel mir aber trotzdem gut. Generell schienen mir diese Abschnitte zum Teil zu kurz und zu überstürzt in zu kurzer Zeit. Ich hätte es schön gefunden, wenn das ein oder andere "Kapitel" detaillierter beschrieben worden wäre, da sich noch viel hätte aus der Geschichte rausholen lassen. Aber inhaltlich brauchte es das nicht, es ging in der Geschichte um mehr und die Kernaspekte wurden klar - die ein oder andere Sequenz wäre aber eventuell leichter verständlich bzw. klarer gewesen durch ein oder zwei Sätze mehr. Vor allem, wenn es um das Schicksal des Mädchens ging.
Vor allem Hatüs Fazit, weshalb sie bestimmte Ängste hatte, hat mir wehgetan zu lesen - erst viele Jahre (oder Jahrzehnte?) nach dem Nationalsozialismus kam die Erkenntnis, wie dieser über Jahre (und eventuell sogar Jahrzehnte) ihr Unterbewusstsein beeinflusst hat.
„Es tut mir leid, Herr Hettke, aber ich muss Sie davon in Kenntnis setzen, dass Ihre Parzelle entsprechend der gültigen Verordnung zum Umgang mit den Ausländern enteignet wird.“
Hettche beschreibt in seinem Roman eine Zukunft, die gar nicht so weit entfernt zu sein scheint und jede Menge Stoff zum Nachdenken liefert. Keine einfache Lektüre, sondern ein Buch zum langsamen Lesen, mit vielen Fragezeichen und Anmerkungen und auch das Gefühl es geschafft zu haben, wenn man auf Seite 224 ist.
Aus der Ich-Perspektive erzählt, erfahren wir, dass Hettke seine Dozentenstelle in Berlin verloren hat (nur noch einen Studenten) und sich im Elternhaus in der Schweiz aufhält. Sein Vater ist verstorben und er hat ihn wohl lange nicht besucht und war auch nicht auf seiner Beerdigung. Das Haus im Schweizer Kanton Wallis, welches seine Eltern vor 40 Jahren gekauft haben und in dem der Erzähler aufgewachsen ist, scheint ihm jedoch am Herzen zu liegen. Eine Naturkatastrophe (Bergsturz) hat das Tal überflutet und alle Zufahrtswege blockiert. Der Erzähler entdeckt alte Wege und verliert sich in Naturbeschreibungen der Schweizer Alpen (sehr poetisch). Fast trotzig weigert er sich, das Elternhaus zu verkaufen, obwohl alles zusammenfällt und ihm die Behörden Steine in den Weg legen. Figuren aus der walisischen Sagenwelt tauchen auf, Odysseus und Sindbad, historische Verweise bis hin zur Frage der Männlichkeit. Lauter „Sinkende Sterne“ , die ein dystopisches Bild idealisieren, in der die Vergangenheit als heile Welt dargestellt wird. Die Geschichte wird immer absurder, die Sätze länger und die Sprache antiquierter. Nur die Gedanken über die Kraft von Kunst und Literatur geben etwas Hoffnung, dass nicht alles verloren ist oder ist das ein Trugschluss? „Jeder, der liest ist Opfer eines Sirenengesangs, einer feindlichen Übernahme seines Körpers und seines Geistes durch einen Text.“ (S.148)
Fazit: Meine Leseempfehlung für einen vielschichtigen Roman, der Diskussionsstoff bietet.
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Ach ja:
Es gibt keine Bücher zu gewinnen, wir lesen bitte alle mit eigenem Exemplar.
Die Seitenangaben zur Abschnittseinteilung beziehen sich auf die gebundene Ausgabe, doch durch die Kapitelbenennung sollte es auch mit anderen Ausgaben kein Problem sein.
Der Link zur Challenge ist hier:
https://www.lovelybooks.de/thema/SuB-Aufbau-mit-Niveau-Die-literarische-Runde-2017-1354267593/
Zusätzliche Informationen
Thomas Hettche wurde am 30. November 1964 in Treis (Deutschland) geboren.
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