Ein kleines Dorf in Schweden, die Nacht wird hell erleuchtet, das Bürgerhaus steht in Flammen. Schnell steht fest, dass ein Mann aus der Gemeinde in dem Feuer umgekommen ist. Der Hauptzeuge bietet viele Hinweise und so ist ein Verdächtiger, auch wenn der Verdacht nur auf Indizien beruht, schnell gefunden. Kurz darauf stört ein Vermisstenfall erneut die Ruhe des Dorfes. Zwei Fälle die im Grunde nichts miteinander zu tun hätten, wäre da nicht die Tatsache, dass die vermisste Person der Vater des Hauptzeugen beim Bürgerhaus-Brand ist. Die junge Kommissarin Elina Wiik wird auf diesen Fall angesetzt und beginnt zu ermitteln, dabei entdeckt sie Ungereimtheiten, die ganz neues Licht auf beide Fälle werfen.
Die Geschichte an sich, also wie die Verbrechen zusammenhängen, die Taten selbst sowie die Täter und ihre Verhaltensweisen wirken glaubhaft und authentisch. Ich habe Thomas Kanger den Hergang von vorne bis hinten abgenommen. Sympathisch finde ich auch, dass Kanger keine Super-Polizisten oder Star-Ermittler einsetzt, die lediglich fünf Minuten brauchen um genau zu wissen was vorgefallen ist und vor allem wer die Tat begangen hat. Kanger stellt die Polizeiarbeit meiner Meinung nach viel realisitischer dar. Bei ihm tappen Polizisten auch mal im Dunkeln und es können durchaus mehrere Wochen oder Monate ins Land ziehen bis es eine neue Erkenntnis gibt. Der werfe den ersten Stein ist nicht unbedingt das spannendste Buch, dass ich je gelesen habe, denn es stellte für mich keine Schwierigkeit dar, herauszufinden was passierte und wer verantwortlich war. Dennoch fand ich das Buch nicht langweilig, es war total interessant wie Kanger mit dem Thema “falsche Zeugenaussagen” umgegangen ist und welche Konsequenzen das für die zu unrecht verdächtigten Personen hat. Letztendlich wurde der Fall gelöst und das allein durch plötzliche Eingebungen der Protagonisten, Intuition hin oder her, sicherlich sowas gibt es, das sprichwörtliche Bauchgefühl, in Kanger’s Roman kam es mir aber doch etwas “too much” vor.
Der Schreibstil ist einfach, manchmal etwas holprig, aber durchaus gut und flüssig zu lesen. Im Gegensatz zu anderen nordischen Autoren, die ich kenne, verzichtet Kanger weitestgehend auf ausschweifende Beschreibungen des Landes und der Umgebung und konzentriert sich vollkommen auf den kleinen Ort, der Schauplatz des Geschehens ist.
Elina Wiik ist im Beruf eine ehrgeizige, zielstrebige, dynamische und junge Frau mit einer gehörigen Portion selbstbewusstsein. Sie schreckt nicht davor zurück den Männern die Stirn zu bieten und sich durchzusetzen. Leider übertragen sich diese Eigenschaften nicht auf ihr Privatleben. Sie steckt in einer Affäre mit einem verheirateten Mann fest und obwohl sie sich immer wieder vornimmt dies zu beenden schafft sie es letztendlich doch nicht. Eine schöne Darstellung, wie sehr sich eine Person im privaten und beruflichen Bereich unterscheidet. Ein Phänomen, dass auch ich oft bei mir feststelle. Elina ist nicht perfekt und das macht sie zu einer angenehmen Protagonistin.
Fazit
Ein gutes Buch für zwischendurch, auf eine (andere) Art spannend und interessant ohne angst einzujagen.