Rezension zu "Das Vermächtnis des Lumpen" von Thomas Majhen
Im zweiten Teil der Reihe nimmt uns Thomas Majhen mit auf ein Gedankenexperiment, bei dem der Angriff auf Hitler geglückt ist und er prinzipiell keinen Schaden mehr anrichten kann. Dass der bereits angerichtete Schaden größer ist, als vermutet, erfährt der Leser im Laufe der Geschichte. Nach dem geglückten Attentat übernimmt Ludwig Beck das Steuer. Er ist kein Politiker und stößt nicht nur intern, sondern auch bei den Staatsmännern der Alliierten auf Widerstand. Größeren Anteil der Geschichte übernimmt aber die Geschichte um die Augsburger Jugend. Hier wird das ganze Ausmaß der gelungenen Propaganda der Nazis sichtbar. Da Hitlers Leiche nicht gesichtet wurde, ist sein Tod unwirklich und die Info wird auch in der Bevölkerung lange Zeit als Falschinformation abgetan. Die zahlreichen Anhänger der braunen Propaganda übernehmen zunehmend wieder das Zepter und machen mit Abtrünnigen oder Verrätern kurzen Prozess. Dabei spielen auch Freundschaften nur eine untergeordnete Rolle. Der Bürgerkrieg zwischen Nazis und "Regimegegnern" ist im Entstehen und schon sehr greifbar. Das hat mich sehr erschreckt.
Dieses Gedankenexperiment ist eine mögliche Entwicklung auf ein gelungenes Attentat auf Hitler. Es gibt sicher viele mögliche Entwicklungen, aber die hier geschilderte ist ziemlich plausibel.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, da ich die Entwicklung, besonders in Augsburg bei der schon bekannten Gruppe, interessiert verfolgt habe. Hier spiegelt sich die Gesellschaft wunderbar. Einziger Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass die Kapitel gern auch etwas kürzer sein dürften. Das würde der Geschichte eventuell noch etwas mehr Spannung verschaffen. Grundsätzlich ist es aber ein sehr gelungenes Buch, über das ich auch längere Zeit nach dem Lesen nachdenke und nach wie vor sehr präsent ist.