Thomas Mann, 1875 als Paul Thomas Mann in Lübeck geboren, 1955 in Zürich gestorben, zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Thomas Mann war Sohn des Kaufmanns und Lübecker Senators Thomas Johann Heinrich Mann und seiner Frau Julia (geborene da Silva-Bruhns). Zur Familie zählten zudem die Brüder Heinrich (ebenfalls ein bekannter Schriftsteller) und Victor („Vicco“) sowie die Schwestern Julia und Carla.
Nach dem Tod des Vaters 1891 siedelte die Familie nach München über. Thomas Mann verblieb zunächst in Lübeck, verließ jedoch 1894 vorzeitig die Schule und folgte seiner Familie in die bayerische Landeshauptstadt. Im selben Jahr wurde seine erste Novelle „Gefallen“ in dem literarischen Magazin „Die Gesellschaft“ veröffentlicht. Aufgrund dieses ersten Erfolges kündigte Mann seine Tätigkeit bei einer Feuerversicherungsgesellschaft und besuchte mit der Absicht, später eine journalistische Laufbahn einzuschlagen, Vorlesungen an der Technischen Universität München. 1896 volljährig geworden, bezog er von diesem Zeitpunkt an eine monatliche Rente aus dem väterlichen Vermögen, was ihm das Leben als freier Schriftsteller ermöglichte.
Im Jahre 1897 folgte er seinem älteren Bruder Heinrich nach Italien, wo sie das gemeinsame Werk „Bilderbuch für artige Kinder“ verfassten. Thomas Mann schrieb unter anderem auch die Novelle „Der kleine Herr Friedmann“ und begann mit seinem Roman „Buddenbrooks“. Dieser erschien 1901 und wurde – nach gewissen Anlaufschwierigkeiten – ein großer Erfolg. Viele Figuren des Romans waren tatsächlich existierenden Lübecker Bürgern nachempfunden, die ihre ironisierende Darstellung nicht begeistert aufnahmen. So war das Verhältnis vieler Lübecker zu ihrem prominenten Mitbürger für längere Zeit gespannt.
1905 heiratete Mann die aus einer angesehenen Münchner Familie stammende Katia Pringsheim, mit der er die sechs Kinder Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael hatte.
Den ersten Weltkrieg sieht Thomas Mann als prinzipiell notwendig an – ganz im Gegensatz zu seinem Bruder und vehementen Kriegsgegner Heinrich, zu dem er den Kontakt nach langjährigen Streitereien endgültig abbricht. Erst die Ermordung des deutschen Außenministers Rathenau im Jahre 1922 lässt Mann öffentlich für die Republik und ihre Werte Stellung beziehen. Zudem wird er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. 1924 veröffentlicht er seinen Roman „Der Zauberberg“, der auf Anhieb ein großer Erfolg wird. Im Jahre1929 erhält Thomas Mann für seinen Roman „Buddenbrooks“, 28 Jahre nach dessen Erscheinen, den Nobelpreis für Literatur.
Dem Erstarken der NSDAP bei den Reichstagswahlen des Jahres 1930 begegnete Mann mit seiner Rede „Appell an die Vernunft“ im Berliner Beethovensaal, welche jedoch wie die zahlreichen weitere Appelle des prominenten Gegners des Nationalsozialismus ungehört verhallte. Thomas Mann kehrt Deutschland schließlich – unter Zurücklassung eines erheblichen Teils seines Vermögens – mitsamt seiner Familie den Rücken und lebte zunächst in der Nähe Zürichs. Sein Haus und andere in Deutschland verbliebenen Vermögensgegenstände wurden beschlagnahmt. 1936 wurden ihm die deutsche Staatsbürgerschaft wie auch diverse Ehrendoktortitel aberkannt. Im Jahre 1938 siedelte Thomas Mann nach mehreren vorherigen Besuchen endgültig in die USA über, wo er eine Gastprofessur an der Universität in Princeton erhielt. Dort arbeitete er auch an seinem Goethe-Roman „Lotte in Weimar“, der 1939 erschien. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bewegte Mann zur Mitgliedschaft in mehreren Ausschüssen zur Unterstützung von Migranten und dem Erstellen der berühmten Rundfunkreihe „Deutsche Hörer!“ Diese wird ab 1940 monatlich von der BBC auf auch in Deutschland empfangbaren Frequenzen ausgestrahlt und richtet sich direkt an das deutsche Volk.
1944 erhält Mann und seine Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Unterbrochen von einer schweren Lungenerkrankung, beendet er 1947 den von ihm selbst als seine „Lebensbeichte“ bezeichneten Roman „Doktor Faustus“.
Sein Verhältnis zum Nachkriegsdeutschland bleibt mehrere Jahre äußerst gespannt, auch weil Mann die These einer deutschen Kollektivschuld vertritt und die Bombardierung deutscher Städte mit den Worten „Alles muss bezahlt werden“ kommentiert hatte. Drohbriefe und negative Kritiken seines „Doktor Faustus“ waren die Folge.
Von den USA zunehmend enttäuscht, brachte ihn eine Vorladung vor das „Komitee für unamerikanische Aktivitäten“, vor dem er Rechenschaft über seine Aktivitäten ablegen sollte, endgültig dazu, nach Europa zurückzukehren. 1952 kehrte er mit seiner Frau und seiner Tochter Erika in die Schweiz zurück. Seiner Heimat Deutschland bleibt er nach wie vor verbunden. Seine Deutschland-Besuche werden zu einer festen Einrichtung. 1954 setzt er die Arbeit an seinem bereits 1922 begonnenen Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ fort. 1955 wird ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Lübeck verliehen. Im selben Jahr stirbt er achtzigjährig in Zürich. Er wird unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof in Kilchberg in der Schweiz beigesetzt.