Intensive Fallgeschichten aus der Medizin
Manchmal wie atemlos, die Hektik der Situation in die Sprache mit aufnehmend, manchmal fast bedächtig, so erzählt der Kardiologie Thomas Meinertz insgesamt 19 Fälle aus seiner beruflichen Praxis. Fälle, die, jeder für sich, nicht alltäglich sind, die in der Gänze aber durchaus ein fesselndes und umfassendes Bild von der Praxis des „Herzarztes“ zu geben vermögen.
Fälle wie der der jungen, durchaus gesund aussehenden Mädchens, fast noch ein Kind und dennoch wird dieses Mädchen mit zunächst unerklärlichem und fast tödlichem Kammerflimmern ins Krankenhaus gebracht. Ein Fall, anhand dessen Meinertz fundiert auch seine Arbeit schildert, den Weg zur Diagnose offen legt und teils fast dramatisch anhand diesen Falles schildert, wie ein Kampf auf Leben und Tod zwischen ihm, dem Arzt und dem ständig wieder auftretenden Kammerflimmern in den nächsten Stunden entbrennt.
Oder die Beschreibung des „kleinen Defektes mit bösen Folgen“, wo plötzlich nach einer Dienstreise am nächsten morgen im heimischen Bett die gesamte rechte Körperhälfte eines Patienten nicht mehr „funktionierte“ und auch die Sprache wie „weggeblasen“ war. Hervorgerufen durch ein großes Gerinnsel im rechten Herzvorhof.
Nicht zu vergessen die „lange Geschichte“, da, wo Meinertz seine eigene Geschichte unprätentiös erzählt, sein eigenes Vorhofflimmern und seinen Weg „in vertauschten Rollen“ als Patient schildert und hier faszinierend aus erster Hand Einblick gibt in die Auseinandersetzung mit seinem Herzen als Patient und Facharzt.
Und natürlich die 16 anderen, besonders ausgewählten Geschichten im Buch.
In allen Geschichten spürt der Leser die persönliche Bindung, die der Arzt zu diesen „Fällen“, hinter denen immer auch Menschen stehen, aufgebaut hat. Eine Reise in die eigene „medizinische Vergangenheit“ ist es, die Thomas Meinertz beredet vor Augen führt. In einfacher Sprache, hier und da auch ein wenig trocken in den medizinischen Erörterungen, aber gerade durch diese einfache Sprache durchaus den Leser emotional berührend.
Zudem bildet die lange Zeit, über die sich die Fälle hin erstrecken (aus den 70er Jahren bis ins Jahr 2011) auch den immensen medizinischen Fortschritt, der in diesen Jahrzehnten stattgefunden hat, ab. Schmerzlich ist die Darstellung im Buch, wie viele der verstorbenen Patienten dieser Jahre mit dem heutigen Stand der Medizin gerettet hätten werden können. Beschreibungen, die nebenher im Buch mitlaufen, die dem Leser das Ausmaß dieses Fortschrittes plastisch vor Augen führt.
Thomas Meinertz erzählt mit Herz medizinische Geschichten rund um das Herz und kardiologische Erlebnisse der besonderen Art, mit denen er die Menschen hinter den „Fällen“ in den Blick rückt und einen interessanten und fundierten Einblick hinter die Kulissen der Diagnostik und Behandlung eröffnet. So bildet sich im Buch der Titel in doppelter Weise ab. Als Geschichten von Herzerkrankungen und als Herzensangelegenheit des Autors.