Rezension zu "Von einem, der da ist, wenn die Seele Trauer trägt" von Thomas Multhaup
Man kann dieses sehr persönliche Buch des ehemaligen katholischen Priesters Thomas Multhaup auf zwei Weisen lesen und rezipieren. Zum einen als einen weiteren Bericht eines Priesters, der wegen des Zölibats seine Kirche verlässt und von diesem schweren Weg persönlich und, wie ich finde, sehr überzeugend und bewegend Zeugnis ablegt.
Zum anderen als ein theologisch, therapeutisch und seelsorgerisch gelungener Versuch, etwas zu berichten von seiner neuen Tätigkeit als freier Seelsorger, der insbesondere in der professionellen Trauerbegleitung völlig neue Wege geht.
Es ist für mich als ehemaliger Pfarrer, der unzählige Trauerfeiern selbst versucht hat, persönlich zu gestalten, erschütternd, wie lieblos und seelsorgerlich und theologisch regerecht schlampig viele der heutigen noch kirchlich verantworteten Beerdigungen durchgeführt werden. Vor allem die mangelnde Vorbereitung, die oberflächliche Durchführung und die, zugegeben aus Zeitmangel, seltene Trauernacharbeit führen dazu, dass die Kirchen und ihre öffentlichen Amtpersonen auch diese Gelegenheiten der öffentlich überzeugenden Verkündigung und der persönlichen Nähe zu den Menschen fahrlässig verpassen und noch mehr Menschen aus ihnen heraus treiben.
In einer Zeit, in der sich die gebundene Religion vieler Menschen verändert hat, in einer Zeit, in der die Vorstellungen vom Tod und dem, was danach erhofft wird oder nicht, in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert haben, ist eine neue Trauerkultur von Nöten, wie der Autor des Buches überzeugend darlegt.
Es gehört zu den ureigensten Aufgaben der christlichen Kirchen, an dieser Kultur mitzuarbeiten. Vielleicht kann dieses Buch eines Priesters, der nach schweren Kämpfen seine Kirche ganz verlassen hat, so manchem Seelsorger wichtige Anhaltspunkte geben, seine eigene Praxis in der Begleitung Sterbender, Trauernder und seine öffentliche Rede und seine Rituale auf dem Friedhof zu überdenken.