Thomas Oláh

 3,9 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Doppler, Doppler und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Thomas Oláh, geboren 1966 in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Berlin als Kostümdesigner für Kino und TV sowie als Kulturhistoriker mit dem Schwerpunkt Modetheorie / Geschichte des Körpers. Arbeiten u. a. mit Leander Haußmann in »Kabale und Liebe«, mit Oskar Roehler in »Jud Süß«, mit Detlev Buck in »Die Vermessung der Welt«, mit Shirin Neshat in »Women without Men« (Silberner Löwe in Venedig), mit Brad Anderson in »Stonehearst Asylum«; 2013 wurde er mit dem Österreichischen Filmpreis für »Die Vermessung der Welt« ausgezeichnet, ferner erhielt er mehrere Nominierungen zum Deutschen Filmpreis. Zuletzt erschien »Wozu mich das Glück noch brauchen wird? Leben und Sterben des Herrn Winckelmann in sechs Monologen« (2017). »Doppler« ist sein Romandebüt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Thomas Oláh

Cover des Buches Doppler (ISBN: 9783990142394)

Doppler

(6)
Erschienen am 01.02.2023
Cover des Buches Doppler (ISBN: 9783453429949)

Doppler

(1)
Erschienen am 16.10.2024
Cover des Buches Wozu mich das Glück noch brauchen wird (ISBN: 9783200098114)

Wozu mich das Glück noch brauchen wird

(0)
Erschienen am 01.01.2017

Neue Rezensionen zu Thomas Oláh

Cover des Buches Doppler (ISBN: 9783453429949)
Hyperikums avatar

Rezension zu "Doppler" von Thomas Oláh

Hyperikum
Mit großer Bissigkeit erzählt

An einem Sonntag 1970, saß er mit seinem kleinen Bruder auf der Rückbank des Austin Morris 1100. Mutti saß vorne neben Vati, als der Wagen ins Schlingern geriet und sich so hochschaukelte, dass der Abgrund rechts und links bedenklich nahekam. Die Mutti schaute nach hinten, riss die Augen auf und drückte die Söhne zwischen Rückbank und Vordersitze. Alles im Kofferraum machte sich auf den Weg Richtung Windschutzscheibe. Als er die Augen wieder öffnete, lag Mutti seltsam verdreht im Gras. Jemand hob ihn von hinten hoch und trug ihn weg.

In der Kinderklinik acht Betten auf einem Raum, verschlossene Tür, Frauen mit kleinen Schachteln im Haar. Die Blutsverwandten stehen um sein Bett und beratschlagen. Der Junge geht ins Exil zu Opa und Oma. Opa und Oma leben in einem Haus, das am Hang gebaut ist, so dass es ausschaut, als würde es sich wegducken. Sie werden Vater und Mutter genannt. Die Mutter trägt Kittel und nutzt jede Variationsmöglichkeit. Nur am Sonntag trägt sie schwarz, wenn sie zur Messe gehen und dann verhüllt sie ihr Haar mit einem Kopftuch. Der Opa macht den Doppler, der Wein, der in 2 Liter Flaschen abgefüllt wird. Den gibt es zu jeder Gelegenheit, doch wenn, dann wird er zelebriert. Ein Schluck wird gesaugt, geschmatzt und geschlürft. Der Schluck gefolgt von bedächtigem Blick ins Nirgendwo, dann leicht genickt und nachgeschenkt. Die Buben lernen das Ritual schon ganz früh, um sich im Weinkeller nützlich zu machen und einen Riesling von einem Grünen unterscheiden zu können. 

Seine beiden „enthusiastischen Cousins“, regelmäßig vom „bösen Onkel“ gezüchtigt. Seine „lachende Cousine“ hat sich ihr kindliches Gemüt bewahrt, die „kindische Tante“ stürzt regelmäßig zappelnd zu Boden und der schielende „Onkel mit dem wilden Auge“ bilden jetzt die Familie des Jungen.

Fazit: Thomas Oláh erzählt mit großer Bissigkeit und Ironie die Geschichte eines Jungen, der bei einem Autounfall den Bruder und die Eltern verloren hat. Sein Protagonist schildert lakonisch die einprägsamen Charaktere, von denen er nun umgeben ist. Die Menschen sind gottesfürchtig und dem Alkohol verfallen. Kinder und Hunde werden geprügelt und Tiere gequält. Niemanden interessierts, denn so war es immer schon. Und es geht uns doch gut. Die Gemüter sind einfach gestrickt. Die Geschichte wirkt wie eine Abrechnung des Autors mit seiner Heimat der 70er-Jahre. Mir persönlich war die Erzählung zu bissig und zu gewalttätig. Zwischendrin werden Kapitel eingestreut, die wieder andere Menschen zeigen und ich habe den Sinn nicht verstanden. Mit deutlich weniger Enthusiasmus als die „enthusiastischen Cousins“ habe ich mich durch das Buch gequält, das ich eigentlich hätte abbrechen müssen. Ganz sicher bin ich nicht die richtige Zielgruppe. 

Cover des Buches Doppler (ISBN: 9783990142394)
CaBaPes avatar

Rezension zu "Doppler" von Thomas Oláh

CaBaPe
die gute, alte Zeit? - weit gefehlt

Thomas Oláh entwirft in seinem Debutroman eine Geschichte im Franken der 70er Jahre, die zunächst amüsant, erheiternd und urig erscheint. Wer kennt sie nicht, die Wohlfühlromane, die an die Tradition des Ludwig Thoma anknüpfen und der Leserschaft ein wohlig-gemütliches Gefühl der guten, alten Zeit mit dem Geschmack nach behüteter Kindheit auf dem Dorf vermittelt. Ja, die gute, alte Zeit, in der die Menschen handfester, aber nicht weniger herzlich sind. Oláh schlägt jedoch dem Leser ein Schnippchen und deckt das Durchtriebene, Kaputte hinter dieser Wohlfühldecke auf. Seien es die durch Gewalterfahrungen kaputten Cousins, die dies durch brutales Verhalten kompensieren oder der exzessive Alkoholgenuss, dem die Unschuldigkeit und schunkelnde Zünftigkeit genommen wird. Teilweise explizit, teilweise implizit wird der Vorhang gelüftet und aufgezeigt. Ein Entrinnen der dörflichen Miefigkeit scheint nicht gegeben - oder vielleicht doch? 

Cover des Buches Doppler (ISBN: 9783990142394)
Doreen_Klauss avatar

Rezension zu "Doppler" von Thomas Oláh

Doreen_Klaus
Erinnerungen

Nach einem schweren Autounfall kommt ein kleiner Junge zu seinen Großeltern aufs Dorf, hier erlebt er eine ganz eigene Welt, die so ganz anders ist als die aus der er kommt. Zusammen mit seinen stehts zu Streichen aufgelegten Cousins wird dieser Sommer für ihn unvergesslich.

Der Autor schickt seinen Protagonisten in eine sehr ländliche, vom Weinanbau geprägte Region Österreichs. Hier ticken nicht nur die großen Standuhren anders, die Menschen hier leben mit und vom Wein und fest verankert in ihren alten Traditionen. Für den Jungen aus der Stadt ein Kulturschock, da niemand ihm die Situation erklärt beginnt er seine neue Umgebung auf seine ganz eigene, kindliche Art zu begreifen. Der Leser lernt durch seine Augen die Großeltern kennen, auch für ihn immer Mutter und Vater, die etwas älteren Cousins, mit ihren derben Späßen, den prügelnden Onkel mit dem schielenden Auge, oder die etwas zurückgebliebene Tante, die die Katzen nur so lange lieb hat, wie sie klein sind. Auch einigen Dorfbewohnern begegnet man, wie dem Pfarrer zum Beispiel, bei dem es ein Geheimnis zu lüften gibt - trägt er unter der Soutane eine Hose, oder ist er nackt unterm Gewand. 

Der Autor schreibt mit einer unglaublichen Leichtigkeit, schon die Anfangsszene steckt voller Komik, obwohl die Beschreibung des Autounfalls alles Andere als komisch ist. So geht es im ganzen Buch man hat ständig ein Grinsen im Gesicht, fühlt sich fast wie in Ludwig Thomaˋs Lausbubengeschichten, dann erkennt man aber den Ernst und oft auch die Tragik hinter den Worten. Da das Buch in den 70ger Jahren angelegt ist und auch Erinnerungen der Großeltern an den zweiten Weltkrieg  und die Zeit danach vorkommen, ist die Sprache dementsprechend. Dem Leser muss klar sein, dass antisemitische Ausdrücke genauso vorkommen, wie Beschreibungen von Gewalt gegen Kinder und Tiere, oder eben eine Hausschlachtung, die im dörflichen Leben eine zentrale Rolle spielt. Man muss diese Teile des Buches im richtigen Kontext sehen können, ansonsten sollte man von der Lektüre eher Abstand nehmen.

Namensgebend für das Buch sind die zweilitrigen Weinflaschen, die Doppler, in die der Großvater seinen Wein abfüllt, aber so wurden wohl auch Brillen genannt, daher der Bezug zum Cover. Mich hat es allerdings etwas irritiert, als plötzlich, ohne erkennbaren Zusammenhang einige Seiten eingestreut waren, in denen es um einen Brillenliebhaber geht, der über die gebratene Scholle auf seinem Teller sinniert, oder Sigmund Freund, der über den Weggang aus Wien nachdenkt. 

Ein tragischkomisches Buch mit Erinnerungen an einen besonderen Sommer und einem nostalgischen Blick auf das Leben unserer Großeltern. Wahrscheinlich nicht für jeden Leser passend.

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Welche Genres erwarten dich?

Community-Statistik

in 12 Bibliotheken

auf 4 Merkzettel

Worüber schreibt Thomas Oláh?

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks