Cover des Buches Die Zwerge von Amboss (ISBN: 9783492266635)
Ameises avatar
Rezension zu Die Zwerge von Amboss von Thomas Plischke

Rezension zu "Die Zwerge von Amboss" von Thomas Plischke

von Ameise vor 15 Jahren

Rezension

Ameises avatar
Ameisevor 15 Jahren
Eines gleich vorneweg: Ich interessiere mich durchaus für Fantasy, habe aber nichts für epische Schlachtgetümmel zwischen einzelnen Völkern übrig. Deshalb hielt ich mich bisher fern von Büchern, die sich in irgendeiner Weise um Orks, Elfen oder eben Zwerge drehen. Letztere sind mir außer in diversen Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett in meiner bisherigen Lektüre noch nicht untergekommen. „Die Zwerge von Amboss“ ist deshalb mein erster „richtiger“ Zwergeroman. Beim Anblick des Covers, das einen schwer bewaffneten Zwerg in heroischer Pose darstellt, befürchtete ich ein Kriegsepos, genau das, was ich nicht lesen wollte. Zum Glück wurden meine Bedenken zerstreut: Dieser Roman ist vor allem eines: überraschend anders. Es gibt drei verschiedene Handlungsstränge: Der erste kommt anfangs wie ein Krimi daher. Ein Zwerg wurde mit einer Flöte (!) erstochen, und der Sucher Garep Schmied und sein Gehilfe Bugeg Gerber versuchen, den Fall aufzuklären. Alles deutet darauf hin, dass ein Mensch aus politischen Motiven den Mord begangen hat. Während für den jungen Hitzkopf Bugeg der Fall klar zu sein scheint, gibt sich Garep nicht mit dieser Lösung zufrieden und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an. Der zweite Handlungsstrang erzählt vom skrupellosen Leiter einer Nervenheilanstalt, der grausame Experimente mit Halblingen und Menschen durchführt. Die Halblinge verfügen über die geheimnisvolle Gabe, die Handlungen anderer Geschöpfe mit ihrem Willen zu beeinflussen. Auf Kosten der Menschen versucht der Anstaltsleiter, diese Gabe für die Zwecke der Zwerge zu nutzen. Sein Assistent, der junge Leiböffner Himek, kommt ihm dabei auf die Schliche... Schließlich begegnet der Leser dem Bestienjäger Siris, einem Menschen. Dieser sucht seine Zwillingsschwester, die einem Waffenschmugglerring angehört. Seine Suche führt ihn ins Reich der ihm verhassten Zwerge. Anfangs scheinen diese Handlungsfäden zusammenhanglos nebeneinander her zu laufen, wobei jeder auf seine eigene Weise unterhaltsam ist. Spätestens als sich zwei davon vereinten, zog mich die Geschichte völlig in ihren Bann. Der Autor pickt sich aus mehreren Genres das Beste heraus, so dass der Roman von allem etwas besitzt: Fantasy gepaart mit Krimi und Politik, hier ein bisschen Religion, da ein wenig Horror, Liebe und Eifersucht dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das alles ergibt einen unglaublich unterhaltsamen Genremix, der Gott sei Dank nicht wie ein bierernstes Epos, sondern dank humorvoller Passagen sowie diverser eingestreuter Unflätigkeiten (Zitat: „Da fick mich einer doch durchs Hintertürchen!“) eine amüsante Lebendigkeit erhält. Trotz seiner fast 500 Seiten lässt sich dieses Buch daher leicht und schnell lesen. Interessant sind die Spannungen, die zwischen den Zwergen, Menschen und Halblingen herrschen: Auf jeder Seite gibt es Vorurteile; und da wir den größten Teil der Geschichte aus Zwergenperspektive erleben, erscheinen die Menschen in einem gänzlich anderen Licht, als wir es gewohnt sind. Die Figuren sind wunderbar beschrieben, besonders der deprimierte, drogenabhängige Antiheld Garep war mir sympathisch. War ich vor der Lektüre noch etwas ärgerlich, dass das Buch nur den ersten Teil einer Fantasy-Serie darstellt und daher keinen richtigen Abschluss hat, so sehe ich die Sache jetzt anders: Ich freue mich schon auf die Fortsetzung(en), die ich mit Sicherheit lesen werde!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks