Cover des Buches Still - Chronik eines Mörders (ISBN: 9783426305119)
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Rezension zu Still - Chronik eines Mörders von Thomas Raab

Thematisch interessant und anregend, stilistisch jedoch nervtötend!

von Insider2199 vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Thematisch interessant und anregend, stilistisch jedoch nervtötend! (****)

Rezension

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Insider2199vor 6 Jahren

Thematisch interessant und anregend, stilistisch jedoch nervtötend!

Der 1970 in Wien geborene Autor studierte Sportwissenschaften und Mathematik und begann seine kreative Tätigkeit im musikalischen Bereich, wo er sich bereits früh mit seinen selber komponierten und getexteten Liedern als deutschsprachiger Songwriter einen Namen macht. Heute lebt er als freischaffender Buchautor und Musiker in Wien. Der vorliegende Roman war mein erstes Buch von ihm.

Inhalt (Klappentext): Nur eines verschafft Karl Heidemann Erlösung von der unendlichen Qual des Lärms dieser Welt: die Stille des Todes. Blutig ist die Spur, die er in seinem Heimatdorf hinterlässt. Durch sein unfassbar sensibles Gehör hat er gelernt, sich lautlos wie ein Raubtier seinen Opfern zu nähern, nach Belieben das Geschenk des Todes zu bringen. Und doch findet er nie, wonach er sich sehnt: Liebe. Bis er auf einen Schatz stößt. Ein Schatz aus Fleisch und Blut. Ein Schatz, der alles ändert.

Meine Meinung: Der Roman erinnert sofort an Patrick Süskinds „Das Parfum“ und ist sprachlich sehr anspruchsvoll, kann jedoch meines Erachtens nicht ganz mithalten. Inhaltlich (auch thematisch) fand ich den Roman sehr interessant und der Autor zeigt wirklich sehr gekonnt die Chronik eines Mörders (auch in seiner komplexen Psychologie), aber sprachlich ging mir das Buch irgendwann so auf die Nerven, dass ich froh war als es überstanden war. Ich habe den Stil mal analysiert und festgestellt, dass die Tatsache, dass der Autor ständig das Adjektiv den Hauptwörtern voranstellt, in meinen Ohren irgendwie nicht so rund klingt. Dieser Stil ist so eigenwillig, dass er mich vom eigentlichen Lesen ablenkt und ich den Plot somit nicht mehr richtig genießen kann.

„Gellend der Ton, alles zerreißend, ein Loch in die Stille sprengend. Gespannt die Kette, daran zerrend, wild hin und her springend, das aufgebrachte Tier, gefletscht die Zähne, aufgerissen das Maul. Licht in der Stube, im Vorraum. Das Öffnen der Tür.“

Thematisch setzt sich der Autor gekonnt mit dem Tod auseinander – was ich sehr interessant fand – und stellt u.a. die berechtigte Frage, warum dem Leben mehr Bedeutung beigemessen wird. Natürlich hat der Mensch Angst vor dem Tod, aber da niemand weiß, was nach dem Tod kommt, kann auch niemand wissen, ob der Tod (also z.B. ein Leben im Jenseits) nicht genauso angenehm oder sogar angenehmer als das Leben auf der Erde ist. So wirft der Autor auch die Beobachtung in den Raum, dass ein menschliches Leben (weil es so wichtig genommen wird) verzweifelt verlängert wird, selbst wenn dieses Leben nicht mehr lebenswert ist, ein Tier jedoch von seinem Leiden erlöst wird.

„Dem Getier ein gnadenloses Leben, dafür den gnadenvollen Tod? Dem Menschen ein gnadenvolles Leben, dafür den gnadenlosen Tod? Oder beiden beides? So oder so? Was einmal als richtig galt, galt ein andermal als falsch, was einmal als falsch galt, galt ein andermal als aufrichtig, was einmal als aufrichtig galt, galt ein andermal als zerstörerisch. Soll was auch immer wo auch immer Gültigkeit haben, wie wer auch immer will. Egal.“

Fazit: Thematisch sehr interessant, psychologisch komplex und zum Nachdenken anregend, aber der Sprachstil (das ständige Voranstellen des Adjektivs) ging mir irgendwann so auf die Nerven, dass ich den Plot nicht wirklich genießen konnte und ziehe deswegen auch einen Stern ab. Dennoch empfehlenswert für Leser, die Anspruchsvolles mögen.

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