Rezension zu "Rodriguez, Roberto, Ricardo, Francisco" von Thomas Renggli
Die Familie Rodriguez, Schweizer Migranten mit chilenischem und spanischem Hintergrund, ist womöglich nicht beispielhaft in dem Sinne, dass sozialer Aufstieg so funktioniert. Sie ist es allerdings in dem Sinne, wie er funktionieren kann.
Zwei der Brüder begleiten den Autor in den Hort, in dem sie ihre Kindheit verbrachten. Sie sind Berühmtheiten dort, haben aber nie vergessen, wo sie herkamen.
In den ersten Kapiteln erfahren wir aus Interviews und Rückblicken, wie der Start für die drei verlief und wie sie jeweils ihren Weg in den Profifußball nahmen.
Den Abschnitt, in dem die Brüder einzeln charakterisiert werden, hätte ich mir erzählerisch stärker gewünscht. Über weite Strecken wird als indirekte Rede aufgezählt, was geschah – als gebe es keine Fakten.
In den späteren Kapiteln wird das besser gelöst, als habe der Autor besser in sein Buch hineingefunden.
Ein ausführliches Kapitel über die Geschichte der Mailänder Fußballclubs (augenblicklicher Arbeitgeber des erfolgreichsten der drei) fesselt, und auch der Blick auf die Nati-Spieler, deren Eltern Zugewanderte waren oder sind, gibt interessante Einblicke, ebenso wie die Exkurse über die wichtigsten und einflussreichsten Personen und über die großen Turniere, die Ricardo mitmachte.
Zum Ende hin bekommt das Buch jedoch ein paar Längen, indem zu viel sich nicht um die Hauptpersonen rankt.
Ein Kapitel über Brüdertrios und -paare im Profifußball macht in meinen Augen ein wenig zunichte, was kurz vorher mit den von den Rodriguez-Brüdern unabhängig voneinander beantworteten Stichwörtern gelungen ist.
Dieses Buch will keine Heldenverehrung erzeugen.
Es stellt jedoch sehr gut heraus, dass nicht Fußball das Leben ist, sondern dass die Familie das Leben ausmacht.
Für diese drei jungen, sympathischen Männer war die bedingungslose Unterstützung durch ihre Eltern ausschlaggebend für ihre Karrieren.
Zum Abschluss gibt es ein Nachwort des Betreuers der drei aus Kindheitstagen.
An dieser Stelle ist das Buch rund. Ich hab es gern gelesen.