Thomas Reverdy

 4,6 Sterne bei 16 Bewertungen
Autor*in von Ein englischer Winter, Die Verflüchtigten und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Thomas B. Reverdy wurde 1974 geboren, durchlebte, nach eigener Auskunft, eine glückliche Kindheit inklusive humanistischer, aufklärerisch geprägter Erziehung und arbeitet heute als Lehrer in Seine-Saint-Denis. Reverdy lebt in Paris und ist Autor von sechs Romanen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Thomas Reverdy

Cover des Buches Ein englischer Winter (ISBN: 9783827014092)

Ein englischer Winter

 (7)
Erschienen am 11.01.2021
Cover des Buches Die Verflüchtigten (ISBN: 9783827012227)

Die Verflüchtigten

 (6)
Erschienen am 01.03.2016
Cover des Buches Es war einmal eine Stadt (ISBN: 9783827013453)

Es war einmal eine Stadt

 (3)
Erschienen am 02.10.2017
Cover des Buches Die Verflüchtigten (ISBN: 9783827078827)

Die Verflüchtigten

 (0)
Erschienen am 01.03.2016

Neue Rezensionen zu Thomas Reverdy

Cover des Buches Ein englischer Winter (ISBN: 9783827014092)
Kristall86s avatar

Rezension zu "Ein englischer Winter" von Thomas Reverdy

Was die Zeit alles mit sich bringt…
Kristall86vor 3 Jahren

Klappentext:

„England, 1978/79. Alles versinkt in Schnee und Chaos. Auf den Straßen türmt sich der Müll, es fahren weder Züge noch Busse. Die wildesten Streiks lähmen das Land und die Labour-Regierung taumelt - dem Empire hat endgültig die Stunde geschlagen. Keine gute Zeit, um sich zu verlieben, findet Schauspielerin Candice, die schnellste Fahrradkurierin Londons. Bis sie Jones begegnet, einem frisch entlassenen Musiker, der den harschen Zeiten auch nichts entgegenzusetzen hat. Inmitten der sich überall breitmachenden Kälte kämpfen die beiden jungen Leute um einen Platz in dieser Welt.“


Wenn man diesen Roman gelesen hat, ist man erschrocken und erstaunt zugleich. Thomas Reverdy‘s Worte sind so unheimlich klar, hart, punktgenau angesetzt, das man denkt, es spielt im Hier und Jetzt und nicht vor 40 Jahren…Reverdy zeigt einen eindringliche und tiefe politische Lage eines Landes, die aufwühlt. Genau so wühlen aber auch die Protagonisten des Buches auf: Candice und ihre Schnelligkeit und Jones, der nur mit Musik leben kann. Beide sind so sehr Spiegel dieser Geschichte aber eben in Form von Menschen mit Seele und Gefühl und die Politik ist ein Spiegel der Menschen von Macht und Kontrolle - beides hat aber dennoch eine Verbindung miteinander. Das was beide empfinden, ist mehr als das was man lesen kann - hier kommen wir wieder zu dem Punkt, das ein Autor unheimlich detailliert zwischen den Zeilen schreibt und der Leser darin Fragen und Antworten findet. Politik und das menschliche Seelenheil so gekonnt in eine Geschichte zu packen, hat Seltenheitswert! 

Ein großartiger Roman mit einem ganz gewissen Etwas und der nötigen Portion Pfiff für den anspruchsvollen Leser - 5 von 5 Sterne

Cover des Buches Ein englischer Winter (ISBN: 9783827014092)
HEIDIZs avatar

Rezension zu "Ein englischer Winter" von Thomas Reverdy

Liebesgeschichte und Zeitdrama in einem
HEIDIZvor 3 Jahren

Was soll ich sagen, ich bin begeistert und nachhaltig beeindruckt.

Das Buch erzählt bildhaft und fesselnd Candice - ihres Zeichens Schauspielerin und Fahrradkurierin in London. Es ist eine Zeit, als die großen Streiks im Land passieren, die Labour-Regierung zersplittert und es eisiger Winter ist.

Candice trifft Jones - sie wollte sich nicht verlieben. Ist es nun doch die Liebe, der sie begegnet? Großbritanniens Nachkriegsgeschichte und eine Liebesgeschichte faszinieren in diesem Roman, werden zu einer Einheit und fesseln spannend und kurzweilig. Wird die Äre der Thatcher eingeläutet? Eigentlich auch ein ganz aktuelles Buch - zum stetigen Sonderweg Großbritanniens.

Wunderbar geschrieben, befinden wir uns im England des Jahres 1978/79. Es herrscht das absolute Chaos, wir sind als Leser mittendrin, nicht nur dabei *g* -

Leseprobe:
=========

"Crisis? Wht Crisis?", titelt am nächsten Tag die Sun.
So nannten vier Jahre zuvor Supertramp ihr Album. Auf dem Cover sitzt en Mann in Badehose unter einem Sonnenschirm im Liegestuhl und trinkt einen Cocktail - das alles in bunten Farben -, während ringsherum alles in einem unbeschreiblichen schwarz-weßen Chaos versinkt. ...

Historischer Hintergrund und fiktive Handlung sind wundervoll glaubwürdig miteinander verwoben und ich fand während des Lesens, dass alles sehr lebendig geschildert ist, man sich prima eindenken und mitfühlen kann. Sehr gut konstruiert - perfekt gelungen diese Geschichte, vom Schreibstil passend zum Thema, detailiert beschrieben und spannend zu lesen. Super - Leseempfehlung !!!

Cover des Buches Ein englischer Winter (ISBN: 9783827014092)
sleepwalker1303s avatar

Rezension zu "Ein englischer Winter" von Thomas Reverdy

Der Winter des Missvergnügens
sleepwalker1303vor 3 Jahren

Anfangs tat ich mich zugegebenermaßen mit Thomas Reverdys „Ein englischer Winter“ etwas schwer. Die fragmentierte Schreibweise und die verschiedenen Handlungsstränge bildeten für mich auf den ersten Seiten einfach keine Einheit. Aber als ich mich an den Stil des Autors gewöhnt hatte, habe ich das Buch in einer Tour durchgelesen. Stilistisch ähnelt das Buch für mich mehr einer Novelle als einem Roman, denn es hat weder einen wirklichen Anfang, noch einen richtigen Schluss. Das tat der der Lesefreude aber keinen Abbruch.

Der Winter 1978/79 war für England in mehrerlei Hinsicht hart: einerseits ist es sehr kalt, andererseits steckt das Land in einer sehr tiefen sozialen und wirtschaftlichen Krise. Die Labour-Regierung von James Callaghan steht vor dem Aus. Die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik auf und mit den höher werdenden Müllbergen in London (neben den Mitarbeitern der Nahverkehrsbetrieben streikten die der Müllabfuhr als erste), wächst auch der Unmut in der Bevölkerung.

Und mittendrin zwei Frauen, die sehr unterschiedlich sind, aber grundsätzlich auch vieles gemeinsam haben. Candice ist die einzige weibliche Mitarbeiterin eines Fahrradkurier-Unternehmens und versucht sich in ihrer Freizeit als Darstellerin in Shakespeares „Richard III“ in einer Laientheatergruppe. Und dann ist da eine Krämerstochter, die das Land aus der Krise führen möchte. Diese wird später als konservative Premierministerin und Eiserne Lady in die Geschichte eingehen, 1978 besticht sie aber erst einmal durch flammende (Wahlkampf-)Reden und eine „Betonfrisur“. Der Rest ihrer Geschichte ist dem interessierten Leser hinlänglich bekannt. 

Zwei emanzipierte Frauen unterschiedlicher Herkunft (Candace stammt aus der Arbeiterschicht mit trinkendem und prügelndem Vater, Margaret Thatcher aus der Mittelschicht Lincolnshires und versucht, mit Sprechunterricht ihren Akzent abzulegen), die ihren Platz in einer bis dato männerdominierten Gesellschaft suchen. Beide sind visionär und energisch, allerdings sind sowohl ihre Ausgangspunkte als auch ihre Ziele völlig unterschiedlich.

Der weniger geschichtsinteressierte Leser wird sich eventuell mit dem Buch aber schwer tun. Der Autor verknüpft Fakten mit Fiktion, hangelt sich an einem Punk-lastigen Soundtrack entlang, der die Weltuntergangsstimmung und die düstere No-Future-Atmosphäre noch betont. Nicht von ungefähr wird der Zeitraum, in dem das Buch spielt, „der Winter des Missvergnügens“ („winter of discontent“) genannt. Nicht zuletzt verflicht er auch mit der immer wiederkehrenden Auseinandersetzung mit Shakespeares Stück, in dem Candice auf der Bühne debütiert, Geschichte mit (zeitloser) Fiktion. Macht (unter anderem die der Gewerkschaften), (Zweck)Bündnisse und gesellschaftliche Umbrüche sind sowohl im Theaterstück als auch im Roman wichtige Themen.

Für Leser, die sich für britische Geschichte und Politik interessieren, ist das Buch ein echtes Schmankerl. Es ist eine gekonnte und tiefgreifende politische Gesellschaftsanalyse verknüpft mit einer literarischen Erörterung. Eine klitzekleine Liebesgeschichte darf auch nicht fehlen, wobei die eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Nicht zuletzt kann man vieles über die Denkweise vieler Briten lernen und unterschwellig kann man auch herauslesen, wie es jetzt zum Brexit kam. Ein Fehler ist dem Autor allerdings unterlaufen: „Q wie die Queen – Elizabeth begleitete das ganze Jahrhundert. 1977 wurde ihr 50-jähriges Thronjubiläum gefeiert.“ – 1977 feierte Elizabeth II. ihr 25. Thronjubiläum. Dennoch hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Von mir 5 Sterne. 

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