Locker geschriebene Biografie eines ungewöhnlichen Lebens
von mabuerele
Rezension
„…Kommandieren hatte ich ja gelernt!...“
Das Buch ist eine Wiederauflage des 1966 erschienenen Originals von Willy Elmayer durch seinen Enkel. Im Prolog fasst Thomas Schäfer-Elmayer kurz das Leben eines Großvaters zusammen.
Die eigentliche Geschichte beginnt im 1891. Ein sechsjähriger Junge bewundert vom elterlichen Haus aus den Vorreiter der Wiener Pferdetramway. Einige Jahre später wurde aus dem Sohn eines Offiziers ein Kavalieroffizier.
Das Buch ist auf locker-leichte Art geschrieben. Es lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dazu beigetragen hat auch der manchmal trockene Humor.
Willy Elmayer erzählt seinen Werdegang von der Schule über die erste Anstellung als Offizier bis zum Leiter einer Tanzschule. Obiges Zitat äußerte er vor seiner ersten Tanzstunde. Gleichzeitig malt der Autor mit seiner Lebensbeschreibung ein anschauliches Bild von Wien und Österreich über fast 60 Jahre.
Der erste Einschnitt in seinem Leben kam mit dem Kriegsbeginn. Die jungen Offiziere wussten nicht, was auf sie zukam. Realistisch beschreibt er die Zustände an der Front, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Durch das Kriegsende und den Zerfall des Landes mussten die Weichen neu gestellt werden. Offiziere hatten keine Zukunft. Doch der neue Beruf musste standesgemäß sein.
Phantasie war gefragt. Bewunderungswürdig sind nicht nur die Arbeitseinstellung, sondern auch seine menschlichen Qualitäten.
Weitgehend ausgeblendet wird das Privatleben. Das ist aber meiner Meinung nach zum einen dem Zeitgeist, zum anderen seiner Erziehung geschuldet. Privates gehörte nicht in die Öffentlichkeit. Das Buch ist ein Produkt einer vergangenen Zeit und sollte auch so betrachtet werden. Immer wieder zeigt sich, dass der Autor aus Gewissensgründen auch auf Vorteile verzichtete und dass Anstand einer der Grundwerte seines Lebens war. Deshalb hält er sich mit politischen Aussagen, insbesondere zur Besetzung Österreichs durch Nazideutschland, zurück. Beim aufmerksamen Lesen fallen wenige Bemerkungen auf, die zeigen, dass er dem System kritisch gegenüberstand. Das hielt ihn aber nicht davon ab, als Offizier erneut seiner Pflicht nachzukommen.
Besonders im letzten Teil wird deutlich, dass sich Willy Elmayer oft für die Benachteiligten der Gesellschaft einsetzte.
Die Schwarzweißillustrationen passen ausgezeichnet zur Handlung. Sie geben das Flair der Zeit wieder.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist nicht nur eine persönliche Biografie des Autors, sondern es beinhaltet ein Stück österreichischer Geschichte, gesehen mit den Augen eines Einzelnen.