‚Die psychotherapeutische Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen gilt als sehr schwierig. Betroffene Patienten sind häufig hochgradig ambivalent hinsichtlich ihrer Therapieziele, was mit einer hohen Rate an Rückfällen einhergeht. Auf der einen Seite wünschen sie sich, endlich befreit zu sein von den Fesseln der Sucht, andererseits können sie nicht von ihrem Suchtverhalten lassen.‘ (Seite 11)
Thomas Schnell setzt sich in seinem Buch vor allem mit Grundzügen der Verhaltenstherapie der Sucht auseinander, z.B. mit historischen Wurzeln der modernen Suchtbehandlung, Beziehungsgestaltung, einzelnen Therapiephasen und wirkfaktorenorientierter Suchtbehandlung.
Im Anschluss thematisiert er moderne Therapieansätze und Programme wie das CANDIS-Programm bei Cannabisabhängigkeit. Er geht dabei auch auf komorbide Störungen ein, z.B. auf posttraumatische Störung und auf Schizophrenie.
Am Ende bietet Schnell einen Überblick über die empirische Evidenz der Suchtbehandlung und über die klinische, bevölkerungsbezogene und gesundheitspolitische Relevanz.
Aufgrund meiner psychotherapeutischen Tätigkeit im Bereich der Psychosenpsychotherapie habe ich recht viel mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht zu tun und habe in den letzten Jahren ein großes Interesse an Suchtbehandlung entwickelt.
Ich habe hier sehr viel gelernt, auch weil das Buch sehr anschaulich, verständlich und praxisnah geschrieben ist und weil die Inhalte sehr übersichtlich zusammengefasst wurden.
Ich habe mir hier sehr viel markiert, was von Schnell entweder besonders gut auf den Punkt gebracht wurde und/oder was besonders relevant für meine Arbeit ist.
Gefallen hat mir, wie wertschätzend Schnell das Thema behandelt. Sehr bereichernd fand ich auch die Diarycard für Konsum und die typischen Trinkmotive bei alkoholabhängigen Patienten mit Persönlichkeitsstörungen.
Im Buch gibt es einige Wiederholungen, was ich allerdings nicht als störend empfand, denn so lässt sich das Buch auch problemlos als Nachschlagewerk oder zum selektiven Lesen verwenden.
Dieses Buch ist eines der besten Bücher oder vielleicht sogar das beste Buch, das ich bislang über Sucht gelesen habe.
Thomas Schnell
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Neue Rezensionen zu Thomas Schnell
‚Patienten mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht [DD-Patienten] sind längst keine Randgruppe mehr in unserem Versorgungssystem. Mehr als die Hälfte aller stationären Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis weisen zumindest einen Substanzmissbrauch auf, wobei Alkohol und Cannabis an erster Stelle stehen. [...] Sie verlangen ein hohes Maß an therapeutischer Zuwendung, gleichzeitig frustrieren und ‚verschleißen‘ aber diese Patienten gerade durch die Non-Compliance und die überwiegend fehlende Abstinenzmotivation ihre Behandler. Die Gefahr ist, dass sie von therapeutischer Seite ‚aufgegeben‘ werden und in der Folge erst recht Fälle einer ‚Drehtürpsychiatrie‘ werden.‘ (Seite VII)
Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank bietet in ihrem Buch initial Informationen zur Prävalenz der Doppeldiagnose Psychose und Sucht, Erklärungsmodelle, Informationen zum Verlauf und zur Therapie.
Im Praxisteil des Buches stellt sie die Trainingsprogramme KomPAkt (Komorbidität Psychose und Abhängigkeit: Psychoedukatives Training) und KomPASs (Komorbidität Psychose und Abhängigkeit: Skills-Training) mit den einzelnen Sitzungen/Modulen sowie mit wichtigen Aspekten, die beachtet werden sollten, vor.
Im ausführlichen Anhang finden sich Info- und Arbeitsblätter zu den beiden Programmen sowie Informationen über Suchtstoffe.
Ein Faible für Psychosen habe ich schon seit einigen Jahrzehnten, aber seit ein paar Monaten interessiere ich mich sehr für die Doppeldiagnose Psychose und Sucht und lese aktuell viel darüber. Ich finde es ziemlich erstaunlich und verwunderlich, dass es im deutschsprachigen Raum kaum Fachbücher (oder Ratgeber) zum Thema gibt, und dass diese teilweise schon ziemlich in die Jahre gekommen sind. Gerade weil sich seit ein paar Jahren extrem viel im Bereich der Psychosenpsychotherapie tut, würde ich mir aktuelle Literatur zu diesem wichtigen Thema wünschen.
Ich empfand das Buch als sehr verständlich und sehr hilfreich zusammengefasst. Teilweise sind die Inhalte sehr detailliert, z.B. was Studien zum Behandlungssetting oder Psychopharmaka angeht, was ich sehr informativ und spannend fand.
Gefallen hat mir auch die sehr detaillierte Anleitung für das Psychoedukative Training, das dadurch direkt durchführbar ist, wobei sich die einzelnen Inhalte auch perfekt für die Vermittlung im Einzelsetting eignen.
Auch der Anhang mit den Materialien für KomPAkt und KomPASs sowie mit den wichtigsten Informationen zu Akutwirkungen und Komplikationen von Suchtstoffen empfand ich als sehr hilfreich, praxisnah und breit einsetzbar.
‚In der Zusammenschau sprechen diese Befunde gegen die Annahme einer zwangsläufig schlechten Prognose für die DD-Patienten unabhängig von ihrem Konsumverhalten. Sie unterstreichen den Sinn und die Notwendigkeit einer Intensivierung der therapeutischen Bemühungen um diese schwierige Patientengruppe der neuen Chronischen, und sie lassen therapeutischen Nihilismus ungerechtfertigt erscheinen.‘ (Seite 28)
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