Thomas Sparr

 4,4 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Thomas Sparr, 1956 in Hamburg geboren, ist Autor, Literaturwissenschaftler und Verlagslektor. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Marburg, Hamburg und Paris war er von 1986 bis 1989 an der Hebräischen Universität in Jerusalem tätig, anschließend im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Von 1990 bis 1998 leitete er den Jüdischen Verlag, war Cheflektor des Siedler Verlags und arbeitet heute im Suhrkamp Verlag als Editor-at-Large. 2020 erschien sein vielbesprochenes Buch »Todesfuge. Biographie eines Gedichts« (DVA). Für seine Recherchen zur Geschichte von Anne Franks Tagebuch wertete er zahlreiche Archive aus. Er lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches »Ich will fortleben, auch nach meinem Tod« (ISBN: 9783103975451)

»Ich will fortleben, auch nach meinem Tod«

Erscheint am 25.10.2023 als Gebundenes Buch bei S. FISCHER.

Alle Bücher von Thomas Sparr

Cover des Buches Todesfuge - Biographie eines Gedichts (ISBN: 9783421047878)

Todesfuge - Biographie eines Gedichts

 (3)
Erschienen am 10.03.2020
Cover des Buches Liebesgedichte (ISBN: 9783458353010)

Liebesgedichte

 (2)
Erschienen am 15.03.2010
Cover des Buches Susanna (ISBN: 9783633540730)

Susanna

 (2)
Erschienen am 04.04.1993
Cover des Buches Hotel Budapest, Berlin … (ISBN: 9783946334804)

Hotel Budapest, Berlin …

 (0)
Erschienen am 19.10.2021

Neue Rezensionen zu Thomas Sparr

Cover des Buches Todesfuge - Biographie eines Gedichts (ISBN: 9783421047878)
M

Rezension zu "Todesfuge - Biographie eines Gedichts" von Thomas Sparr

Sorgsame und inspirierende Betrachtung
M.Lehmann-Papevor 3 Jahren

Sorgsame und inspirierende Betrachtung

 

„Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts

Wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister

aus Deutschland“.

 

Berühmte Zeilen eines berühmten Gedichts, , welches Wolfgang Emmerich als „Jahrhundertgedicht“ bezeichnet hat, „ein Gedicht, dass die grundlegende Erfahrung des 20. Jahrhunderts in sich aufnimmt und weitergibt“.

 

Wie aber gar nicht so selten bei „geflügelten Worten“, die auf ihre Weise Allgemeingut geworden sind, die Entstehung der Zeilen, die unmittelbare Wirkung und der spätere Werdegang verbleiben doch im Ungefähren in nicht wenigen Hinsichten.

 

Eine Lücke, die Thomas Sparr mit seinem ruhig verfassten, sehr kundigen und sehr verständlichem Werk nun umfassend schließt. In dem es ihm auch gelingt, den Leser an den Ursprung zurückzuführen und jene „Lyrik nach Auschwitz“ oder den Zusammenhang mit der Verarbeitung des Holocaust aus ihrer Interpretation späterer Zeiten und vielen Linien der Wirkungsgeschichte auch ein stückweit herauszunehmen und sich damit „ohne Ballst“ Paul Celan und seinem Gedicht auch nähern zu können.

 

So kreist Thomas Sparr in seiner systematischen Betrachtung des Gedichtes in bester Weise auch um die Fragen des historischen Kontextes, um die weiter reichende Wirkung der „Todesfuge“ über Deutschland hinaus und nimmt ebenso an passenden Orten im Werk die Verfolgungsgeschichte der Familie von Pau Celan mit in den Blick. Und lässt dem Leser in all diesen Betrachtungen dennoch einen breiten Spielraum für persönliche Gedanken und Wirkungen der Zeilen. Eine endgültige Deutung ist schlich nicht möglich, wie Sparr nüchtern konstatiert.

 

„Sein ganzes Werk wendet sich gegen solche Eigentlichkeit“.

 

Und so folgt Sparr Paul Celan Schritt für Schritt auf dem Weg hin zum Gedicht, folgt dem Gedicht in seiner Wirkung und verbindet dies mit einem wesentlichen Moment des Schaffens Celans, für den Daten und Geographie eine zentrale Rolle gespeilt haben im Zuge der „Poetik der Orte und Daten“ Celans.

 

So gibt Celan selbst den Weg mit vor, im Gedicht auch die Essenz seines konkreten Lebens mit einfließen zu lassen und damit durch das Gedicht hindurch auch den Mann und Menschen Paul Celan mehr und mehr fassen zu können. Ein Prozess, den der Leser mit Freude begleitet und den Sparr in bester Weise vor Augen legt. Was damit auch zu einer deutlich erkennbaren biographischen Abhandlung üb Paul Cezan und die Seinen selbst führt.

 

Somit bietet die Lektüre nicht nur den Gewinn, die „Todesfuge“ besser verstehen und einordnen zu können, sondern eröffnet auch den Blick für das Zeitgeschehen selbst, die gesellschaftlichen Strömungen der Jahrzehnte nach 1945 und die Welt der Literatur jener Zeit in vielfältigen Querverbindungen.

 

Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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Cover des Buches Todesfuge - Biographie eines Gedichts (ISBN: 9783421047878)
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Rezension zu "Todesfuge - Biographie eines Gedichts" von Thomas Sparr

Die Todesfuge - ihre und die Biografie des Autors
HEIDIZvor 3 Jahren


Die Todesfuge, ein Gedicht, welches  die nationalsozialistische Judenvernichtungthematisiert. Es entstand in den Jahren zwischen 1944 und zu Beginn des Jahres 1945 und erschien anfangs (Mai 1947) in rumänischer Übersetzung. 

 Todesfuge:
 =========

 Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland
 dein goldenes Haar Margarete

 er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne
er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
 er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

 Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
 Dein aschenes Haar Sulamith

 wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

 Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
 stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr anderen spielt weiter zum Tanz auf

 Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
 dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen

 Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus  Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
 dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

 Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
 Deutschland  

 dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith
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 Paul Celan hat es verfasst. 

 * 23.11.1920, Czernowitz, Rumänien
 † 20.04.1970, Paris, Frankreich

 Paul Celan wird am 23. November 1920 als einziges Kind deutschsprachiger Juden in Czernowitz (Bukowina) geboren.

 1947 ändert er seinen Familiennamen Antschel in Celan (Anagramm zu Ancel).

 Nach dem Abitur im Juni 1938 nimmt Celan das Medizinstudium an der Ecole de Médicine in Tours (Frankreich) auf. Er reist über Berlin, am Tag nach der ersten Nacht der Pogrome, die von Nationalsozialisten zynisch und verharmlosend „Reichskristallnacht“ genannt wurden.
 (Quelle: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/todesfuge-66) 

 Das mir vorliegende Buch hat  Thomas Sparr verfasst. Er hat sich des Gedichts von Celan angenommen. Celan hatte es seinerzeit unter dem Eindruck der Ermordung seiner Eltern geschrieben. Es handelt sich dabei um eines der frühesten literarischen Zeugnisse der Shoah (Holocaust, Massenvernichtung der Juden in Deutschland und Europa zu Zeiten des Nationalsozialismus).

 Der Autor nimmt sich detailliert der Geschichte des Gedichts an, nimmt es sozusagen auseinander und schreibt mit seinem Buch auch gleichzeitig irgendwie die Biografie Celans. 

 Das Buch ist mit einem edlen Lesebändchen versehen. 

 Bevor man das Gedicht zu lesen bekommt ist ganzseitig Paul Celans Typoskript  mit handschriftlichen Korrekturen Celans zu sehen, welches sich 1947 im Besitz von Alfred Margul-Sperber befand und heut im Bukarester Literaturmuseum zu bewundern ist. 

 Zahlreiches Fotomaterial, Auszüge aus Akten, Abbildungen unterschiedlichster Art (z. B. Erstveröffentlichung des Gedichts auf Rumänisch unter dem Titel "Todestango" übersetzt von Petre Solomon, Bukarest, 2. Mai 1947)  

 Sich dieses so berühmten Gedichts anzunehmen ist schon ein nicht leichtes und mutiges Unterfangen möchte ich behaupten, aber dem Autor ist es sehr gut gelungen, die Historie des Gedichts mit der Biografie seines geistigen "Vaters" zu vereinen. Ein Vierteljahrhundert hat es ihn, nachdem er damit bekannt wurde, begleitet. Hört man Cesan, denkt man an die Todesfuge. Sparr rekonstuiert, wirft Fragen auf und beantwortet sie, bringt die Zeilen in Bezug zum historischen Hintergrund, und zeigt auf, warum dieses Gedicht als Teil der Weltliteratur so besonders und so wirkungsvoll war und ist. 

 Leseprobe:
 ========

 Gewiss geben Celans Gedichte auch den erhabenen Ton vor, die romantischen Motive und die starke Symbolik. Mit Ausnahme des einen Gedichts in diesem Band, der "Todesfuge". De Haas erwähnt es nur beiläufig. ...

 Man spürt durchweg, dass dieses Buch zwar sachlich und topp recherchiert geschrieben ist, aber unbedingt mit Herz. Es bleibt keine Frage offen, das Buch geht in die Tiefe. Hat mir ausnahmslos gefallen !!! 

 Porträtfoto zeigt Paul Celan.


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Cover des Buches Liebesgedichte (ISBN: 9783458353010)
AlexandraMazars avatar

Rezension zu "Liebesgedichte" von Gertrud Kolmar

"Hörst du mich?"
AlexandraMazarvor 7 Jahren


Gertrud Kolmar 

geboren: 10.12.1894, Berlin
gestorben: 1943, KZ Auschwitz, Polen


Ich trage immer ein oder zwei Bücher der unterschiedlichsten Dichter in meiner Tasche  herum, ich mag darin blättern, Gedichte lesen die mich berührt haben oder berühren. Mich inspirieren oder eine bestimmte Stimmung erzeugen können.
Das Büchlein "Liebesgedichte" von Gertrud Kolmar gehört zu diesen. Ihre Kunst mit Worten umzugehen fasziniert mich und begleitet mich sehr oft durch meinen Tag.

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