Das Buch hat mich sehr überrascht. Ich bin nicht unbedingt immer ein Fan von Historischen Büchern, denn meistens ist mir es irgendwie langweilig dabei. Aber dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich fand die Zeit um 1736 sehr spannend. Denn hier bewegt sich viel bzw. die Anfänge für eine Umwälzung der Lebensart beginnen jetzt. Die Aufklärung und dem damit verbundenen Gedankengut wird man hier bei einem Schneidermeister aus Bad Windsheim kaum vermuten. Aber genau diese Gedanken begeistern Andreas Christoph Bartel. Und das wird ihn sein ganzes Leben begleiten. Auch wenn es ihn erstmal in Schwierigkeiten bringt und er sein Leben und das seiner ganzen Familie umdenken muss. Es war interessant seine Reise zu verfolgen. Ich fand es immer wieder aufregend, wie weit die Menschen zu dieser Zeit reisten. Irgendwie war es ja immer sehr beschwerlich, aber es wurde troztdem munter umhergezogen. Ob nun gewollt oder aus den Lebensumständen heraus veranlasst. Denn es waren ja doch sehr harte Zeiten. Die Menschen waren oft arm und dem Dünkel der Adligen ausgeliefert. Außerdem war es ja eine Zeit der vielen Kriege. Aber die Menschen hatten auch Visionen und auch unsere Protagonisten wollten ihre Lebensträume verwirklichen. Es gibt ja verschiedenen Erzählstränge, die später zueinander finden. Die ersten Lebensjahre des jungen Hirtenjungen Tommaso, die Erlebnisse der jungen Freia von der Ostsee und natürlich das Leben des Ehepaares Bartel. Aber auch ein Waisenjunge wird diese Geschichte noch vervollständigen. Ich fand alles sehr gut zu lesen und man konnte das Geschehen klar verfolgen. Die Zeit wird beim Lesen wieder lebendig und man trifft einige wichtige Persönlichkeiten dieser Zeit im Buch wieder. Es war ein aufregende Zeit. Alles war möglich - im positiven wie aber auch im negativen Sinn. Und auch die Menschen, die wir im Buch begleiten, haben sehr gute und sehr schlechte Zeiten. Aber sie haben auch viel Mut und machen das Beste aus ihrer Situation. Für mich war das Buch ein schönes und detailreiches Bild dieser Zeit. Ich kann es nur empfehlen.
Thomas Spyra
Lebenslauf
Alle Bücher von Thomas Spyra
Wildgänse
Des Meisters Bartel verlorener Ring
Es war nicht meine Schuld
Pastorius
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Der Klappentext verspricht einen interessanten Historienroman, drei verschiedene Erzählstränge mit höchst unterschiedlichen Protagonisten, ein Buch, wie ich es normalerweise geradezu verschlinge.
Auch die "Wildgänse" habe ich schnell gelesen, aber ich bin leider sehr enttäuscht.
Der Autor hat es leider nicht geschafft, mich mit der an sich interessanten Zeitreise ins 18. Jahrhundert zu begeistern. Dabei gäbe die Geschichte so viel her, die Spannungen zu Beginn der Aufklärung, eine Odyssee der Schneidert Amelie durch halb Europa, Krieg, Armut, Leid und dennoch große Lieben.
Doch der Roman gerät zu einer langatmigen Aneinanderreihung von Ereignissen, über die Entscheidungen und Gefühle der handelnden Personen erfährt man wenig, die Protagonisten bleiben recht farblos, ihre Charakterisierung sehr oberflächlich. Kurze, einfachste Dialoge gewähren nur wenig Einblick in das Gefühls- und Seelenleben der Akteure. So blieb mir als Leser deren Schicksal auch recht fremd.
Mein größter Kritikpunkt ist jedoch die Sprache: Sie genügt meinen Ansprüchen an Literatur leider überhaupt nicht. Zum einen stören mich viele Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler, zum anderen ist die Sprache viel zu simpel, sie erinnert mich an vielen Stellen an einen Schulaufsatz. Von einem Roman erwarte ich mehr.
Positiv zu vermerken ist das Personenregister, das bei den historischen Personen auch deren Geburts- und Sterbedaten enthält. Hilfreich ist eine Liste mit Übersetzungen der verwendeten italienischen Begriffe sowie Angaben zu damaligen Maßen, Gewichten, Preisen und Verdiensten. Eine weitere gute Idee sind die Karten, auf denen die Reiserouten der Protagonisten verzeichnet sind, leider jedoch in so schlechter Auflösung, dass man manches nicht erkennen kann.
Gefallen hat mir hingegen, wie die titelgebenden Wildgänse im Verlauf der Geschichte immer wieder auftauchen. Und einen extra Stern vergebe ich für das wundervoll gestaltete Cover, ansonsten wäre meine Wertung bei lediglich einem Stern geblieben.
Erster Eindruck: Der Autor muss wahnsinnig viel recherchiert haben oder diese Thematik ist seit Jahren sein Hobby. Die Fülle der Daten und Fakten hätte ich nicht erwartet, macht das Buch aber hochinteressant.
Dann die Erzählkunst, so etwas hat man oder man hat es nicht. Er hat es nun einmal. Die Fakten und ihre Zusammenhänge kommen absolut stimmig rüber und zwar nicht als trockener "Geschichtsunterricht", sondern er hat es hervorragend verstanden, die verschiedenen Geschehnisse so zu verbinden, dass eine spannende Geschichte daraus wurde. Die geschickte und wohldosierte Schilderung scheinbar beiläufiger Details geben dem ganzen Würze.
Als besonders angenehm habe ich empfunden, dass auf die heute manchmal übliche Aneinanderreihung reißerischer "Action-Szenen", die sich an Horror, Grausamkeit und Schrecken überbieten, verzichtet worde. Solche Dinge schaden m.E. der Qualität eines seriösen Buches und machen es letztlich unglaubwürdig.
Das gleiche gilt für die "Botschaft", keine schwarz-weiß gemalte Philosophie, sondern nüchterne und sachliche Klugheiten.
Die Geschehnisse sind stimmig; sie können jederzeit nachvollzogen werden - und sind trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, spannend. Am Ende jeden Kapitels ist man immer schon neugierig darauf wie es weitergeht.
Was mir besonders aufgefallen ist: dem Autor ist es m.E. gelungen, den Zeitgeist dieser geschichtlichen Phase einleuchtend wiederzugeben, den Leser mit in diese Zeit hineinzunehmen und ihn den "ganz normalen Alltag" erleben zu lassen.
N.B.: Die Schilderung der Ansbacher Beamten-"Kaste" ist treffend gelungen. Sie hat mich mehrfach an meine Eindrücke aus den frühen 1960er Jahren (als Beamter in Ansbach!) erinnert. Manchmal denke ich, dass sich da bis heute noch nicht allzuviel grundlegend geändert hat.
Positiv überrascht hat mich der Anhang. Die Register und Karten usw. machen sich sehr gut und unterstreichen noch einmal den Qualitätsanspruch des Buches. Und genauso positiv überrascht war ich von Christl Spyra´s Gedichten!
Zusammenfassung dieser etwas sporadischen Stellungnahme eines Laien: ABSOLUT POSITIV!!.
Am Schluss noch eine kleine Anregung aus meiner Sicht. Wobei ich keinerlei Erfahrung in Dichterlesungen habe. Ich weiß also nicht, was da eigentlich so üblich ist. Aber ich hätte es interessant gefunden, bei dieser Gelegenheit ein paar Hintergrundinformationen über Zusammenhänge, Anlässe für diese oder jene Szene usw. zu geben und mit dem gelesenen Text zu verknüpfen. Die persönlichen Besuche in Sizilien, manches Erlebnis, das so oder in anderer Form im Buch widergespiegelt wird, usw.... Aber, wie gesagt, vielleicht ist das auch unüblich. Ich habe da keine Erfahrung.
FAZIT: Absolut Top! Auch wenn Barthel tot ist – hoffe ich, dass dem Autorr wieder noch was einfallen wird. Und ich denke, seine Frau Christl ist an der Entstehung so mancher Ideen nicht unbeteiligt....
Gunder Richter, Emskirchen
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Zusätzliche Informationen
Thomas Spyra wurde am 19. August 1948 in Leipzig (Deutschland) geboren.
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