Ich beginne mit dem Positiven: der Autor ist der deutschen Sprache mächtig. Sehr sogar. Rümmelein versteht es definitiv Bilder und Szenarien seinem Leser zu vermitteln. Womit ich auch schon beim Negativen angekommen bin: ebenjenen Bildern und Szenarien, kurz; dem Inhalt des Buches selbst.
(CAVE: Hiermit ist alles Wesentliche zu diesem Buch gesagt, alles was folgt ist nur noch zeilenlanges Motschgern meinerseits.)
Die Geschichte ist eine simple Gut gegen Böse - Story die ohne Überraschungen auskommt. Genauer gesagt, versucht der Autor zwar Plotereignisse überraschend darzustellen, jedoch sind versuchte Wendungen bereits Seiten zuvor offensichtlich und lassen demnach gravierend an Dramaturgie missen. Dies hängt meiner Meinung nach vor allem damit zusammen, dass Charaktere in diesem Buch klischeehafter nicht sein könnten. Ihre Beschreibung findet mit zwei, drei Worten Genüge; die schöne, kluge Zauberin, der starke, mutige Krieger, der böse, niederträchtige Gegenspieler, der demente Regent - man neigt dazu nach den ersten fünfzig Seiten ein gewisses Muster zu erkennen. Grundsätzlich sind klischeebelastete Charaktere nicht schlecht - wenn sie denn gut umgesetzt sind. Hier sind sie es nicht. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die meisten Namen der Charaktere nur vage im Gedächtnis behalten habe, Asche auf mein Haupt. Ist aber nicht weiter schlimm, schließlich gibt es ja wunderbare Adjektive, mit denen sie zu identifizieren sind, nicht wahr, Herr Buchautor?
Wir beginnen mit dem Bösewicht. Er hat klar nachvollziehbare Motivationen. Er ist böse, weil er der bösen Rasse angehört und meuchelmordet sich deswegen durch die Reihen der Guten. Logisch. Warum ist die böse Rasse böse? Na, weil sie eben böse ist! Aha. Der Kreis schließt sich kohärent. Der Bösewicht tötet Menschen wie andere die Gelsen und all jene die er nicht tötet, foltert und vergewaltigt er - um sie hernach zu töten. Der Autor macht es sich dabei zur persönlichen Mission die Flugkurve jedes einzelnen Bluttropfens in der Luft zu beschreiben und die Gräueltäten in exakter Reihenfolge auszumalen. Das gelingt ihm, wie eingangs erwähnt, sehr gut und man sollte als Leser eine Abneigung gegenüber dem Bösewicht entwickeln. Leider entwickelt sich nur Müdigkeit beim Lesen der Beschreibung der vierten Hinrichtung in Folge.
Welch ein Glück, dass es nicht nur einen Bösewicht gibt. Da wird einem nicht langweilig. Auch die Mutter des Bösewichts, ihres Zeichens Hexe, entbehrt sich so manch mütterlicher Eigenschaft und ist garstig was das Zeug hält. Sie trägt später eine größere Rolle in der Geschichte. Ich habe vergessen, welche Rolle das war, sie war dann doch zu langweilig um sie im Kopf zu behalten. Ein weiterer Buchgenosse mit dem nicht gut Kirschen essen ist, ist eine Art Untoter, der mittels Gesang die Seelen seiner Opfer raubt. An und für sich eine wirklich gute Idee des Autors. Umsetzung, meh...
Auch auf Seiten der Guten gibt es einen Bösewicht; es ist der Waffengefährte unseres Heldens, der dem Held den Erfolg neidig ist und ihn unter windigen Vorwürfen einlochen lässt. Der Autor hat hier versucht, eine politische Intrige zu schreiben, scheitert jedoch daran, seinen Helden nicht schlecht aussehen lassen zu wollen. Lieber zaubert er sich zig Vorwände aus dem Hintern, die es dem Helden zu Beginn unmöglich machen, seine Unschuld, bzw. seine gerechtfertigte Handlungsweise zu argumentieren. Aber keine Sorge, der Held ist zu gut und zu mutig um es nicht zu rechtfertigen, die Welt so zurecht zu biegen, sodass er entkommt.
Noch immer da und noch nicht von meinem Raunzen abgewendet? Dann wird es wohl Zeit, mein überaus kritisches (man möchte fast schon sagen: unfehlbares) Augenmerk auf den Hauptcharakter selbst zu legen. Er ist ein Panzer auf zwei Beinen, der alles am Besten kann. Er ist der Größte, der Stärkste, der Mutigste, der beste Stratege sowie Schwertkämpfer und der mit dem Längsten und Härtesten. Dem längsten und härtestem Schwert natürlich. Bei der Schlacht um die sich das Buch dreht, ist es der Hauptcharakter, der in den dritten Gang hinaufschaltet und im Alleingang die Armee der Bösewichte vernichtet. Nicht etwa mit einem ausgeklügelten Schachzug, der den Gegner in eine Falle lockt, oder einem strategischen Manöver, das die Wendung herbeiführt, nein, der Held nimmt sein Schwert in die Hand und hackt sich buchstäblich einmal quer durch das Zentrum der feindlichen Armee. Alleine.
Auch hier lässt sich der Autor Zeit, um genüßlich die Lichtbrechungen in den blutroten Schattierung der Lebenssäfte am Schwert des Hauptcharakters zu beschreiben.
Danach kommt es zum Showdown zwischen dem Bösewicht und dem Helden. Der Bösewicht erhebt sich frisch ausgeruht aus seinem Lager, der Held ist erschöpft und, nachdem er gerade den viertausendachthundertsten Feind in Folge tranchiert hat, am Ende seiner Kräfte. Vermutlich versucht der Autor hierdurch Spannung zu generieren, leider scheitert der Spannungsbogen an dem Umstand, dass das gesamte Buch eine Onanie des Autors über die tollen Fähigkeiten des Heldens ist.
Das ist leider ein Thema, welches sich quer durch die gesamte Geschichte zieht: ein Problem kommt auf und der Held, pardon... der Autor zieht sich die Lösung aus dem linken Ohr, oder die Welt verbiegt sich einfach so um den Held, dass ihm die Lösung in den Schoß fällt. Beispiele gefällig? Nachdem der Bösewicht durch den Helden der Gerechtigkeit zugeführt wurde, tritt der Held eine lange Reise an. Das Problem: Der Weg ist lang und die Zeit ist kurz. Aber siehe da, eine Horde Wildpferde trifft ein. Natürlich ist der Held einer der wenigen, der die Sprache der Pferde spricht (ohne einen Hintergrund dafür zu haben! Außer halt der Held zu sein...) und die Pferde erlauben es ihm (und seiner Mitreisenden) auf ihnen zu reiten. Ein bequemer Zufall.
Noch ein Beispiel: Der Held trifft auf eine schöne Zauberin, schaut ihr einmal in die Augen und schwupps, die beiden sind verliebt und haben nach einer halben Stunde ein "unsichtbares Band geknüpft, dass Beide in ihrer besonderen Beziehung verknüpft" (so, oder so ähnlich wird es im Buch beschrieben... I shit you not, die Zwei reden keine drei Sätze miteinander, bevor sie schon wissen, dass sie füreinander bestimmt sind. Grad und grad dass er sie nicht mit seinem mächtigen, heldenhaften Blick schwängert... ich hab beim Lesen der Stelle fast gekotzt).
Es gibt noch zig weitere Beispiele für die Unfehlbarkeit des Helden, doch ich habe nach einem Anfall der Echauffierung über das Gelesene ("Oida naaaaa! Das ist soooo schlecht!") das Meiste davon schon wieder verdrängt und will nicht über lauwarme Erinnerungen raunzen.
Es gibt noch ein paar Parallelstränge anderer Charaktere in der Handlung die womöglich (wahrscheinlich) in den späteren Teilen der Bücher wichtig werden. Ich werde es nie wissen, ich habe inmitten des dritten Bandes beschlossen, dass der Schinken meiner Zeit nicht wert ist. Neben den Büchern von Terry Goodkind ist Rümmelein ein weiterer Autor den ich nicht mehr angreifen werde. Ich rate es auch anderen Leuten, selbiges zu tun. Es sei denn, aspirierende Autoren unter Euch suchen nach abschreckenden Beispielen, dann seid ihr fündig geworden.
Servus aus Wien