Thor Heyerdahl ist vor allem durch seine Segelfahrt mit dem Floß „Kon-Tiki“ über den Stillen Ozean bekannt, mit der er 1947 beweisen wollte, dass Polynesien nicht wie bisher angenommen von Asien aus, sondern von Südamerika besiedelt wurde. Nicht nur Heyerdahls Theorie, sondern auch die Tatsache, dass kaum jemand daran glaubte man könne eine Expedition mit einem aus Balsaholz gebauten Floßes über den Stillen Ozean überleben, sorgten damals für großes Aufsehen. In dem biographischen Werk „Auf Adams Spuren. Das Abenteuer meines Lebens“ erzählt der Norweger von seiner Kindheit und Jugend, in der er bereits Bücher über fremde Völker und wilde Tiere gelesen hat, und wie er als junger, verheirateter Mann und Familievater getrennt von Frau und Kind die Zeit des 2. Weltkrieges überstanden hat. Einen großen Teil macht natürlich auch die „Kon-Tiki“-Idee aus, wobei Heyerdahl leider nicht viel von der Expedition selbst erzählt, sondern vielmehr von der kritischen Presse und Wissenschaftlern, die an seiner Theorie Anstoß nahmen, aber auch von seinem Triumph nach der erfolgreichen Expedition. Natürlich wird auch auf seine anderen Expeditionen eingegangen wie die zu den Galapagosinseln, den Osterinseln und den Malediven. Und auch die die Atlantiküberquerung mit der Ra II, einem Schiff, das komplett aus Papyrus bestand findet Erwähnung.
Heyerdahl berichtet aber auch von seinen drei Ehen, von seinen vielen Freundschaften u.a. der mit einem Menschenfresser und von den vielen Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Nikita Chrustschow und Fidel Castro. Ebenso lässt der Anthropologe seine Gedanken über die verschiedenen Urvölker und deren Gemeinsamkeiten in seine Biographie mit einfließen, genauso wie das Thema der große Flut im Jahr 3000 v.Chr., das in der Bibel durch die Geschichte von Arche Noah bekannt ist, über die aber auch andere Religionen und Völker berichten.
Obwohl das Buch bereits 1998 erschienen ist (in Deutschland 2001), beinhaltet es einige heute wieder sehr aktuelle Themen wie z.B. den Terrorismus und der Skandinaviergeht in diesem Zusammenhang auch kurz auf das Thema Religionen ein.
“Diesmal hatte ein Muslim einen Christen in Afrika getötet. Derselben Zeitung zufolge ging es auch in Europa schlimm zu. Im ehemaligen Jugoslawien, wo Tito für Religionsfrieden gesorgt hatte, brachten sich jetzt Christen und Muslime gegenseitig zu Tausenden um. Auf der Grünen Insel am anderen am anderen Ende Europas gab es nur wenige oder gar keine Muslime, so töteten sich die Christen gegenseitig, weil die einen ihr Abendgebet direkt an Gott richteten, die anderen dagegen mit einem Umweg über die Jungfrau Maria.“
Die Biographie liest sich fast wie ein Abenteuerroman. Es kommen zwar einige wissenschaftliche Tatsachen vor, aber diese sind leicht nachvollziehbar beschrieben. Dennoch ist es kein Buch, dass man zwischendurch in der Bahn lesen sollte, denn es gibt kaum einen Moment, in dem nichts passiert und so erfordert das Buch die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Thor Heyerdahl ist eine faszinierende Persönlichkeit. Er hatte ein sehr bewegtes und ereignisreiches Leben und seinen Ansichten kann ich meist nur zustimmen.
„Mit jedem Schritt, den wir uns von der Natur entfernen, werden das Leben und der Weg für Fisch und Kartoffeln aus Meer und Acker bis auf unseren Tisch komplizierter. Es ist uns geglückt, im Leben alles, was einmal falsch war, kompliziert zu machen, und wir versuchen dem durch Verkehrsregeln und Computerprogramme abzuhelfen, durch Ärzte, die bezahlt werden, um etwas gegen falsche Ernährung und fehlende Bewegung zu tun, durch Juristen, die gebraucht werden, um unsdurch den Gesetzesdschungel zu führen. Wir hetzen, dass unser Herz rast und die Reifen in die Kurven quietschen, und meinen, wir würden selbst Sex und Spannung erleben, wenn wir vor dem Fernseher kleben und uns lediglich die Erlebnisse anderer auf die Netzhaut projiziert werden. Wir glauben, wir seien reich, wenn wir Geld auf der Bank haben.“
Was zudem noch positiv hervorzuheben ist, sind die interessanten Photographien aus seinem Leben, die tolle zweiseitige Zusammenfassung seiner Expeditionen am Ende des Buches und die Karten, in denen zum Einen alle erwähnten Orte auf der Weltkarte verzeichnet sind und zum Anderen auch sein Wanderungsweg über den Stillen Ozean nachvollziehbar dargestellt ist. Was mir weniger gut gefallen hat ist, dass sein Leben nicht durchgängig chronologisch erzählt wird (zwischendurch springt der Leser immer in die Zeit seiner dritten Ehe) und etwa in der Mitte des Buches hat es mir etwas an Spannung gefehlt, als es sehr detailliert um die vielen kritischen Äußerungen seiner „Kon-Tiki-Theorie“ und die Anfeindungen seiner Gegner ging. Auch hätte ich mir ein paar Anekdoten über die Fahrt mit der „Kon-Tiki“ gewünscht, doch da muss man wohl auf das gleichnamige Buch zurückgreifen, das ebenfalls bei Ullstein erschienen ist. Dennoch ist „Auf Adams Spuren“ ein absolut empfehlenswertes Buch, das von mir 4 Sterne bekommt.