Thorsten Nagelschmidt

 4,2 Sterne bei 119 Bewertungen
Autor von Was kostet die Welt, Wo die wilden Maden graben und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Der schreibende Punk-Musiker: Der in Berlin lebende Schriftsteller, Künstler und Musiker Thorsten Nagelschmidt ist bei den Liebhabern alternativer Musik eher unter dem Namen Nagel bekannt. Als Gitarrist, Texter und Sänger veröffentlicht Nagel mit seiner Band Muff Potter zwischen 1993 und 2009 sieben Alben und mehrere Singles. Gleichzeitig widmet sich das 1976 in Rheine geborene künstlerische Allroundtalent seit Langem seiner publizistischen Tätigkeit. Von 1993 bis 1998 arbeitet er als Herausgeber des Fanzines „Wasted Paper“. Im Jahr 2007 veröffentlicht er sein Romandebüt „Wo die wilden Maden graben“, mit dem er im gleichen Jahr auf eine Lesereise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz geht. Der autobiografische Roman beschreibt das Leben des Sängers einer Punkband. Das gleichnamige Hörbuch lesen Farin Urlaub, Axel Prahl und Nagel. Anschließend folgen die musikalische Umsetzung des Romans „Was kostet die Welt“ (2010) und eine Sammlung von Erzählungen, Fotos und Skizzen unter dem Titel „Drive-By Shots“ (2015). Im Frühjahr 2018 erscheint sein zweiter Roman „Der Abfall der Herzen“, eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und Verrat. Thorsten Nagelschmidt lebt in Berlin.

Alle Bücher von Thorsten Nagelschmidt

Cover des Buches Wo die wilden Maden graben (ISBN: 9783955751494)

Wo die wilden Maden graben

 (43)
Erschienen am 03.05.2021
Cover des Buches Was kostet die Welt (ISBN: 9783453676190)

Was kostet die Welt

 (46)
Erschienen am 09.01.2012
Cover des Buches Arbeit (ISBN: 9783596703890)

Arbeit

 (30)
Erschienen am 23.02.2022
Cover des Buches Der Abfall der Herzen (ISBN: 9783596701810)

Der Abfall der Herzen

 (29)
Erschienen am 28.08.2019
Cover des Buches Drive-By Shots (ISBN: 9783955750435)

Drive-By Shots

 (4)
Erschienen am 12.03.2015
Cover des Buches Drive-By Shots (ISBN: 9783955750381)

Drive-By Shots

 (2)
Erschienen am 12.03.2015
Cover des Buches Arbeit: Roman (ISBN: B07ZGHGLGJ)

Arbeit: Roman

 (0)
Erschienen am 29.04.2020
Cover des Buches Soledad (ISBN: 9783103971088)

Soledad

 (0)
Erscheint am 11.09.2024

Neue Rezensionen zu Thorsten Nagelschmidt

Cover des Buches Arbeit (ISBN: 9783596703890)
Bris avatar

Rezension zu "Arbeit" von Thorsten Nagelschmidt

Von Schwarz zu blau
Brivor einem Jahr

Guten Morgen Berlin
Du kannst so häßlich sein
So dreckig und grau
Du kannst so schön schrecklich sein*

So singt Peter Fox in seinem großartigen, Berlin so genau zeichnendem Song "Schwarz zu blau" - Thorsten Nagelschmidts Roman Arbeit ist das absolute Pendant auf literarischer Ebene und wenn ihr den Roman noch nicht gelesen habt, dann müsst ihr das unbedingt tun - nicht wegen Berlin, sondern, weil er einfach verdammt gut ist.

Arbeit - die meisten Menschen benötigen eine, um über die Runden zu kommen. Manchmal sogar mehrere gleichzeitig. Dabei kann das, was man für ein geregeltes Einkommen tut, Erfüllung sein, Spaß machen, Berufung sein oder einen quälen. Manchmal gerät man damit auch in kriminelle Machenschaften. Die Arbeit, die verrichtet werden muss, um eine Stadt am Laufen zu halten, gilt meist als allzu selbstverständlich und wird kaum gesehen. Thorsten Nagelschmidt macht sie sichtbar in seinem Roman "Arbeit": Die Menschen, die die Städte in Betrieb halten, die Verbindungen der einzelnen, die Berührungspunkte die naturgegeben immer da sind, aber häufig ungesehen bleiben.

Dass Nagelschmidt sich Berlin und hier quasi einen Mikrokosmos rund um das Schlesische Tor als Mittelpunkt seines Romans gewählt hat, mag abschrecken. Es gibt zu viele schlechte oder mittelmäßige Berlin-Romane und manchmal könnte man meinen, alleine der Handlungsort muss genug sein, damit sie gedruckt wurden. Davon sollte man sich in diesem Fall nicht abschrecken lassen. Hier ist der Ort tatsächlich Kulisse, aber dabei so echt, dass man, könnte man wie die Engel aus Wenders "Himmel über Berlin" alles von oben betrachten, mittendrin wäre. Mittendrin im Roman und gleichzeitig im realen Leben dieser Stadt. Aber Obacht: Wer hier Autofiktion erwartet, wird sie nicht finden. "Arbeit" ist, wenn es so etwas gibt, real-literarische Großstadt. Und das ist nicht nur gut beobachtet, in Literatur umgesetzt, sondern macht verdammt viel Spaß.

Ein bisschen fühlte ich mich bei der Lektüre, die jetzt schon einige Zeit her aber noch sehr gut im Gedächtnis ist, wie bei einer Schnitzeljagd. Die Erlebnisse der verschiedenen Personen zusammenzuführen, sie im Laufe des Tages der Tag-Nacht-Gleiche des Jahres zu begleiten, bis zum Morgen des nächsten Tages, war wie ein Spiel. Man kann sich darauf einlassen, die Verbindungen zu finden oder man lässt es - und beides funktioniert perfekt. Klug strukturiert und flüssig formuliert, liest sich der Roman weg wie nichts. Tatsächlich lässt sich der Roman, wie zum Beispiel Paul Austers 4321, auf verschiedene Weise lesen. Die Kapitel sind, wie im zuletzt hier von mir vorgestellten Roman von Castle Freeman - mit großartigen Überschriften versehen, was eine Vorahnung davon aufziehen was, was den Menschen, die Nagelschmidt ins Zentrum stellt, so alles passiert.

Der Beginn des Romans ist eine typische Straßenszene - ein Mann, ein wenig verlebt, ein wenig ungepflegt, Plastiktüten neben sich, aber mit strahlend blauen Augen, die an frühere Zeiten erinnern, in denen es ihm wohl besser ing, haut einen anderen Mann um eine Zigarette an. Sie kommen ins Gespräch. Der zweite Mann, Bederitzky, ist Taxifahrer und wir werden ihn immer wieder ein Stück durch seine Geschichte und den Nachmittag begleiten. Wie auch die anderen Figuren Nagelschmidts, ist Bederitzky eigentlich etwas anderes, als man auf den ersten Blick sieht. Er ist als Taxifahrer gestrandet, tatsächlich aber will er Musik machen. Nur, davon kann er nicht leben.

Anders als Felix, auch Flix genannt, der seine Sucht zum Beruf gemacht hat. Er dealt und das obwohl er bereits erwischt wurde und einsaß, jetzt Bewährungsauflagen zu bedienen hat. Aber er hat aufgehört zu konsumieren ... nun zumindest eine Zeit lang. Dass sich das vielleiht ändern könnte, wäre ein großer Fehler. Wer jetzt einwerfen mag, hmm, dealen, als Arbeit zu bezeichnen, das wäre nicht korrekt, der sollte mal überlegen, was die Feierwütigen des Nachts an laufen hält.

Neben dem Dealer und dem Taxifahrer treffen wir im Roman auf unter anderem auf die Hostelmitarbeiter und ihre Kunden, SanitäterInnen, eine Buchhändlerin, die des Nachts einer fast einträglicheren Tätigkeit nachgeht als tagsüber, ein paar eher orientierungslosen Jugendlichen, die bei einem etwas undurchsichtigen Mann eine Art Rückzugsort finden, einer Späti-Betreiberin und meiner Lieblingsfigur Ten, seines Zeichens Türsteher, junger Vater und auf dem Weg, sich ein "geregelteres" Leben zu schaffen. Alle sind irgendwie über bestimmte Berührungspunkte verbunden, ob sie es nun wissen, sich kennen oder eben nicht. Diese Struktur herzustellen, schlüssig durchzuziehen und das als Autor nicht prahlerisch vor sich herzutragen, sondern den LeserInnen auf Augenhöhe zu begegnen ist wahres Können und bietet einen Heidenspaß.

Am Ende des Romans fing ich von vorne an und las noch einmal mit anderem Blick aber mit genauso großem Genuss, wie bei der ersten Lektüre. Alleine dafür liebe ich dieses Buch. Lest es, denn es stellt die ins Licht, die sonst gerne übersehen werden und am Ende ist da immer jemand, der alle sieht, weil sie deren Dreck wegräumt.

Du bist nicht schön
Und das weißt du auch
Dein Panorama versaut
Siehst nicht mal schön von weitem aus
Doch die Sonne geht gerade auf
Und ich weiß, ob ich will oder nicht
Dass ich dich zum Atmen brauch *

*Peter Fox - Schwarz zu blau

Cover des Buches Arbeit (ISBN: 9783596703890)
sven_weidners_worlds avatar

Rezension zu "Arbeit" von Thorsten Nagelschmidt

Absolut lesenswert!
sven_weidners_worldvor 2 Jahren

Mit ARBEIT erzählt Thorsten Nagelschmidt Episoden aus dem Berliner Nachtleben. Mit einem Auge für Details gewährt er Einblick in das Leben von Menschen, die in der Nacht ihrem Job nachgehen, während andere das Nachtleben genießen. Der Schreibstil der einzelnen Geschichten passt sich oft dem betreffenden Hauptcharakter an, sodass man sich gut in die Protagonisten hineinversetzen kann. Gescheiterte Existenzen, geplatzte Träume, blauäugige Ansichten. Alles dabei. Hört sich traurig an, ist es zuweilen auch. Aber oft kann man auf Grund der (tragik)komischen Erlebnisse auch schmunzeln oder lachen. Und: Auf den ersten Blick nicht ersichtlich, sind die Geschichten mal mehr, mal weniger miteinander verbunden. All das macht das Buch besonders und lesenswert. 


ARBEIT war mein erstes Buch von Thorsten Nagelschmidt, aber sicher nicht mein Letztes.

Cover des Buches Arbeit (ISBN: 9783596703890)
Ginny-23s avatar

Rezension zu "Arbeit" von Thorsten Nagelschmidt

Mal was ganz anderes
Ginny-23vor 2 Jahren

Was passiert eigentlich nachts, wenn fast alle schlafen? Es gibt immer Leute, die nachts arbeiten müssen, feiern wollen oder einfach nicht schlafen können.

Thorsten Nagelschmidt hat Kurzgeschichten aus dem Berliner „Nachtleben“ zu einem amüsanten Buch zusammengetragen.

Ich habe noch nie ein Buch voller Kurzgeschichten gelesen und war am Anfang etwas skeptisch. Nach und nach habe ich aber Gefallen daran gefunden, da der Autor die Schicksale verschiedener Menschen geschickt miteinander verstrickt hat. Da gibt es die Notärztin, den Polizisten, den Drogendealer, den Taxifahrer, usw.

Bei jeder Geschichte musste man sich neu auf die Hauptfigur einstimmen, manchmal war es lustig, meistens aber auch echt tragisch und schrecklich. Das Buch hat uns wirklich zum Nachdenken gebracht und die heftigste Erkenntnis ist eigentlich, dass genau das was Thorsten Nagelschmidt beschreibt jede Nacht (und auch am Tag) wirklich passiert. Das bringt einem zum Schlucken… 🥺

Der Schreibstil war dem jeweiligen Charakter angepasst und deshalb nicht immer einfach. Manche Wörter mussten wir auch googeln oder wüsstet ihr auf Anhieb was „tsych“ und/oder „Pecker“ bedeuten?

Von mir bekommt das Buch 3,5 Sterne.

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Zusätzliche Informationen

Thorsten Nagelschmidt wurde am 05. Juni 1976 in Rheine (Deutschland) geboren.

Thorsten Nagelschmidt im Netz:

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auf 20 Merkzettel

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