Rezension zu "Der Wettbewerb der Gauner" von Hans-Hermann Hoppe
Wenn man an der Demokratie zweifelt, gilt man gemeinhin als ganz übler Bursche, weil die einzige Alternative zu ihr ein totalitäres Regime zu sein scheint. Doch merkwürdigerweise gehören gerade völlig freiheitsliebende Bürger, wie zum Beispiel der Autor, zu diesen Zweiflern. Hans-Hermann Hoppe ist jedoch nicht irgendein Spinner – vielmehr kann er eine beeindruckende wissenschaftliche Karriere vorweisen. Allerdings gehört er zu den Vertretern der sogenannten Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die im wissenschaftlichen Betrieb keine Rolle spielt, obwohl sie sämtliche ökonomische Krisen der letzten Jahrzehnte gut begründet vorausgesagt hat.
Bei dieser Broschüre handelt es sich um eine Zusammenstellung von Vorträgen, Aufsätzen und Interviews, die Hoppe in den letzten Jahren verfasst und gegeben hat. In ihnen legt er das Wesen seiner Auffassung von Demokratie und Staat nieder und zeigt eine Alternative zur gängigen Demokratie auf.
Ludwig von Mises, einer der Väter der sogenannten "Österreicher", wird vor dem eigentlichen Text so zitiert: "Das Wesen der Staatstätigkeit ist, Menschen durch Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung zu zwingen, sich anders zu verhalten, als sie sich aus freiem Antrieb verhalten würden." Der Staat selbst "ist ohne irgendeinen äußeren Vollstrecker entstanden", heißt es bei Hoppe. Das aber ist ein essentieller Punkt, der Hoppes Alternative, der sogenannten Privatrechtsgesellschaft, heftig im Wege steht. Was sich gewissermaßen von selbst in der menschlichen Gesellschaft herausbildet, kann nur unlösbar mit ihr verbunden sein. Und genau hier baut sich ein eklatanter Widerspruch zur sonstigen Denkweise der Österreichischen Schule auf, den Hoppe nicht sehen will.
Seine Privatrechtsgesellschaft scheint mir eine Utopie zu bleiben, denn sonst hätte sie sich schon irgendwo von selbst ergeben. Dessen ungeachtet kann man Hoppes Schriften nur empfehlen. Sie zeigen nämlich in ungewohnter Weise das Wesen und die Funktionsweise von Staaten auf. Staaten garantieren erstens (jedenfalls theoretisch) Recht und Ordnung und lassen sich zweitens dafür von ihren Bürgern über Steuern bezahlen. Die Garantie von Recht und Ordnung wird jedoch insbesondere dann fragwürdig, wenn der Staat oder seine Agenten bei einem Rechtsstreit selbst Partei sind. Gewöhnlich betonen die Vertreter des deutschen Staates dann die angebliche Unabhängigkeit der Justiz. Doch detailliertere Betrachtungen zeigen schnell, dass es so etwas nicht gibt. Man sieht das zum Beispiel an der Zusammensetzung des deutschen Verfassungsgerichts, in das die Parteien ihre Vertreter senden. In Deutschland ist darüber hinaus noch nicht einmal die Staatsanwaltschaft unabhängig. Ebenso wenig die Gerichtspräsidenten.
Für seine Tätigkeit verlangt der Staat eine Bezahlung in Steuern, deren Höhe er willkürlich festlegt. Wäre der Staat nicht der Staat, sondern irgendeine Struktur innerhalb einer Gruppe von Menschen, dann würde man dabei von Schutzgelderpressung sprechen. Der Staat besitzt auch die Geldhoheit, denn man muss Steuern in Zahlungsmitteln des Staates entrichten. Der Staat kann deshalb auch den Wert seines Geldes beliebig verändern und damit in das Privateigentum seiner Bürger eingreifen. Gegenwärtig passiert das beispielsweise über die sogenannte Niedrigzinspolitik. Was der Staat macht, ist dagegen für den Bürger ein krimineller Akt. Wie zum Beispiel das Herstellen von Falschgeld.
Nun titelt diese Broschüre als "Der Wettbewerb der Gauner". Hoppe erklärt in einem der Beiträge, dass es im Staat zu einem Wettbewerb schlechter Menschen kommen muss. Als Hoppe 2004 den entsprechenden Artikel veröffentlichte, konnte er noch nicht ahnen, wie sich seine These 15 Jahre später in den sogenannten Maskenaffären für jedermann offen beweisen würde.
Kurz gesagt: Wenn man einmal eine völlig andere intellektuelle Sichtweise auf Staat und Demokratie erlangen oder das Wesen dieser Einrichtungen begreifen möchte, dann kann man Hoppe nur empfehlen. Danach wird man die Dinge garantiert anders sehen.