Tillie Olsen

 4 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Tillie Olsen, 1912 als Tochter jüdischer Einwanderer aus Russland in Nebraska geboren, musste als junge vierfache Mutter ihre fortschrittlichen politischen Ansichten mit künstlerischem Ehrgeiz und Brotarbeit unter einen Hut bringen. Gleich ihre erste Story, »Ich steh hier und bügle«, erschien in den »Best American Short Stories of 1957«, kurz darauf wurde sie mit dem begehrten O.-Henry-Preis ausgezeichnet. Obwohl sie die Highschool ohne Abschluss verlassen hatte, erhielt sie für ihr Werk diverse Stipendien, Ehrentitel und Gastprofessuren der großen amerikanischen Universitäten, darunter Stanford, Harvard und Amherst College. Ihr berühmter Essay »Was fehlt« entstand aus einem Vortrag, den sie 1962 am Radcliffe Institute der Harvard University gehalten hatte. Sie starb 2007 in Oakland, Kalifornien, und gilt heute als Vorreiterin der emanzipatorischen Literatur.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tillie Olsen

Cover des Buches Ich steh hier und bügle (ISBN: 9783351039820)

Ich steh hier und bügle

 (6)
Erschienen am 11.10.2022
Cover des Buches Yonnondio (ISBN: 9780803286214)

Yonnondio

 (1)
Erschienen am 01.10.2004

Neue Rezensionen zu Tillie Olsen

Cover des Buches Ich steh hier und bügle (ISBN: 9783351039820)
Luisabellas avatar

Rezension zu "Ich steh hier und bügle" von Tillie Olsen

Große Literatur einer - zu Recht - Ikone der literarischen Selbstermächtigung
Luisabellavor einem Jahr

Tillie Olsen (1912-2007) gilt als Ikone der literarischen Selbstermächtigung und Feministin. Sie ist bekannt für ihre Kurzgeschichten, Essays und Vorträge sowie einen Romanentwurf, welche nun erstmals ins Deutsche übersetzt und vom Aufbau Verlage veröffentlicht worden sind. 

Das Buch »Ich steh hier und bügle« enthält 4 Stories der Autorin und wird ebenfalls um ein sehr passendes Nachwort ergänzt. Olson schreibt hierin über die Herausforderungen, denen Frauen gegenüber stehen, über Mutterschaft & Berufstätigkeit, über Familie, Gesellschaftsklassen und Armut. 

Olson zeigt in ihren Essays, Vorträgen und Stories, dass sie intersektional Diskrimminierungsformen zusammendenkt und plädiert mit ihren Werken für eine Vision von einem literarischen Miteinander, in dem alle Stimmen gehört und gelesen werden. Eine große und nach wie vor sehr wichtige Vision ❤️‍🔥

Ich habe beide erschienen Bücher von Tillie Olson [»Was fehlt« & »Ich steh hier und bügle«] hintereinander gelesen und kann diese Kombination sehr empfehlen und finde, dass sich diese hervorragend ergänzen. Ich freue mich sehr über diese für mich literarische Entdeckung. Große Leseempfehlung 🫰🏼

Cover des Buches Ich steh hier und bügle (ISBN: 9783351039820)
thenights avatar

Rezension zu "Ich steh hier und bügle" von Tillie Olsen

Ich stehe hier und bügle
thenightvor einem Jahr

Tillie Olsen war mir bisher vollkommen unbekannt. Die 1912 in Nebraska geborene Tochter jüdischer Einwanderer aus Russland, die junge vierfache Mutter musste ihre fortschrittlichen politischen Ansichten mit künstlerischem Ehrgeiz und Brotarbeit unter einen Hut bringen. Ihre Kurzgeschichte "Ich steh hier und bügle" erschien in »Best American Short Stories of 1957«


Und mit dieser Story beginnt auch die kleine Sammlung an Kurzgeschichten in diesem Band.


Hier erzählt eine Mutter von ihrer Beziehung zu ihrer ältesten Tochter, die sie in den ersten Lebensjahren des Kindes allein großziehen musste, eine schwierige Beziehung, die trotz aller Liebe auch eine gewisse Distanz zwischen Mutter und Kind beinhaltet. Einer ihrer Nachbarn rät ihr "Sie sollten Emily mehr anlächeln, wenn sie sie ansehen" Dieser Satz ist in der Lage einer liebenden Mutter das Herz zu brechen, denn manchmal ist zwischen Alltagssorgen und Geldproblemen nicht viel Platz für Liebesbekundungen, die über saubere Wäsche und regelmäßige Mahlzeiten hinausgehen.

Mit dieser Story erfährt man als Leser gleich, was einen in diesem Buch erwartet, es geht um zwischenmenschliche Beziehungen und diese Beziehungen sind nie einfach, in "He, Seemann, wohin die Fahrt?" besucht der Seemann Whitey eine befreundete Familie, Whitey ist Alkoholiker, eine gescheiterte Existenz, dessen einziger Zufluchtsort die Familie Helens, sein sicherer Hafen ist. Doch auch dort sind die Umstände schwierig. Und doch versucht die Familie alles um Whitey zu helfen, wie es scheint vergebens.

In "O ja" besuchen wir gemeinsam mit der Hauptfigur Carrie einen Gottesdienst einer schwarzen Gemeinde, das Kind ist vollkommen überfordert von dem Ablauf, in dem die Gläubigen ihren Gefühlen, die sie sonst unterdrücken, freien Lauf lassen, das beschreibt die Autorin auf sehr eindringliche Weise und auch wie sehr die einzelnen Gemeindemitglieder Hilfestellung leisten, trösten und in die Arme nehmen. Dieses Verhalten habe ich bisher nie verstanden, erst nach der Lektüre dieser Geschichte habe ich verstanden. Gerade diese Geschichte ist die wohl schwierigste in der kleinen Sammlung, aber auch die wichtigste. Carrie versteht noch nicht, sie ist ein Kind, das hin- und hergerissen zwischen der Freundschaft zu Parry und dem Druck seitens der Schule und ihren dortigen Freunden. Die Freundschaft zu einem farbigen Kind kann zu der Zeit nicht bestehen, will man nicht als Außenseiter enden. Was bleibt ist die Hoffnung, wenn die Mädchen erst einmal erwachsen sind, sie ihre Freundschaft neu knüpfen.


In der letzten Geschichte "Erzähl mir ein Rätsel" geraten wir mitten in einen Ehestreit, während David das Haus, in dem sie ihre Kinder großzogen, verkaufen und in ein Altenheim mit Vollversorgung ziehen will, endlich frei von finanziellen Sorgen und Pflichten möchte, Eva bleiben, wo sie ist, die Stille und den Platz genießen, die weniger werdende Arbeit, die Freiheit dann zu essen, wann sie will, für sich sein.

47 Jahre, Streit, Liebe, Sorgen und Freude, wobei man fast denken könnte, dass der Streit in all diesen Jahren überwog, aus Evas Sicht war es sicher auch so, sie hat sich immer zurückgenommen, mit sieben Kindern blieb ihr auch nichts anderes übrig. Als David erfährt, dass Eva nicht mehr lange zu leben hat, schleppt er sie auf eine lange Reise zu all ihren Kindern ohne ihr den Grund zu verraten.


Die Menschen in Tillie Olsen Geschichten sind alle auf die eine oder andere Art miteinander verbunden, sie beschreibt sie nicht mit ihren körperlichen Merkmalen und doch hatte ich immer ein klares Bild von ihnen vor Augen und auch wie sie lebten konnte ich mir gut vorstellen, das hätte ich zu Beginn der Lektüre nicht erwartet, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr knapp und sehr kurz, das muss man mögen. Ich mag ihn, einen ganzen Roman in diesem Stil zu lesen, wäre zwar sicherlich etwas anstrengend, aber in der vorliegenden Form ist die Lektüre zwar eine Herausforderung, aber auf eine gute Art, die mich am Ende zufrieden zurückließ.



Cover des Buches Ich steh hier und bügle (ISBN: 9783351039820)
Emilis avatar

Rezension zu "Ich steh hier und bügle" von Tillie Olsen

Pregnante Erzählungen, aktuelle Themen
Emilivor 2 Jahren

       

Die Erzählungen erscheinen am 11. Oktober 2022!

Über die Autorin: Amazon 

Tillie Olsen, 1912 als Tochter jüdischer Einwanderer aus Russland in Nebraska geboren, musste als junge vierfache Mutter ihre fortschrittlichen politischen Ansichten mit künstlerischem Ehrgeiz und Brotarbeit unter einen Hut bringen. Gleich ihre erste Story, »Ich steh hier und bügle«, erschien in den »Best American Short Stories of 1957«, kurz darauf wurde sie mit dem begehrten O.-Henry-Preis ausgezeichnet. Obwohl sie die Highschool ohne Abschluss verlassen hatte, erhielt sie für ihr Werk diverse Stipendien, Ehrentitel und Gastprofessuren der großen amerikanischen Universitäten, darunter Stanford, Harvard und Amherst College. Ihr berühmter Essay »Was fehlt« entstand aus einem Vortrag, den sie 1962 am Radcliffe Institute der Harvard University gehalten hatte. Sie starb 2007 in Oakland, Kalifornien, und gilt heute als Vorreiterin der emanzipatorischen Literatur.

Kurzbeschreibung: Amazon

Die Geschichten dieses Bandes verzahnen sich immer enger miteinander und gewähren sprachlich brillante Einblicke in die Welt der sozial Benachteiligten: Die Gedanken einer Mutter gleiten gequält mit dem Bügeleisen hin und her – was konnte sie ihrer halbwüchsigen Tochter bieten, was blieb dieser verwehrt? Lennie, Helen und ihre Kinder machen Platz für Whitey, einen gestrandeten Freund der Familie, doch er stellt ihre Geduld einmal mehr auf die Probe. Zwei Freundinnen, eine schwarz und eine weiß, merken, dass ihre Welten immer unvereinbarer scheinen. Ein Ehepaar streitet erbittert darüber, wie sie jetzt, wo Kindererziehung und Beruf hinter ihnen liegen, leben wollen, als sie eine fatale Diagnose ereilt. Die Geschichten verzahnen sich immer enger miteinander, wenn die Verbindungen der Protagonistinnen untereinander sichtbar werden.

Meine Meinung: 

Dieses Buch beinhaltet vier Erzählungen von Tillie Olsen. "Ich seht hier und bügle", "He, Seemann, wohin die Fahrt?", "O ja" und "Erzähl mir ein Rätsel". Umfangreichste von allen ist "Erzähl mir ein Rätsel". In dieser Erzählung geht es um ein Ehepaar, das ein recht schweres Leben hinter sich hat: harte Arbeit, Armut, Kampf um Arbeit und großziehen von sieben Kinder. Jetzt, wo sie alt sind, sind sie in einem Streit gefangen. Der Ehemann möchte, dass die beiden ins Altersheim gehen... Die Erzählung "O ja" fängt mit einem bedeutenden und vielsagendem Satz an: "Sie sind die einzigen Weißen hier in der Kirche der Schwarzen". Die Konflikte hier sind vorprogrammiert, auf jeden Fall in der Erzählung von Tillie Olsen. In der Geschichte: "He, Seemann, wohin die Fahrt?" - besucht ein Freund der Familie, nach dem er das Schiff und die Arbeit verlassen hat, die Mutter mit Kindern. Er bleibt für länger... Und stört gehörig das auch so nicht einfaches Leben der Protagonisten der Geschichte. "Ich steh hier und bügle" hat mir persönlich am meisten gefallen. Es geht um eine bügelnde Frau, die über ihr Tochter nachdenkt.

Jeder, der meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich kein großer Freund von Erzählungen bin. Doch es gab in all den Jahren welche, die auch mich voll und ganz überzeugt haben. Wie bin ich dann zu diesem Buch gekommen: Ja, da muss ich das Cover ansprechen. Das Bild hat mich absolut neugierig gemacht: eine rauchende, nachdenklich wirkende Frau, die auf mich absolut sympathisch wirkte... Dann habe ich den Titel gesehen, und wusste dieses Buch möchte ich lesen. Erzählungen hin oder her.

Die Autorin beschreibt ihre Figuren nicht äußerlich, doch mit ihren pregnanten, präzisen Aussagen zu der Personen, lässt sie die als Individuen auftreten. Jeder Charakter dieser vier Erzählungen wird zu einer lebendigen, handlungsfähigen Person. Die Figuren möchte man als Leser manchmal rütteln, damit sie sich anders benehmen, oder anders denken. Die Art zu erzählen von Tillie Olsen ist von Knappheit gezeichnet. Die mir persönlich bedauerlicherweise weniger gefällt. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Realismus der Handlungen und der Personagen. Ohne viel zu erzählen, drückt die Autorin doch sehr viel aus. Ich kann es gut nachvollziehen, dass Tillie Olsen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.

Meine Lieblingsgeschichte "Ich steh hier und bügle" hätte ich gerne als einen umfangreichen Roman gelesen, den Stoff gäbe es da genug. Doch für die Liebhaber der Erzählungen ist dieses Buch auf jeden Fall eine interessante Wahl.

                        

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