Cover des Buches Wir bleiben in der Nähe (ISBN: 9783499244025)
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Rezension zu Wir bleiben in der Nähe von Tilman Rammstedt

Rezension zu "Wir bleiben in der Nähe" von Tilman Rammstedt

von Penelope1 vor 12 Jahren

Rezension

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Penelope1vor 12 Jahren
Als Felix eine Einladung zur Hochzeit seiner Ex-Freundin Katharina erhält, sieht er rot. Schließlich sollte er zuerst, so war das eigentlich ausgemacht, vor acht Jahren, das weiß Felix noch genau, und Felix weiß immer alles noch genau, ist immer der, der sich erinnert. Also ruft er kurz entschlossen den gemeinsamen Freund Konrad an, der damals dabei war, mit dem er allerdings seit drei Jahren kein Wort mehr geredet hat. Das Verhängnis, genauer gesagt, die Erinnerung nimmt seinen Lauf, und die beiden beschließen, dass sie die Hochzeit nicht zulassen dürfen, bestimmt begeht sie einen großen Fehler. Doch wie wollen sie es anfangen, dass auch Katharina sich an die gemeinsame, vergangene Zeit erinnert, und können sie sie davon überzeugen, dass nur eine gemeinsame Zukunft mit ihren beiden Ex-Freunden infrage kommen kann? Kurzerhand reisen sie zu ihr, stehen dann jedoch vor der schwierigen Frage, welchen Weg sie in ihrer Überzeugungsarbeit einschlagen sollen, entscheiden sich schließlich dazu, sie an die französische Atlantikküste zu entführen. Doch zu einer echten Entführung gehört eine Bedingung, und genau diese soll Felix nun in Worte fassen, ohne Wischiwaschi, ohne wenn und aber... Das ist leichter gesagt als getan und so grübelt Felix angestrengte vier Stunden bis zum Ablauf des Ultimatums, um die Bedingung der Bedingung zu erfüllen. Dabei läuft die Vergangenheit an ihm vorbei und nicht nur neue Erkenntnisse bereichern seine Gedanken... ** Ein Roman um Freundschaft und um das Loslassen-Können. Felix als Ich-Erzähler kann sich einfach nicht von dem Gedanken an Katharina und Felix trennen. Auch wenn sie in den letzten Jahren kaum Kontakt hatten, empfindet er ihre geplante Hochzeit nun fast schon als "Verrat" ihrer alten Freundschaft und kann sich seine Zukunft plötzlich unter diesen großen Veränderung, die ihn eigentlich doch gar nicht -mehr - direkt betreffen sollte, nicht vorstellen. Dabei teilen wir die Gedanken von Felix, erleben seine Ansichten und Einsichten über das Leben, Zukunftspläne und Unsicherheiten, die ihn einerseits aktivieren, aber gleichzeitig auch lähmen. Immer wieder gerät er in groteske Situationen und es ließ mich des öfteren schmunzeln, wenn ich seine wirren Gedanken verfolgte und dann lesen musste, welche vollkommen gegensätzlichen Sätze er dann aussprach. Nachdem ich mich an die Erzählweise von Tilman Rammstedt gewohnt hatte und mich darauf einließ, konnte ich diesen Roman, der viele Fragen stellt, um viele davon gleichzeitig aber auch direkt zu beantworten, so richtig genießen. Kaum zu glauben, dass der unsichere Felix und Konrad "ihren Mann" stehen können, erscheinen sie doch beide sehr unbeholfen und teilweise sogar regelrecht "verwirrt". Die beiden Männer geben oft eine seltsam und irrwitzig komische Figur ab, treten in viele Fettnäpfchen und ließen mich des öftern laut lachen, auch wenn der Hintergrund der Geschichte durchaus ernstnehmen ist. Während sie einerseits wissen, was sie wollen, wissen sie auf der anderen Seite gar nichts, stolpern scheinbar von einem Schritt zum nächsten, ohne eine Ahnung, wohin der Weg sie führt und führen soll. Doch nun werden sie gezwungen, einen Plan auszuarbeiten, das Ultimatum läuft, das Spiel "Fang den Hut", das sie beide ständig spielen, bringt sie dabei wohl kaum weiter... Einzig Katharina scheint sich daraus abzuheben, scheinbar ruhig isst sie eine Karotte nach der anderen und überlässt es scheinbar den Männern, wie es weitergeht. Ich wartete gespannt darauf, ob und welche Idee die beiden schließlich bekommen bzw. ob Felix bis zum Morgengrauen eine Antwort findet, an deren Fragestellung und Ausarbeitung er den Leser teilhaben lässt, sodass auch er immer wieder zum Nachdenken angeregt wird. Das Ende bot dann doch noch eine Überraschung, auch wenn es noch die eine oder andere Frage offen lässt, aber hier sind die eigene Fantasie und die Ergebnisse der eigenen Überlegungen gefragt... Empfehlenswert nicht nur für Männer, die hier eindeutig die Hauptrolle übernehmen und deren Handlungsweisen man hier oft als "typisch männlich" einstufen wird.
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