Rezension zu "Provinzabgründe" von Tilman Schulze
Inhalt
In dem beschaulichen Örtchen Rest geschehen seltsame Dinge. In dem Dorf, in dem nur selten jemand stirbt, wurden innerhalb von nur wenigen Tagen fünf Menschen ermordet. Jetzt ist der Leser gefragt. Wie hängen die Mordfälle zusammen und vor allem wer hat das plausibelste Motiv? Nach und nach tun sich Abgründe auf und plötzlich ist jeder verdächtig…
Meinung
Das Buch liest sich leicht und flüssig. Ein kleines Manko sind doch einige Rechtschreib- und Wortfehler, die aber wohl der Veröffentlichung in der ersten Auflage geschuldet sind. Die Sprache des Autors variiert von Kapitel zu Kapitel, je nach Figur, aus dessen Sicht gerade erzählt wird. Ein wenig anstrengend zu lesen sind die ‚Sprach’eigenheiten einiger Akteure, wie zum Beispiel das ständige ‚dufte‘ oder ‚voll so‘ von Sozialarbeiter Tauf-Risch oder das gestelzte Geschwafel von Richter Cajkowski. Auf der anderen Seite entlocken sie dem Leser auch immer wieder ein Lächeln. Geschickt spielt der Autor mit Klischees, wie dem unbeugsamen Bürokraten, der sein Leben auf den Punkt genau plant oder dem Wirt, der außer dem Bier über der Theke auch den ein oder anderen Muntermacher unter der Theke hindurchreicht. Auf heitere Weise fühlt man sich, zugegebenermaßen etwas überspitzt, an das Zusammenleben erinnert, wie es in jedem abgeschiedenen Dorf überall zu finden sein könnte. Jeder weiß alles über den anderen und mangels Alternativen zur Vertreibung der Langeweile, wird kräftig gegen seine Mitmenschen intrigiert.
Die Idee einer Geschichte, bei der der Leser eine aktive Rolle spielt und mit den verschiedenen handelnden (und toten) Figuren spricht ist an sich originell. Leider fehlte mir hier ein wenig der rote Faden. Die Kapitel waren gezwungen aneinandergehängt, es gab keine logische Folge und alles wirkte etwas ‚chaotisch‘. Auch Namen konnte ich mir nicht merken, da aufgrund der direkten Anrede an den Leser und keiner ‚klassischen‘ Er- oder Ich-Erzählperspektive diese eben nur sehr selten genannt werden. Auch habe ich das Buch nicht wirklich als spannend empfunden. Sicherlich haben die Erzählperspektiven das Buch aufgelockert, aufgrund der fehlenden Abwechslung (Personenbeschreibung, wörtliche Rede, Gefühlsbeschreibungen) hat sich bei mir leider kein Spannungsbogen aufgebaut. Es fehlte außerdem ein wenig die Beschreibung der Umgebung. Eine gut durchdachte Beschreibung der Orte einer Geschichte zaubern dem Leser eine eigene Vorstellung der Geschichte samt Schauplätzen, Figuren und Geschehnissen vor Augen. Das fehlte mir hier ein wenig.
Die Auflösung hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Durch Zufall klärt der Leser letztendlich die Morde auf, nicht durch Geschick und Kombinationsgabe. Womit wir auch wieder beim Problem des Spannungsbogens wären. Der Leser hat nicht das Gefühl, im Laufe der Geschichte dem Täter immer näher zu kommen, sondern er wird ihm am Ende auf dem Präsentierteller serviert, der vorherige Verlauf der Geschichte hatte für das Ende keine Relevanz. Das lässt ihn etwas enttäuscht und ratlos zurück.
Fazit
Ein unterhaltsamer Krimi, der sich an einem faulen Sommernachmittag oder einem kalten Winterabend bequem in einem durchlesen lässt. Die Idee zur Geschichte ist originell und humorvoll umgesetzt. Mit persönlich hat in diesem Buch allerdings die Spannung gefehlt. Eigentlich würde ich 2,5 Sterne geben. Da das aber nicht möglich ist, vergebe ich 3.