Cover des Buches Das Mädchen mit dem weißen Schal (ISBN: 9783962151782)
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Rezension zu Das Mädchen mit dem weißen Schal von Tilman Weysser

Eine unerfüllte Liebe und die Schrecken der Vergangenheit

von EvelynM vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein emotionales, spannendes und berührendes Buch mit Blick auf die Vergangenheit und einer schönen Liebesgeschichte

Rezension

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EvelynMvor 6 Jahren

Im Jahre 1985 räumen Eva, ihr Bruder Julius und zwei Freunde das Haus ihrer Großmutter in Frankfurt leer. Es soll verkauft werden und die jungen Leute hatten sich für diese Aufgabe angeboten. Im Laufe des Tages stoßen sie auf Kleidung und Gegenstände aus Zeiten der Naziherrschaft und einen Koffer, der nur Papiere zu beinhalten scheint. Allerdings finden sich darunter auch ungeöffnete Brief eines Mann namens Georg an eine Frau namens Anna. Eva lassen diese Briefe nicht los und sie beginnt zu lesen. Schnell wird ihr klar, dass eine tragische Liebesgeschichte dahinter steckt. Doch warum befanden diese sich im Besitz ihres Großvaters? Stück für Stück kommt Eva der Antwort näher, während der Leser immer wieder in Rückblenden in jene unheil- und grauenvolle Zeit zurückversetzt wird. Zudem macht sich von New York aus ein Fremder auf, um sich den Koffer zu holen. Warum ist dieser so wichtig für ihn?

Die Rahmenhandlung des Romans gestaltet sich zunächst wie die Geschichte von Jugendlichen, die vor allem mit sich selbst beschäftigt sind und mit ihrem Leben noch nicht viel anzufangen wissen. Doch das ändert sich nach und nach. Die Verwandtschafts-verhältnisse von Eva und Magnus, sowie deren „Vorfahren“ sind oft verwirrend und machen das Begreifen der Geschehnisse nicht gerade leicht. Doch das Buch ist berührend und spannend zugleich und ich wünschte mir mit jeder Seite mehr und mehr, endlich hinter die Ereignisse zu blicken. Die Liebesgeschichte von Georg und Anna zog mich schnell in ihren Bann. Das Auffinden des Koffers ist mit dem Öffnen der Büchse der Pandora gleichzusetzen. Denn es wirft nicht nur viele Fragen auf, sondern führt weit zurück in eine Vergangenheit voller Leiden, Verrat, Krieg, Machtmissbrauch und einer tragischen Liebesgeschichte. Der Leser erfährt im Rückblick nicht nur, wie sich Anna und Georg kennengelernt haben, sondern er taucht tief in die Ereignisse rund um die Machtergreifung der Nationalsozialisten ein. Die bedrückende Stimmung unter den Menschen, die einander nicht mehr vertrauen und das Unbehagen, eine Ahnung, die in der Luft liegt, hat der Autor ganz eindrücklich beschrieben. Die Überschriften passen gut zur jeweiligen Handlung und runden den bildhaften und ausdrucksstarken Schreibstil gelungen ab. Ich bewundere Annas starken Charakter und ihre Art, mit den widrigen Umständen ihres Lebens umzugehen. Dazu passt folgendes Zitat, das Annas Einstellung zu Bornwart und Hitler widerspiegelt, ganz hervorragend: „Das ist also der Altar, hier betet eine große Pfeife zu einer noch größeren Pfeife, damit dir noch mehr widerwärtige Ideen kommen.“ Ganz deutlich ist im Buch der Zeitgeist zu spüren, sowohl die des 2. Weltkrieges als auch die des getrennten Deutschland. Ich finde den Roman in sich stimmig, sehr gut gelungen, aufwühlend, berührend mit dem Blick für Details, bisweilen verwirrend, aber auch sehr spannend.

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