Tim Birkhead

 5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Tim Birkhead ist ein international anerkannter Ornithologe, emeritierter Professor der University of Sheffield und Mitglied der Royal Society. Als Dozent und Autor wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem von der Zoological Society of London. »Aus der Vogelperspektive« (Hanser 2023; Illustrationen: Catherine Rayner) ist sein erstes Buch für jüngere Leserinnen und Leser.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tim Birkhead

Neue Rezensionen zu Tim Birkhead

Cover des Buches Aus der Vogelperspektive (ISBN: 9783446276499)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Aus der Vogelperspektive" von Tim Birkhead

Gwhynwhyfar
Ein Vogel ist eben nicht einfach ein Vogel.

Die Welt der Vögel steckt voll ungeahnter Talente! Manche Vögel legen außergewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag! Dieses Buch nimmt mit auf eine Reise rund um den Globus, zu gefiederten Meistertänzern, lauten Plappermäulern und begnadeten Schauspielern. Man erfährt, wie die Rothuhnmutter hungrige Füchse austrickst und die Schnepfe tagelang ohne Pause fliegen kann, dass der Honiganzeiger mit Menschen zusammenarbeitet, um an seine Leibspeise zu kommen, und vieles mehr. Ein Vogel ist eben nicht einfach ein Vogel. 


Der Anfang: «Schließ die Augen, breite die Arme aus und stell dir vor, sie wären die weiten, majestetischen Schwingen eines Vogels. ...»


Das Sachbilderbuch ist klasse, denn es stellt interessante Arten mit ihren Eigenarten dar. Wir lernen viel über verschiedene Verhaltensweisen und Charakteristika von Vögeln und welchem Zweck sie dienen. Genau darum ist es ein prima Kinderbuch für naturinteressierte Kinder. Was dem Buch nicht gelingt, ist, sich in einen Vogel hineinzuversetzen, mit seinem Blick die Welt zu sehen. «Du bist ein Vogel.» Es gibt hin und wieder die Aufforderung: «Stell dir vor ...». Aber das funktioniert nicht. Denn jeder Vogel wird als Sachtext vorgestellt: Der Lebensbereich wird abgebildet, die spezielle Eigenart der Vogels. «Der Vogel erzeugt einen Knall, indem er seine Flügel dreimal schnell an seinen Schwanzfedern reibt, so dass es klingt, als würde eine Pistole loslegen.» Sachtext. «Der kuriose Fettschwalm, auch Guácharo genannt, nistet in den stockfinsteren Höhlen Südamerikas ...» Alles prima beschrieben aus Menschensicht. Nur das Gefühl, sich in den speziellen Vogel hineinzuversetzen, bleibt außen vor. Dazu hätte man ein Du verwenden müssen und Emotionen: Du hörst, siehst ... du gibst schrille, kickende Laute von dir, um dich am Echo zu orientieren – in der Art. Sachinformation und sich gleichzeitig in etwas hineinzuversetzen, kann nicht funktionieren.


Aber das macht nichts. Und das nur am Rand, denn das sollte ja Ziel des Buchs sein. Das Ziel, die fantastische Artenvielfalt vorzustellen, ist gelungen. Und was würde vielleicht passieren, wenn das Kind vom Hochbett den fallenden Flug des Wanderfalken imitieren wollte ... Verspielte Raben, die im Winter den Berg hinunterrodeln, Aras, die gern Geräusche und Stimmen ihrer Umgebung imitieren, Schwäne, die ihr Gebietsrecht sehr ernst nehmen und verteidigen, Flötenkrähenstare (mal nachsprechen!), die in Australien jeden Morgen genau zehn Minuten lang im Chor singen, das Brüten der Pinguine, Enten mit dem Doppelblick, die feinen Ohren der Kauze, der magische Kompass des Rotkehlchens, warum heißt ein Vogel Honiganzeiger?, die gute Tarnung der Nester der Schwanzmeise – es gibt hier eine Menge zu entdecken. Der Ornithologe Tim Birkhead erklärt kindgerecht mit teils poetischen Einschüben die Vielfalt der Vogelwelt. Und Catherine Rayner hat in wundervollen Aquarellen das Kinderbuch illustriert. In warmen Naturtönen fängt sie die Vögl lebensnah ein. Der Hanser Verlag gibt eine Altersempfehlung ‎ ab 8 Jahren, das passt für mich. Ich denke, interessierte Kinder können ab 6 Jahren bereits etwas mit dem Stoff anfangen, der Text besitzt viel Empathie und ist einfach in der Tonalität gestaltet. Empfehlung!



Tim Birkhead ist ein international anerkannter Ornithologe, emeritierter Professor der University of Sheffield und Mitglied der Royal Society. Als Dozent und Autor wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem von der Zoological Society of London. Aus der Vogelperspektive (Hanser 2023; Illustrationen: Catherine Rayner) ist sein erstes Buch für jüngere Leserinnen und Leser.


Catherine Rayner ist eine preisgekrönte Autorin und Illustratorin. Sie studierte am Edinburgh College of Art und zeichnet Tiere, seit sie einen Stift halten kann. Ihre Kunstwerke stellt sie in Galerien auf der ganzen Welt aus.


Wie es ist, ein Vogel zu sein...

Längst ist es unserer Generation in Fleisch und Blut übergegangen, dass ein Greifvogel eben über „Adleraugen“ verfügt und dass ein Geier Aas über große Distanzen riechen kann. Wir haben uns mit dem Wissen angefreundet, dass Vögel über die Wahrnehmung des Magnetfeldes und ultravioletten Lichts verfügen.
Doch es gab etliche Jahrhunderte lang sehr unterschiedliche und kontroverse Vorstellungen über die Sinneswahrnehmungen von Vögeln. Der Wissenschaftshistoriker und Ornithologe Tim Birkhead nimmt den Leser in diesem Buch nicht nur mit in die Welt der Sinne von Vögeln, er umreißt auch auf umfassende und doch kurzweilige Weise die letzten dreihundert Jahre des Forschens und Experimentierens auf diesem Gebiet.
Der Inhalt

Tim Birkheads Buch rangiert in einer Domäne jenseits populärwissenschaftlicher Literatur, wie sie uns in den letzten Jahren vermehrt erreicht hat, auch wenn das fachkundigere Leser möglicherweise anders empfinden.

Ich habe in diesem Buch versucht, die Resultate der wissenschaftlichen Artikel, die sich auf Vogelsinne beziehen, in Alltagssprache zu übersetzen. Dabei habe ich jede Fachsprache so weit möglich vermieden, doch wo sie unabdingbar ist, habe ich versucht, den Begriff kurz zu erläutern, und für diejenigen, die es gern etwas genauer wissen möchten, ein Glossar angehängt.

(S.XVII, Vorwort)

Aber das Buch verliert dadurch keineswegs an Niveau. Im Gegenteil:
Tim Birkhead erspart dem Leser zum Beispiel nicht die Beschreibungen von Experimenten am lebenden Objekt. Wissenschaftliche Forschung ist nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete. Nach den Schilderungen des italienischen Naturkundlers Lazzaro Spallanzani, der im 18. Jahrhundert lebte und herausfand, dass Fledermäuse sich anhand ihres Gehörsinns orientierten, weil er ihnen mit einer Schere die Augäpfel entfernt hatte, legte auch ich dann eine einstweilige Lesepause ein. Es gibt einige solche Passagen, die makaber und brutal erscheinen und als nicht-wissenschaftlicher Leser tut man sich vielleicht schwer anzuerkennen, dass auch derartige Experimente zum heutigen Forschungsstand beitrugen.

Deutlich wird noch etwas anderes, während Birkhead den Leser durch etliche Epochen Vogelforschung führt: den Vogelforscher, den Ornithologen, gibt es eigentlich nicht. Viele der beteiligten Wissenschaftler waren Anatomen, Mediziner, Physiker, Meteorologen, Naturhistoriker, sogar Maler oder eben Geistliche, und auch die Beobachtungen von Bauern, Fischern oder Arbeitern halfen letztlich, auf die richtige Spur zu kommen.
Waren es anfangs zunächst die Anatomen, die sich mit dem Aufbau von Sinnesorganen beschäftigten, um so etwas über deren Funktionsspektrum zu erfahren, gab es später die Verhaltensforschung, die oft experimentierte und mitunter zu gänzlich anderen Schlussfolgerungen kam. Durchgesetzt hat sich nicht selten die Ansicht des renommierteren Forschers, egal wie sie aussah. Währenddessen schien viel Zeit bei der Debatte zu vergehen, ob Vögel überhaupt über Sinne verfügten oder nicht.

Die Fülle der Informationen kann kein Mensch im Kopf behalten, zu komplex ist die Materie. Vielmehr gerät der Leser auf seiner Reise ein ums andere Mal ins Staunen, über die Vögel und ihre Fähigkeiten, aber auch über die Forscher, die Birkhead porträtiert. Und nicht zuletzt staunt man darüber, dass selbst ein so prall mit Erkenntnissen gefülltes Buch, scheinbar noch immer an der Oberfläche dessen kratzt, was die Sinneswelt von Vögeln ausmacht. Fakt ist auch, dass dieses Buch nicht möglich wäre, ohne sehr viel fleißige Recherchen und jahrzehntelange Erfahrungen. Und zwischen den Zeilen findet sich noch etwas anderes, das dem Buch sehr gut tut: Tim Birkheads (britischer) Humor. Mit trockenem Witz beschreibt er die zum Teil skurrilen Ideen der Wissenschaftler seinerzeit, die einem eigentlich die Tränen in die Augen treiben könnten, aber dann muss man über Birkheads Erzählweise doch schmunzelnd den Kopf schütteln.
Der Autor

Tim Birkhead ist seit 1976 Professor für Verhalten und Evolution an der Universität in Sheffield und einer der bekanntesten britischen Ornithologen unserer Zeit. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Reproduktionsbiologie, insbesondere der Aspekt der Promiskuität bei Vögeln, sowie seine Studien zu den Trottellummen auf Skomer Island (Wales), welche er seit Beginn seines Studiums 1972 betreibt und die er in sein Buch mit einfließen lässt.

Fazit

Persönlich gefällt mir sehr, was Tim Birkhead in seinem Buch mitschwingen lässt. Nicht als erhobenen Zeigefinger, sondern vielmehr als leisen Unterton. Es ist die Erkenntnis, dass der Mensch bei Weitem nicht so viel weiß, wie er meint. Mehr als es die Jahrhunderte alte, christlich verbrämte Haltung vom Menschen als Maß aller Dinge es je vermochte, liegt im unvoreingenommenen Betrachten der Schlüssel für Verständnis.
Tim Birkhead ermutigt sehr zu dieser Einstellung in der Forschung, genau wie zur Forschung selbst.
Während der Lektüre begreift man unsere gefiederten Nachbarn immer mehr als hochspezialisierte, perfekt angepasste Organismen, deren erstaunliche Fähigkeiten auf ihren beeindruckend gebauten Sinnesorganen beruhen. Das macht sie zu dem, was sie sind und was sie von uns unterscheidet: zu Vögeln.

Eine ausführliche Rezension mit zusätzlichen Informationen findest du unter: https://treibholzinsel.de/2019/02/28/die-sinne-der-voegel/

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Welche Genres erwarten dich?

Community-Statistik

in 6 Bibliotheken

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Worüber schreibt Tim Birkhead?

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks