Tim Blanning

 4,3 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Glanz und Größe, Friedrich der Große und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Tim Blanning war bis zu seiner Emeritierung 2009 Professor für Neuere europäische Geschichte an der Universität Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Politik- und Kulturgeschichte Europas im 18. und 19. Jahrhundert (u.a. »Das Alte Europa 1660 – 1789«, 2006). Dabei widmet er sich auch immer wieder deutschen Themen wie in seiner gefeierten Biografie »Friedrich der Große« (2018), wofür er u.a. mit der British Academy Medal ausgezeichnet wurde. Zuletzt ist von ihm bei C. Bertelsmann erschienen »Triumph der Musik. Von Bach bis Bono« (2010).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tim Blanning

Cover des Buches Friedrich der Große (ISBN: 9783406718328)

Friedrich der Große

(2)
Erschienen am 21.10.2022
Cover des Buches Glanz und Größe (ISBN: 9783421048608)

Glanz und Größe

(2)
Erschienen am 26.10.2022
Cover des Buches Triumph der Musik (ISBN: 9783442747078)

Triumph der Musik

(1)
Erschienen am 13.01.2014
Cover des Buches The Pursuit of Glory (ISBN: 0143113895)

The Pursuit of Glory

(0)
Erschienen am 27.05.2008

Neue Rezensionen zu Tim Blanning

Cover des Buches Glanz und Größe (ISBN: 9783421048608)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Glanz und Größe" von Tim Blanning

dunkelbuch
Ein Epochengemälde als »Sternstunde der Geschichtsschreibung«

Klappentext:

Tim Blannings Geschichte Europas erstreckt sich vom Ende des Dreißigjährigen Kriegs bis zum Wiener Kongress und zeichnet detailliert, höchst unterhaltsam und mit großer erzählerischer Kraft das Bild eines Zeitalters in tiefgreifendem Wandel – wirtschaftshistorisch, machtpolitisch, kulturell, militärisch. Neben großen Persönlichkeiten wie Louis XIV., Friedrich II., Napoleon, Voltaire oder Newton und den Eliten an Europas Höfen kommen immer wieder auch die Alltagssorgen und Nöte der niederen Stände in den Blick, die sich schließlich in der Französischen Revolution Bahn brechen sollten. Die Leichtigkeit, mit der Blanning die Perspektive zwischen den Kulturen wechselt, und die Fülle der verarbeiteten Fakten weisen den Autor als Meister seines Fachs und einen der bedeutendsten Historiker unserer Zeit aus. 

Der Autor breitet sein immenses Wissen und die ungeheure Fülle der Fakten auf anregende, ja sogar unterhaltsame Weise aus. 

Ein grandioses Buch mit einer unglaublichen "Fülle an Information"

Cover des Buches George I (Penguin Monarchs): The Lucky King (ISBN: 9780141976839)
A

Rezension zu "George I (Penguin Monarchs): The Lucky King" von Tim Blanning

Andreas_Oberender
Von der Leine an die Themse. Georg I. - Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien

Seit 2014 bringt der Penguin-Verlag eine Buchreihe heraus, die "Penguin Monarchs". Es handelt sich um Kurzbiographien aller englischen und britischen Könige und Königinnen seit dem 11. Jahrhundert. Die Reihe beginnt mit den letzten angelsächsischen Herrschern vor der normannischen Eroberung. Auch Oliver Cromwell ist ein Band gewidmet. Mittlerweile sind mehr als drei Viertel der 45 geplanten Bände erschienen. Bald wird die Reihe vollständig sein. Die Bücher sind kleinformatig (13x18,5 cm) und umfassen maximal 150 Seiten. Sie enthalten farbige Abbildungen, Stammtafeln und kommentierte Literaturhinweise. Auch wenn eine entsprechende Angabe fehlt, ist davon auszugehen, dass sich die Bände an historisch interessierte Laien richten, die sich rasch über das Leben der englischen Monarchen informieren wollen. Als Konkurrenz zur renommierten Biographienreihe "Yale English Monarchs", deren Bände eher für den wissenschaftlichen Gebrauch in Frage kommen, sind die "Penguin Monarchs" nicht gedacht. Interessant ist die Reihe dennoch, denn der Verlag hat zahlreiche bekannte Historikerinnen und Historiker als Autoren gewonnen. Damit ist sichergestellt, dass sich die einzelnen Kurzbiographien auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes bewegen.

Georg I. (1660-1727), der erste britische König aus dem Hause Hannover, ist heute kaum noch bekannt. Er erbte die Krone, als Königin Anna, die letzte Herrscherin aus dem Hause Stuart, 1714 kinderlos starb. Das englische Parlament hatte Katholiken von der Thronfolge ausgeschlossen und die protestantische Kurfürstin Sophie von Hannover, eine Enkelin König Jakobs I., zu Annas Erbin erklärt (Act of Settlement, 1701). Da Sophie kurz vor Anna starb, ging ihr Erbanspruch auf ihren Sohn Georg über, den Kurfürsten von Hannover. Zum Zeitpunkt des Thronwechsels war Georg ein behäbiger Mittfünfziger ohne nennenswerte Ambitionen. Hinter ihm lag eine lange militärische Laufbahn. Obwohl er zum illustren Kreis der Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches zählte, wirkte er aus britischer Perspektive provinziell. Tim Blanning, der bekannte Experte für die Geschichte Europas im 17. und 18. Jahrhundert, hat sichtlich Mühe, Georg interessante und gewinnende Züge abzugewinnen. Georg hatte mehr Glück als Talent. Die englische Krone fiel ihm zu, ohne dass er sich anstrengen musste. Der im Exil lebende katholische Zweig des Hauses Stuart hatte in Großbritannien zwar Sympathisanten. Doch ein Aufstand, der Georg vom Thron stoßen sollte, scheiterte zur Jahreswende 1715/16 kläglich. Fortan saß Georg I. fest im Sattel. Er konnte es sich erlauben, während seiner dreizehnjährigen Herrschaft mehrfach für längere Zeit nach Hannover zurückzukehren.

Blanning steht Georg nicht so spöttisch und herablassend gegenüber wie viele andere britische Historiker. Er begegnet seinem Protagonisten mit Verständnis und Sympathie. Der König war von Natur aus zurückhaltend und bedächtig. An einer glanzvollen und kostspieligen Hofhaltung hatte er kein Interesse. Sein reifes Alter und seine Lebenserfahrung bewahrten ihn vor Torheiten und Missgriffen. Er arrangierte sich geräuschlos mit den politischen Verhältnissen in Großbritannien, respektierte das Parlament, überließ die Regierungsgeschäfte fähigen Ministern. Das wohlhabende Großbritannien war im Begriff, zur führenden Wirtschaftsmacht Europas aufzusteigen. Georg hatte an den Kriegen gegen Ludwig XIV. teilgenommen. Er und seine Minister waren sich einig, dass auf dem Kontinent ein Gleichgewicht der Mächte herrschen sollte. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg spielte Großbritannien die Rolle des Schiedsrichters im Mächtesystem. Die Personalunion mit Hannover erwies sich als strategischer Vorteil für das Königreich. Blanning widmet nicht nur der internationalen Politik Aufmerksamkeit, sondern auch den Problemen im britischen Königshaus. Georg überwarf sich mit seinem einzigen Sohn. Jahrelang sprachen der König und der Thronerbe nicht miteinander. Vater-Sohn-Konflikte dieser Art traten in den folgenden Generationen immer wieder auf. Sie wurden zum unrühmlichen "Markenzeichen" des Hauses Hannover.

Von diesen privaten Misshelligkeiten abgesehen war Georg I. in der Tat ein glücklicher König, wie ihn Blanning nennt. Glücklich war er auch im Tode: Er starb nicht in Großbritannien, sondern in Deutschland. Seine letzte Ruhestätte fand er in seiner Heimatstadt Hannover, von der er sich nie gelöst hatte. Mit nicht einmal 90 Seiten Text fällt Blannings Buch sehr schmal aus. Doch bedenkt man, wie wenig Georg als König leistete und wie kurz seine Herrschaft war, dann ist dieser knappe Umfang allemal gerechtfertigt. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im April 2018 bei Amazon gepostet)

Cover des Buches Friedrich der Große (ISBN: 9783406718328)
M

Rezension zu "Friedrich der Große" von Tim Blanning

M.Lehmann-Pape
Fundiert verfasst und sehr flüssig und plakativ im Stil

Fundiert verfasst und sehr flüssig und plakativ im Stil

Einerseits kann man sagen, dass über so manche Figuren der Historie, und dazu gehört Friedrich der Große ohne jeden Zweifel, so ziemlich alles schon gesagt wurde, was jemals zu sagen wäre. Und zudem der Preußenkönig aus den verschiedensten Perspektiven, von seiner Jugend her, von seiner Sexualität her, von seinen Eigentümlichkeiten her, von seiner durchaus gnadenlosen Sturheit her über sein Kriegsglück und Unglück bis hin zu seiner besonderen Form des Begräbnisses im „Rudel seiner Hunde“ her bereits beleuchtet worden ist.

Auf der anderen Seite, manches gerät in Vergessenheit, manche hervorragenden Biographien versinken doch immer wieder auch im Strudel der zigtausend jährlichen Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt und, was Blannings Sicht der Dinge und Form der Darstellung angeht, eine umfassende, kluge, sehr flüssig und damit einfach zu lesende Biographie über eine solch interessante Person der Geschichte, über einen „Zeitenwender“, ist es immer wert, gelesen und rezipiert zu werden.

Schon der Beginn dieses Lebens, die jungen Jahre, mit einerseits „einem gebrochen werden“ (Blanning nennt die Dinge klar und plakativ beim Namen), aber auch die Phase der ebenso stringenten und kühlen „Emanzipation“ vom Vater, dem „Soldatenkönig“ liegt dem Leser intensiv und teils packend verfasst zu Beginn vor Augen, wie auch, ein besonderes Merkmal dieser Biographie, vielfach die Atmosphäre der Zeit, die allgemeine Entwicklung in Preußen („Heimatfront“), das werdende Selbstverständnis einer sich bildenden und wachsenden Nation und ein Erbe für einen ganzen Kulturkreis („preußische Tugenden“) sich Schritt für Schritt im Rahmen wandelndes Kriegsglück und nicht immer gelingender Ausrichtungen des „großen Königs“ Thema der Darstellung sind.

So dass der einerseits komplexen, gar feingliedrigen und künstlerisch angehauchten Persönlichkeit Friedrichs kontrastreich auch dessen inneren Enge, durchaus stattfindende Grausamkeit im Umgang mit Menschen, ein kühles Verhältnis zur Liebe an sich und eine klare Benennung der sexuellen Orientierung des Preußenkönigs ebenso differenziert am Ende vor den Augen liegt, wie die Herausforderungen und Entwicklungen jener Phase des 18. Jahrhunderts selbst mitsamt den wechselseitigen Einflüssen zwischen König und Volk, Kultur und Herrschaft, innere Entfaltung und äußere Eroberungen gelungenes Thema des Werkes sind.

Ein umfassendes Portrait eines Mannes, der auch in späteren Jahren den ein oder anderen Alptraum über seinen Vater nachts erlitt und damit, wie Blanning ausführt, persönliche Krisen und militärische Niederlagen (die hier und da durchaus in der ihm eigenen Halsstarrigkeit mitbegründet waren) in den „stillen Stunden der Nacht“ nacherlebte.

Eine empfehlenswerte, umfassende und lebendige Lektüre, die das menschlich-allzu menschliche in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt und aus dieser Perspektive einige erfrischende Ansätze zum tieferen Verständnis der damaligen „europäischen Politik“ mit ihren ebenso vielfachen persönlichen Verflechtungen und Zu- und Abneigungen setzt.

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