Klappentext:
Schauspielerin und Diva Natascha Gessler, die Hersfeld nicht von Helmstedt unterscheiden kann, liegt tot in ihrer Garderobe der Stiftsruine. Kommissar Daniel Rohde und sein Team ermitteln mit Witz und Geschick - und stellen bald fest, dass die Spur zum Mörder weit in die Vergangenheit zurückreicht ...
Ich muss mal heute mal den Klappentext bemühen, weil mir hier ein bis zwei Dinge aufgefallen sind, die ich im Buch so nicht gefunden habe, angefangen mit dem "Witz" und dem "Geschick", mit dem Daniel Rohde und sein "Team" den Mordfall an einer Schauspielerin aufklären, die sich hat breitschlagen lassen, bei den Bad Hersfelder Festspielen aufzutreten. Witzig war hier gar nichts (wobei Humor natürlich personenabhängig ist, also ist meiner vielleicht einfach nur nicht mit dem des Autors kompatibel), und von Geschick habe ich auch nicht wirklich etwas mitbekommen, zumal allein die ganzen Zusammenhänge zwischen Mord, Motiv und Täter nicht gerade gut konstruiert waren. Das Team von Daniel Rohde besteht aus einer Kollegin, die natürlich unsterblich in den Kommissar verknallt ist. Warum? Man weiß es nicht. Besonders charakteristisch kommt Rohde jedenfalls nicht rüber. Allerdings auch niemand anders, außer vielleicht die Schauspielerin, weil sie eine Diva ist, oder die andere Schauspielerin, die dort noch mitmacht, weil sie das Klischee des jungen aufstrebenden Sternchens erfüllt und die Regisseurin des Stücks, weil sie einen österreichischen Dialekt hat.
Ok, wenn ich recht drüber nachdenke: nein, besonders charakteristisch ist hier niemand.
Warum und von wem das Opfer getötet wurde, ist, wie gesagt, ziemlich krampfig zusammengeschrieben. Mehr gibt es zum Kriminalteil des Buches eigentlich auch nicht zu sagen.
Was mich besonders gestört hat, ist, dass aber auch der Lokalkolorit in diesem Regionalkrimi keinen großen Raum einnimmt, und wenn doch, dann nur auf ziemlich plumpe und unangenehme Weise. Wir befinden uns im hessischen Bad Hersfeld, bei mir zwar nicht gerade um die Ecke, aber immerhin im selben Bundesland und in einer ländlichen Gegend. Wenn denn mal was gezeigt wird, das nicht das Aneinanderreihen von Restaurant- oder Café-Namen ist, schmettert irgendeine Figur mit Zwei-Sekunden-Auftritt einen s*x- oder r*ssistischen Spruch, um Rohdes verliebter Kollegin Brigitte (von der er nicht viel mehr wissen will, als allenfalls, warum ihre Eltern ihr so einen altbackenen Namen gegeben haben) besser dastehen zu lassen, wenn sie den Zeigefinger heben und sagen kann: "Na na, das sagt man so aber heutzutage nicht mehr."
Wenn man als Autor*in unbedingt total tolerant und weltoffen wirken will, dann lass das doch bitte einfach raus. Und zeichne den Charakter deiner Hauptfigur vielleicht stattdessen einfach tolerant und weltoffen und lass ihn nicht wie einen ihn anzuschmachtend sich lohnenden Überflieger durch die Geschichte schweben, der sich einen Sch*** für seine engste Kollegin interessiert und sich auch noch über ihren Namen lustig macht.
Fazit: Nicht wirklich gut konstruierter Whodunit, gespickt mit dörflichem S*x- und R*ssismus, um einzelne Figuren besser dastehen zu lassen. Alle Bewohner Hessens kommen wie dumme Bauern rüber, und die Ermittler*innen haben die Persönlichkeit der Zahlen Null, Acht und Fünfzehn. Ja, schade. Regionalkrimi mit s*xistischer und dennoch sympathischer Hauptfigur kann Rita Falk besser (inklusive Dialekt ausschreiben). Von mir gibt es 1,5*