Rezension zu "Janina Uhse | Meine Glücklichküche" von Janina Uhse
In diesem Kochbuch geht es um drei kulinarische Ecken der Welt: die Nordsee, Japan und Berlin. Da ich genau diese Küchen liebe, lässt das mein Herz schon gleich bei der Inhaltsangabe höherschlagen. Diese enthält nämlich schon kleine Bilder als Vorschau, anstatt nur die gewohnte Aufzählung in Stichpunkten, und auf der gegenüberliegenden Seite findet man eine große Karte der Region, in der die kulinarische Reise nun losgeht. Dann also auf an die Nordsee, nach Japan und nach Berlin.
Anfangs war ich skeptisch: Ja, auch ich esse wahnsinnig gerne eine Mischung aus allen möglichen Küchen, gerade asiatisch und norddeutsch. Das tun viele andere wahrscheinlich auch. Aber kann man das wirklich in einem Kochbuch vereinen? In diesem Fall schon. Aus den Nordseegerichten spricht ein wohliges Heimatgefühl – Janina Uhse wurde als Nordlicht geboren und ihre Großeltern führen ein Restaurant auf Föhr, was man ihren Rezepten anmerkt. In diesem Abschnitt findet man Gerichte wie Klöpse, Krabbenrührei und Rübenschmaus, bei denen man den Winter fast kaum erwarten kann, um es sich damit erst so richtig gemütlich zu machen , auch wenn die Rezepte natürlich nicht auf die Wintersaison beschränkt sind.
Danach führen ihre kulinarischen Reisen sie nach Japan. Japanische Küche ist meistens so eine Sache, und darüber ein Kochbuch zu schreiben, ebenso: Unzählige Kochbücher sind seitenweise mit Erklärungen gefüllt, wie man eine Brühe richtig ansetzt, und es beschleicht einen oft das Gefühl, dass man es auf viele Weisen falsch machen kann, aber nur auf wenige Weisen richtig. Hier gibt es genau ein Ramen-Rezept, ohne großes Vorwort, mit allen benötigten Zutaten, und geschmacklich überzeugt es auch – perfekt und völlig ausreichend. Man hat beim Durchlesen und Nachkochen das Gefühl, mit dabei zu sein, wenn das Streetfood in Japan gekostet wird, ohne dass ein elitärer Vortrag gehalten wird, nach dem man den Kochlöffel mutlos wieder weglegen möchte. Daneben habe ich zwei überraschende Entdeckungen gemacht: ein tolles Rezept für Okonomiyaki sowie das berühmte Aluschalen-Fischfilet, das vielen aus der Tiefkühltruhe bekannt sein dürfte und hier als frischer Ofenfisch serviert wird.
Im letzten Abschnitt befinden wir uns in Berlin, was nicht unbedingt heißt, dass die Gerichte aus Berlin stammen, sondern eher die Stadt als kulturellen Schmelztiegel widerspiegeln. Vielleicht trifft “modern” es ganz gut: Beispielsweise gibt es Hangover-Radieschen, die sie in einer New Yorker Bar entdeckt hatte, sowie Quetschkartoffeln und Nice Cream. Klingt nicht nur gut, sondern schmeckt auch gut.
Das Buch ist eine Wucht, wortwörtlich. Wenn ich es in eine Umzugskiste packen muss, möchte ich angesichts des Gewichts am liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber im Bücherregal reiht es sich toll neben Bildbänden und Reiseatlanten ein. Das passt auch dazu, dass zwischen all den Rezepten sich auch viele Seiten finden, die zum Durchblättern und Verweilen einladen und von den kulinarischen Reisen in eben jene drei Ecken der Welt erzählen, um die es hier geht. Als Kochbuch braucht es sich keineswegs zu verstecken und ist angenehm zu verwenden, da eine aufgeschlagene Doppelseite auch aufgeschlagen liegen bleibt. Nicht alle Rezepte sind zwar vegan oder vegetarisch, aber diese sind als solche gekennzeichnet und lassen sich in den meisten Fällen anpassen, sodass ich nicht das Gefühl hatte, dass mir ein Großteil der Rezepte entgangen wäre, weil ich sie schlicht nicht nachkochen konnte.
Es mag heutzutage einfach sein, sich ein Foodie zu nennen und ein Kochbuch zu schreiben, aber hier spricht die Liebe zum Essen und Kochen aus jeder Seite. Ich habe das Gefühl, eine kulinarische Seelenverwandte gefunden zu haben und ein Kochbuch, das in der Tat glücklich macht, darin zu blättern und daraus zu kochen.