Cover des Buches Mord im Tiergarten (ISBN: 9783954511785)
Rezension zu Mord im Tiergarten von Tim Pieper

Was Hass alles bewirkt

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren

Dieses Buch ist nach „Mord unter den Linden“ der zweite Fall des Kriminologen Dr. Otto Sanftleben.

Schon im Prolog macht der Leser Bekanntschaft mit einem krankhaften Nationalisten und Rassisten, dessen Identität jedoch nicht verraten wird.

Der Kriminalfall beginnt im Juni 1896 in Berlin, im Zoologischen Garten. Dort wird ein jüdischer Zeitungsunternehmer Opfer eines Ritualmordes. Der aus dem ersten Band bekannte Commissarius Funke zieht bei diesem Mordfall Otto zurate.

Doch noch bevor die Ermittlungen im vollen Gang sind, wird bereits im Tiergarten ein jüdischer Bankier auf dieselbe Weise abgeschlachtet.

Nun bewegen sich die Ermittlungen in Richtung antisemitischer Kreise. Verdächtige gibt es genug: z. B. den arroganten Professor von Trittin, den aufbrausenden Polizist Holle und den Weltenbummler Daniele Vincente. Und welche Rolle spielt Ottos Jugendbekanntschaft Igraine Raab? Sie verhält sich sehr unkonventionell für damalige Zeiten und verschafft sich damit nicht nur Freunde.

Und neben dieser kniffligen Mordserie lässt sich Otto auch noch zu einem Wettsegeln bei einer Regatta provozieren, so dass er neben den Ermittlungen mit seinem Mündel Moses auch noch schnell das Segeln perfektionieren muss.

Dieser zweite Fall des ehrgeizigen Berliner Kriminologen hat mir noch besser gefallen als der erste. Der Schreibstil von Tim Pieper ist gewohnt flüssig, die Story schreitet rasant voran und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ganz nebenbei bekommt der Leser aber auch noch eine kleine Geschichtsstunde über den immer stärker aufkommenden Antisemitismus in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht überfrachtet, sondern in genau richtiger Dosis in die Geschichte eingebettet. Aber es wird durchaus nachvollziehbar, wieso es nur wenige Jahrzehnte später zur Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland kommen konnte.

Zudem sind alle Personen sorgfältig ausgearbeitet und nicht stereotyp. Selbst die Hauptfiguren haben ihre Ecken und Kanten und das macht sie so sympathisch.

Am liebsten hätte ich das Buch in einem Rutsch gelesen, aber ich hatte es mir anlässlich der Leserunde auf drei Tage aufgeteilt. Ich danke Tim Pieper für das Buch, die nette Widmung und die wieder einmal sehr informative Leserunde

Wer einen guten und spannenden Krimi lesen möchte und dabei noch etwas über den aufkommenden Antisemitismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland erfahren möchte, der sollte sich „Mord im Tiergarten“ auf keinen Fall entgehen lassen.

Ich hoffe, es wird einen dritten Fall mit Dr. Otto Sanftleben geben!
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