Weil RB anders ist. Verhasst ist der Klub im Land, jedenfalls größtenteils. Auch in Sachsen selbst hält sich besonders in Dresden die Begeisterung in Grenzen. Als man in Aue darüber nachdachte eine Kooperation mit RB einzugehen, die sportlich und ökonomisch sehr sinnvoll wäre, riefen die Fans des Zweitligisten zum Aufstand auf. Und hatten Erfolg. Ähnlich lief es in Paderborn, von wo ein inzwischen nach Frankfurt abgewanderter Sportdirektor von RB kam. Man hat in Leipzig daraus gelernt und geht nun anders vor. Nürnberg freut es.
Dieses Buch beschäftigt sich allerdings nicht mit dem Neid anderer Vereine oder deren Fans, sondern mit den Leuten, die sich für RB begeistern. Es wirft einen Blick hinter die Kulissen und gibt so auch einige kleine Einblicke ins Umfeld des Vereins. In Leipzig ist es den Leuten herzlich egal, was anderswo über diesen straff geführten Verein geredet wird. Oder dass man kein Traditionsclub ist. Am Ende zählt der sportliche Erfolg. Und der gibt bisher keinen Anlass zur Sorge.
Wen also das eher familiäre Fan-Umfeld von Leipzig interessiert, der wird in diesem Buch genügend Informationen finden, die das Gerede vom Brauseclub konterkarieren. Geld ist nicht alles, wie man in West-Berlin oder Hamburg inzwischen weiß. Man muss auch damit umgehen können. RB wird in der Heimat gemocht. Und davon berichtet dieses Buch. Natürlich nicht neutral, das wäre bei seinem Verlag auch verwunderlich.
Tim Thoelke
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Junge Liebe
Neue Rezensionen zu Tim Thoelke
*Jeder hat seine Geschichte, und wenn alle zusammenkommen, ist RB nicht nur ein Team, sondern auch eine Familie.*
RB Leipzig - Stadionsprecher Tim Thoelke wirft hier zusammen mit dem Fotografen Enrico Meyer einen Blick hinter die Kulissen und porträtiert 44 Fans des Fußballclubs.
„Ich dachte immer, dass sind dicke, alte Männer, die sich treffen, um Bier zu trinken.“ - das Zitat über einen Fußballfanclub zeigt, wie klischeehaft der Sport und seine Fans gesehen werden können. Das Buch hingegen zeigt das genaue Gegenteil. Die Fans, die hier porträtiert wurden, stehen für die Vielfalt der Fußballfanwelt. Dabei traf sich Tim Thoelke mit Sportlern, Musikern, Moderatoren, aber auch mit jungen Nachwuchsspielern. Frauen sind dabei natürlich ebenso mit von der Partie. Einige der hier Vorgestellten haben direkt mit dem RB zu tun und lassen erahnen, was zur Fußballkultur und zu einem Fußballspiel so alles beiträgt, an das man nicht gleich denkt. Sei das die Betreuung der Stadionkapelle, die ehrenamtliche Hilfe für Fans mit Beeinträchtigungen oder die Aufsicht über die Einlaufkinder.
Jeder einzelne der Fans erzählt nicht nur über seinen Weg zum RB und seinen schönsten Fanmoment, sondern gibt auch einen kleinen Einblick in sein Leben abseits des Fußballs. Ergänzt werden die Texte mit mehreren Fotos, so dass ein Bildband entstanden ist, der sich den Menschen rund um den RB Leipzig widmet.
Fazit: Ich fand die Idee interessant, über einen Fußballclub zu berichten, ohne dabei die „Stars“ in den Mittelpunkt zu stellen. So zeigt sich welche Kreise ein Fußballclub zieht und dass den Reiz des Fanlebens nicht nur das Spiel selbst ausmacht.
Rezension zu "Junge Liebe" von Tim Thoelke
RB Leipzigs Stadionsprecher Tim Thoelke und Fotograf Enrico Meyer porträtieren 44 Fans des deutschen Bundesligisten. Seit 12 Jahren gibt es den Verein, der sich in Rekordtempo von der 5. Liga in die Bundesliga und die Champions League hochgearbeitet hat. Insofern ist "Junge Liebe" ein vortrefflicher Titel.
Das Buch ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Man spürt das feine Gespür von Enrico Meyer für Menschen und schöne Bilder. Die ganzseitigen Portraits sind aussagekräftig. Die Detailaufnahmen runden die Erzählung wunderbar ab.
Tim Thoelke zeigt wie unterschiedliche die Fans sind. Männer, Frauen, Kinder - alle werden berücksichtig. Klar ist das Buch ein Stück Marketing für den RB Leipzig und ein bewusstes Kommunikationsinstrument. Dennoch ist es unterhaltsam und lesenswert.
Einige besondere Fanclubs werden vorgestellt; unter anderem die schwul-lesbischen RainbowBULLS, die christlichen Holly Bulls oder die gehörlosen Deaf Bulls Leipzig.
Die meisten vorgestellt Fans sind nicht "nur" Fans, sondern haben auch eine Funktion beziehungsweise betätigen sich im weiten Umfeld für den Verein. Sei es Bulli, das Maskottchen, Katja, die für die Einlaufkinder zuständig ist oder Marko, der für die Auswärtsspiele ausführliche Reiseguides für die Fans zur Verfügung stellt.
Abgerundet wird das Buch mit der großen RBL-Fan-Umfrage. Vom ewigen Lieblingsspieler, zum schönsten Tor, den besten Spielen, größten Fehler der Vereinsgeschichte bis hin zu Spieltagsritualen der Fans werden darin alle wichtigen Fragen geklärt.
Zu guter Letzt gibt der ewige Lieblingsspieler und jener Mann, der das schönste Tor aus Sicht der Fans geschossen hat ein Interview. Wer die beiden sind, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.