Merkwürdig, wie wenig Definitionen ich im Netz finde, was eine »Hidden Location« überhaupt ist. Genau genommen habe ich gar keine gefunden. Da ist es ganz hilfreich zu schauen, was das Autorentrio unter diesem Begriff versteht, um festzustellen, ob dieses Buch einen anspricht oder eher nicht. Es geht nämlich nicht um verfallene Objekte (es geht also nicht um “lost places”), wie z.B. stillgelegte Industrieanlagen oder besonders gut versteckte Highlights tief in der Natur (und in Deutschland damit meist tief in Naturschutzgebieten), sondern die Autoren möchten gerne den Blick auf wenig beachtete Objekte lenken, die sich abseits teils auch touristisch erschlossenen Gebieten befinden.
Dabei ist es so, dass Einheimische genannte Orte mit Sicherheit kennen, Außenstehende hingegen nicht. Die Autoren laden dazu ein, auch in der Nähe von Hauptsehenswürdigkeiten den Blick nachts recht und links zu richten, damit man auch selbst auf Orte aufmerksam wird, die nicht in aller Munde sind.
Der Aufbau des Buchs ist in meinen Augen sehr gut gelungen. Zuerst stellen sich die drei Autoren Timm Allrich, Kilian Schönberger und Bastian Werner jeweils mit einem eigenen Vorwort vor. Dann gibt es einige allgemeine Hinweise, wie z.B. das Buch zu lesen ist und welche Randbedingen in den Vorstellungen gemeint sind.
Die drei Autoren haben sich Deutschland aufgeteilt. So wirft Timm Allrich einen Blick auf die Orte im Norden Deutschlands, Bastian Werner konzentriert sich auf die Mitte und Kilian Schönberger ist im Süden unterwegs. Es fällt auf, dass nicht nach Ost und West unterteilt wurde, wodurch die Entfernungen von einer Location zur anderen teils recht groß sein können. Am Anfang eines jeden Kapitels gibt es eine Karte mit einer Übersicht, was sehr praktisch ist, wenn man in einer Region Urlaub machen möchte oder wenn man gezielt bestimmte Orte aufsuchen mag.
Und dann werden die jeweiligen Orte vorgestellt, wobei ich es sehr praktisch finde, dass die GPS-Koordination von der nächsten Parkmöglichkeit und vom Fotopunkt angegeben werden. So kann ich sehr gezielt schauen, wie ich die Orte erreiche. Dann gibt es noch Informationen zur Erreichbarkeit und den Anspruch, wie gut die Orte zu erreichen sind. Sehr gut finde ich als Rollstuhlfahrer, dass sich Bastian Werner auch Gedanken dazu gemacht hat, wie gut die Orte mit einem Rollstuhl (oder Kinderwagen) zu erreichen sind.
Im Fließtext wird auf Besonderheiten eines Orts eingegangen, was sehr hilfreich ist. Vor allem die genannten Motivideen können so manchen Fotografen inspirieren, wie ein Ort am besten eingefangen werden kann. Selbstverständlich gibt es zu jedem Ort ein Foto, auf dem gezeigt wird, dass sich eine Reise dorthin tatsächlich lohnt.
Fazit
So mancher Ort, der in diesem Buch aufgeführt ist, war mir schon bekannt. Und ich habe diese auch als extrem sehenswert empfunden. Es sind in der Tat nicht immer »versteckte Orte« im Sinne, dass sie unbekannt sind. Es sind Orte, die sehr schöne Fotomotive abgeben und die in diesem Buch in meinen Augen hervorragend mit viel Hintergrundinformationen präsentiert werden.