Rezension zu "Ich - mein größter Feind" von Timm Flemming
Ich - Mein größter Feind ist ein Buch, dass tief unter die Haut geht und mich auch nach dem zweiten Lesen wieder begeistern konnte.
Eigentlich hatte ich beschlossen, dieses Jahr keine Bücher zu rereaden, weil mein SuB da einfach nicht mitspielt. Wegen diesem Buch bin ich dann aber schwach geworden. Das Thema Borderline ist mir selbst total wichtig und ich finde, dass es in dem Buch einfach sehr gut rüber gebracht wurde.
Es geht jetzt nicht total tief, und wenn man sich schon etwas mit dem Thema betroffen hat, könnte man vielleicht ein bisschen was vermissen, gerade weil das Buch schon etwas älter ist und demnach von den Therapien her nicht unbedingt auf dem neusten stand. Aber zum Einstieg in das Thema, oder wenn man einfach mal andere Leidensgeschichten lesen will, ist das Buch perfekt.
Es beginnt relativ harmlos, indem der Autor von seiner Kindheit erzählt. Beim ersten lesen fand ich das ein bisschen langweilig, weil ich mich aber in den letzten Jahren selbst mehr mit dem Thema befasst habe, ist mir zwischen den Zeilen einiges aufgefallen und plötzlich war es total interessant.
Danach folgen einige Seiten, die nicht ganz leicht zu lesen sind. Ich habe von einigen gehört, dass das Buch nicht triggern soll, aber das sehe ich anders. Wer gerade in einer Kriese steckt, sollte sich wohl eher von dem Buch fernhalten, da es einfach viel zu viele Tipps gibt, wie man das Essen am besten vermeiden kann und auch mehrere Selbstmordversuche und Selbstverletzungen wurden sehr genau beschrieben. Ich war echt froh, dass ich nicht alleine war, als ich das Buch letztes mal gelesen habe.
Das letzte Kapitel greift dann endlich das Ende vom Klappentext auf und ich muss sagen, da hätte ich mir mehr gewünscht. Das ganze Buch über hat er gelitten und auf den letzten zwanzig Seiten ging es erst bergauf, der Klappentext sagt für mich irgendwie etwas anderes und ich hätte mich nach dem ganzen Drama sehr über etwas positives gefreut.
Der Schreibstil von Timm Flemming ist sehr angenehm, und teilweise gibt es wirklich sehr schöne Zitate. Die meiste Zeit hatte ich aber das Gefühl, dass zwischen den Zeilen noch sehr viel mehr steckt und ich weiß noch nicht, ob ich das so gut finde. Vieles habe ich, wie gesagt erst beim zweiten mal gesehen und ich glaube, dass es für Menschen, die sich null mit dem Thema auskennen, schwierig sein könnte, so genau zwischen den Zeilen zu lesen.
Ich - Mein größter Feind ist ein fantastisches Buch, das ich aber wirklich nicht jedem empfehlen würde. Wenn ihr euch leicht triggern lasst, dann solltet ihr davon die Finger lassen und wenn ihr euch überhaupt nicht für Borderline interessiert, natürlich ebenfalls.