Cover des Buches Gegen den Strom (ISBN: 9783775156950)
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Rezension zu Gegen den Strom von Timothy Kang

Gott, bitte rette mich!

von Traeumerin109 vor 8 Jahren

Rezension

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Traeumerin109vor 8 Jahren

„Dort, wo niemand lange überlebt, ringt ihm ein Freund ein Versprechen ab: „Wenn du hier rauskommst, musst du der Welt davon berichten.“ Timothy Kang überlebt. Und erzählt seine Geschichte. Es ist die Geschichte der vergessenen Menschen Nordkoreas.“


Was Armut, Hunger, Kälte und Schmerzen wirklich bedeuten, muss Timothy Kang früh erfahren. Auch was sie mit den Menschen machen, was sie mit ihm machen. Wer im diktatorischen Nordkorea überleben will, der kann es sich fast nicht leisten, an andere zu denken. Gemeinsam mit seiner Mutter flieht Timothy nach China, doch er wird wieder abgeschoben und landet in einem Arbeitslager, das normalerweise die allerwenigsten lebend verlassen. Unter unvorstellbaren Bedingungen verliert er doch nie sein Vertrauen in Gott, und er schafft das Unglaubliche: Er überlebt und kommt frei. Wird er es schaffen, dem System endgültig zu entkommen?


Ein in vielerlei Hinsicht sehr bedrückendes Buch. Ich muss gestehen: Ich hatte keinen blassen Schimmer, was in Nordkorea für Zustände herrschen, bevor ich dieses gelesen habe. Jede Seite hat mich aufs Neue geschockt und fassungslos zurückgelassen. Es könnte ein Weckruf sein, für all die, die wie ich ahnungslos weit weg von all dem leben. Aber das Buch möchte uns nicht ermahnen, es ist eher eine sanfte, wenn auch eindringliche Bitte, nicht die Augen zu verschließen, sie nur ein kleines bisschen weiter aufzumachen.

Was der junge Timothy erlebt hat, kann man eigentlich nicht beschreiben, und doch tut er es. Er selbst schreibt, dass ihm bei der Erinnerung die Tränen kamen. Man spürt jede einzelne von ihnen. Die ganze Geschichte hat bei mir dennoch keinen niederschmetternden, sondern eher einen hoffnungsvollen und tröstenden Eindruck hinterlassen.


Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob wirklich ein Mensch all das erleben kann, ohne zu verbittern. Timothy hat es geschafft, weil er immer auf Gott vertraut hat und sich nicht gescheut hat, diesen immer wieder um Hilfe anzurufen. Stellenweise erzählte er in doch recht distanzierter Art und Weise von dem Erlebten. Wenn der Sprache die Worte fehlten, dann lag das glaube ich daran, dass es keine anderen Worte gibt um das Leiden zu beschreiben, und dass dies die einzige Möglichkeit war, damit umzugehen.


Timothys Hauptanliegen ist es, seinen Landsleuten das Evangelium zu verkünden und ihnen Gott näher zu bringen. Genau da allerdings hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Es ist doch ziemlich missionarisch, und vermittelt meiner Ansicht nach ein recht starres Gottesbild. Das Bild eines Gottes, dem ich persönlich mich nie anschließen könnte, weil ich nicht glaube, dass es Gott auf unsere Sünden ankommt. Ich verbinde mit Gott, wenn überhaupt, erstmal einfach nur Liebe, und das Gefühl, gefunden zu sein. Das habe ich in dieser Geschichte nicht gefunden, daher war ich schon etwas verwirrt. Schließlich glaube ich Timothy, dass er das alles so erlebt hat. Aber die ganzen Wunder, die er beschreibt, was Gott zu ihm gesagt hat...ich weiß nicht, aber es hat mich nicht überzeugt. Irgendetwas fehlte.

Da sich dieses Unerklärliche, was fehlte, durch das gesamte Buch zog, bekommt es von mir trotz der bewegenden Schilderung der Lebensumstände in Nordkorea nur drei Sterne.

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