Cover des Buches Die Hungrigen und die Satten (ISBN: 9783838789705)
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Rezension zu Die Hungrigen und die Satten von Timur Vermes

Geniales Werk! Urkomisch, ironisch, unterhaltsam, zum Nachdenken anregend. Unbedingt hören!

von Wedma vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Klug, unterhaltsam, ironisch-sarkastisch, schonungslos. Unbedingt hören! C. M. Herbst hat kongenial gelesen! Hör-Highlight dieses Sommers!!

Rezension

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Wedmavor 6 Jahren

Den neuen Roman von Timur Vermes habe ich sehr gern gehört und empfehle das Hörbuch wärmstens auch weiter.

Timur Vermes ist eine geniale Gesellschaftssatire gelungen, die dem Publikum Spiegel vors Gesicht hält: klug, mit Niveau, bis zu den Wurzeln der Dinge durchblickend, ironisch-sarkastisch, schonungslos. Die erste Hälfte hörte ich dauerschmunzelnd, paarmal musste ich auflachen. Zum Schluss wurde es immer ernster.

Christoph Maria Herbst hat kongenial gelesen. Hörgenuss auf der ganzen Linie, 15 St. 13 Min. der ungekürzten Ausgabe.

Die Handlung spielt in naher Zukunft. Für weitere Inhaltsangaben s. Klappentext. Der beschreibt das Wesentliche sehr treffend.

Sowohl die Figuren als auch die Handlung sind sehr überzeugend, alles hat Hand und Fuß. Von den Figuren gibt es meist die schrägen, bei denen man anfangs des Öfteren auflacht. Alles hat Sinn und einen festen Platz in der Handlung.

Oft wurde zwischen den Figuren geschaltet, aber umso spannender und abwechslungsreicher wurde das Ganze.

Viele Politiker kommen hier vor, zwar unter anderen Namen oder gar ohne welche, wie der Nachfolger von Merkel, der in etwa so auch genannt wurde, aber man kommt schon dahinter, wer eigentlich gemeint ist, auch weil C.M. Herbst dies mit seiner Darbietung nahelegt.

Der Privatsender, der die Starmoderatorin in das Flüchtlingslager schickt, ist eine der tragenden Figuren und offenbart viel Intimes im Verhältnis privates Medium und seine Zuschauer. Schön bissig, schonungslos die Tatsachen offenbarend und stets auf den Punkt. Wenn man auf diese Seite des Geschehens achtet, bekommt man viel Wahres in der Hinsicht vermittelt. Diese Geschichten von Astrid von Roel, die für die Starmoderatorin schreibt! So genau auf die Zielgruppe der Privatsenderzuschauer zugeschnitten, Werbung und alles, was damit zu tun hat inkl.

Nach und nach sieht man den Unterschied, die Kluft zwischen der rauen Realität und dem, was der Sender an sein Publikum vermittelt. Welch haarsträubenden Märchen da erzählt werden. Eklatant, auf welch Nebensächlichkeiten der Fokus stets fällt. Das eigentlich Wesentliche wird aber sicher ausgeklammert, kühn voraussetzend, dass der Zuschauer so etwas gar nicht wissen möchte/sollte.

Das Wie der Roels Märchen tut das Übrige. Dieses Verklärende und Getragene des Erzählstils, den die gewiefte Geschichtenerfinderin des Privatsenders hinter den Kulissen bemüht! Unbedingt mit einer Ladung von in Rosa getauchter, schnulziger Romantik. Sehr treffend und toll insg. dargeboten.

Eine der Aussagen des Romans: Alle, die können, versuchen, an den Flüchtlingen zu verdienen, egal wie verschlagen es aussehen mag. Die Fragen der Moral werden erst gar nicht gestellt. Dieser neoliberale Grundgedanke, dass man auch an menschlicher Elend Geld verdient, und davon am besten nicht wenig, ist hier im Laufe der Handlung in mehreren Szenen meisterhaft dargestellt worden.

Klar wurde auch die Tatsache, dass es um 150.000 Flüchtlinge nach Deutschland zu bringen einer strammen Organisation, eines Chefs mit Geld wie mehrere Ausführungskräfte bedarf, die Wasser, Energie-, Sanitäts- und andere Versorgung täglich zur Verfügung stellen, um so ein komplexes Unterfangen wie ein Fußmarsch von Nordafrika nach Deutschland fertig zu bringen. Und warum? Weil der clevere Boss auf noch mehr Geld spekuliert, von der EU, von den dt Steuerzahlern usw.

Man kann noch vieles über dieses tolle Werk schreiben, besser, man hört es selbst und gelangt zur eigenen Meinung.

C. M Herbst hat, wie bereits erwähnt, kongenial gelesen. Schon allen das Lachen von Mojo, was man da so alles heraushört! Grenzenlosen Egoismus, Selbstzufriedenheit, Hochmut, Spott, Häme, Hinterlist uvm. Auch andere Figuren sind ähnlich großartig, jede auf ihre eigene Art, dargestellt worden.

Man muss dieses Werk unbedingt hören, sonst entgeht einem viel. So toll lesen kann man selbst nicht.

Fazit: Geniale Groteske zum akuten Thema. Urkomisch, ironisch, Spiegel vors Gesicht der Gesellschaft haltend, unterhaltsam, zum Nachdenken anregend uvm. Unbedingt hören! Ein Hör-Highlight dieses Sommers!

P.S. Wer beim Thema Meiden nicht so ganz auf dem Laufenden ist, liest bei Gelegenheit „Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke. Danach wird vieles klarer.

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