Rezension zu "Die ganze Wahrheit über Münchhausen & Co." von Tina Breckwoldt
Ob der Ritt auf der Kanonenkugel oder die Rettung an den eigenen Haaren aus dem Sumpf – jeder kennt die Geschichten des Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen. Kaum jemand kennt hingegen die wahre Geschichte und Biografie des Lügenbarons. War er wirklich ein Mensch, dem man kein Wort glauben konnte oder erzählte er seine Geschichten einfach, um die Schenken zu unterhalten in denen er verkehrte?
Die Autorin Tina Breckwoldt hat sich an die Geschichte hinter den Geschichten gemacht und Erstaunliches zu Tage gefördert. Sie beginnt ihre Erzählung bereits weit vor der Geburt unseres Helden und schon da sieht der Leser, dass das Leben des Barons vorgezeichnet sein wird. Aber ganz so geradlinig wurde aus dem damaligen Kind natürlich noch kein Lügenbaron.
Sein Weg war ein nicht immer leichter und der damaligen politischen Landschaft angepasst. Der Baron von Münchhausen nutzte die Gelegenheiten, die sich angeboten haben, um seine Karriere voranzutreiben wie jeder andere auch. Ein Brief an seine Mutter, mit der Bitte ihm warme Unterwäsche nach Russland nachzusenden, zeigt, dass er ebenfalls mit banalen Problemen zu kämpfen hatte und sein Leben ein anderes war als das in seinen Geschichten gezeichnete.
Das Buch zeigt historisch belegt und in eindrucksvoller Weise das wirkliche Leben eines Mannes, der wie viele andere auch mit den politischen Verhältnissen gerungen hatte und seine persönlichen Stärken und Schwächen hatte. Und eben diese persönlichen Einblicke machen die wahre Geschichte des Barons zu etwas Besonderem – sie zeichnen einen Menschen abseits aller Märchen und verstrickt in die Geschichten des Alltags.
Aber nicht nur die Biografie Münchhausens lässt das Buch interessant werden. Auch die damit verbundenen geschichtlichen Ereignisse werden dargestellt und in einen Kontext mit dem Leben, aber auch den erzählten Geschichten Münchhausens aufgezeigt. Oftmals waren die Geschichten nicht mehr und nicht weniger als ein Hilfsmittel Münchhausens, um über Krisen hinweg zu finden.
An manchen Stellen wird ein wenig weit ausgeholt und es wird etwas zäh, andere Stellen wiederum lesen sich wie ein Roman – alles in allem aber hoch interessant. 4 Sterne