Rezension zu "Der Kelch von Anavrin - Das magische Siegel" von Lara Adrian
Wenn Lara Adrian eines ganz gut kann, dann überraschen und verzaubern. Ihre Midnight Breed Romane über den Vampirstamm ist eine meiner absoluten Favoriten. Weil Adrian zu meinen Lieblingsautorinnen gehört konnte ich auch bei ihrer neuen historischen Romantic-Fantasy Reihe "Der Kelch von Anavrin" nicht wiederstehen, auch wenn Mittelalter, Ritter und all das drumherum nie wirklich nach meinem Geschmack war. Wie schnell sich sowas ändern kann, wenn man wahrhaftig verzaubert wird, habe ich nach ihrem ersten Buch gespürt. Ich bin ihrem Schreibstil einfach verfallen...
In dieser Buchreihe ist ein junger ehemaliger Templer - Lord Kenrick of Clairmont - auf der Suche nach etwas, dem er einen großteil seines Lebens gewidmet hat. Zu seiner Templerzeit stieß er auf die Legende des Drachenkelches. Einem magischen Kelch aus einer anderen Welt, die von Gestaltwandlern bewohnt und wunderschön sein soll. Dort wurde der Kelch gestohlen und in die Welt der Sterblichen gebracht. Doch wer sich seine Unsterblichkeit und den versprochenen Reichtum zu eigen machen will muss erst alle vier Stücke dieses Kelches wieder vereinen.
Kenricks Beweggründe alle vier Teile zu finden liegen aber nicht im Egoismus. Er will mit aller Macht verhindern, dass Silas de Mortaine, ein skrupelloser Schurke, der Kenrick lange in Gefangenschaft hielt, an den Kelch herankommt. Zusammen mit seinem jetzigen Schwager Braedon und seiner Schwester Arianna haben sie im ersten Buch ein Teilstück des Kelches für sich gewonnen.
Nun, im zweiten Teil dieser mysthischen Reihe, will er einen Gegenstand zurückholen, der ihn zu einem weiteren Teil des Kelches führen soll - doch seine Feinde waren schneller. Die Burg seines besten Freundes ist ausgebrannt, die Familie ausgelöscht worden und das magische Siegel womöglich in den Händen seines Feindes - und alles nur, weil Kenrick den Burgherrn mit in seine Suche nach dem Drachenkelch reingezogen hat.
Kenrick of Clairmont ist ein bekanntes Gesicht. Im ersten Buch war er ein Gefangener und seine Schwester Arianna hat auf der Suche nach ihm ihr Leben riskiert und ihr Herz an einen Mann verloren, der ebenfalls von dem Drachenkelch weiß und nicht will, dass Silas de Mortaine ihm habhaft wird. Gemeinsam haben sie das letzte Abenteuer beendet und nun geht ihre gemeinsame Reise weiter, auch wenn es viel weniger Handlungsorte gibt. Diese Geschichte spielt hauptsächlich auf der Burg Clairmont.
Kenrick ist in Trauer über den Verlust seines Freundes und dessen Familie. Was de Mortaine an Leid über das Land gebracht hat, wird Kenrick ihm nie verzeihen.
Als er über eine fast bewusstlose Frau stolpert, setzt Kenricks Herz für einen Moment aus und er nimmt sie mit auf seine Burg, versorgt sie und erhofft sich wichtige Hinweise, die ihn zu den Mördern seines Freundes führen könnten.
Haven wird als ziemlich stur und wunderschön beschrieben. Sie verfällt Kenrick sehr früh, aber man merkt auch, dass sie sich eher wie eine Gefangene fühlt - bei Kenricks Wortwahl und störrischen Miene aber auch kein Wunder. Dass Haven keine Erinnerungen an den Überfall besitzt, fällt Kenrick schwer zu glauben und so macht er sich auf die Suche nach ihrer Herkunft. Die Dorfbewohner kennen sie als eine Kräuterfrau, die viel auf Burg Greycliff war und der Dame dort in Krankheit beistand.
Haven's Erinnerung drängt im Traum immer wieder zu ihr heran, doch die Bilder sind so furchtbar, dass sie dagegen ankämpft. Dank Lady Arianna gewöhnt sie sich bald auf der Burg ein und als sie gerade glaubt einen Platz im Leben gefunden zu haben, schlägt ihre Erinnerung zu und offenbart etwas tödliches.
Haven und Kenrick sind in meinen Augen das typische mittelalterliche Paar. Schüchterne Blicke, unbewusste Berührungen, unterdrückte Sehnsüchte und eine gefährliche Mission, die ihnen beiden im Weg steht. Haven's Geheimnis hat so eine große Macht und Adrian wartet bis zum Äußersten, bis sie dem Leser klar macht, wie gefährlich diese Liebe werden kann. Man hätte darauf vorbereitet sein können, aber zum Glück gab es nie irgendwelche Anspielungen, die das Geheimnis frühzeitig entlarven konnten. Umso erstaunlicher war diese Entwicklung und auch die weiteren Handlungen, die sich daraus ergeben haben. Ich fand es persönlich schön mal hingehalten zu werden, denn wenn man weiß, dass solche Bücher immer ein gewisses Happy End haben, dann wäre die Geschichte viel zu schnell vorbeigewesen.
Lara Adrian hat mir wirklich klar machen können, was alles auf dem Spiel steht und wie verloren man sich seinem alten Ich gegenüber fühlen kann, wenn man längst eine Andere geworden ist.