Tine Høegs Roman handelt von der Ich-Erzählerin Asta (33 Jahre), die gerade ihr zweites Buch schreibt. Sie bekommt eine Einladung zu einer Gedenkfeier, denn vor zehn Jahren starb August, mit dem sie im Studentenheim zusammenwohnte, der mit ihrer besten Freundin Mai liiert war und mit dem sie ihre Liebe zur Lyrik teilte. In Rückblicken erfahren wir wie tief verbunden Asta und Mai waren und immer noch sind, und dass es auch zwischen Asta und August knisterte ...
Ich staune über diese experimentelle Prosa, die ohne Beschreibungen von Personen, Orten, Wetterlagen und allem was sonst in Geschichten Atmosphäre erzeugt, auskommt. Der Text ist auf das Wesentliche reduziert - weder erklärt er Situationen, noch begleitet er sie (auch nicht die direkte Rede).
Manchmal musste ich ein wenig rätseln: ist das jetzt ein Gespräch oder sind das die Gedanken der Protagonistin? Ist es noch derselbe Tag oder wieviel Zeit ist vergangen? Nicht immer war mir gleich klar, in welcher Situation sich Asta befindet.
Erstaunlich, dass trotzdem Bilder in meinem Kopf entstanden sind, das Studentenwohnheim, Astas Schreibaufenthalt in Lolland, die Tour de Chambre* sehe ich alles sehr plastisch und lebendig vor mir. Eine wahre Kunst bei dieser minimalistischen Sprache. Kurze, unverschachtelte Sätze reihen sich aneinander, schlicht und verständlich.
Mit dieser formal recht untraditionellen Schreibweise reiht sich Tine Høeg im Droschl Verlag in eine lange Tradition.
Für Fans des eher experimentellen Schriftsprachgebrauchs sehr interessant!
*In dänischen Studentenwohnheimen gehen die Studis bei der Tour de Chambre durch alle Zimmer der Beteiligten trinken Alkohol und veranstalten Spiele. Jede(r) Bewohner:innen bereitet sein Zimmer unter einem bestimmten Motto vor.